21. Serpent Zuwachs

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„Hier, Kumpel, das wird dir helfen", sagte Toni und warf dem blonden Jungen einen Beutel mit Eiswürfel zu.
Sie hatte gerade ihre Schicht im Whyte Wyrm angetreten, als die Serpent Männer mit dem Neuling in die Bar traten und ihn feierlich als neues Mitglied vorstellten. Er war, so wie Jug, der Sohn eines älteren Mitglieds und das Beitreten in die Gang war quasi sein Geburtsrecht.
„Danke, T", sagte er und hielt sich den Beutel auf seine blutende Augenbraue.
„Dave, halt doch endlich mal still", maulte Cheryl zum hundertsten Mal und drehte sein Gesicht mit der Hand wieder in ihre Richtung, um mit einem in Desinfektionsmittel getränkten Tuch seine Wunden zu säubern.
„Mein Gott, Blossom. Er ist ein Serpent und kein Weichei. Also leg endlich das lächerliche Tuch weg. Die paar Schrammen werden ihn schon nicht umbringen", grinste Sweetpea.
Dann boxte er Dave spielerisch gegen die Schulter und nahm ihn in den Schwitzkasten.
„Na schön, ich gebe auf. Ruft mich ja nicht an, wenn sich der Mist in seinem Gesicht entzündet", seufzte die rothaarige genervt und nahm einen Schluck von ihrer Cola.
Toni beobachtete die Szene lächelnd, während sie ein paar leere Gläser spülte und spürte erneut, wie ihr Herz beim Anblick ihrer Freundin zwischen den Serpents aufging.
Diese hatte sich Tonis Lederjacke über die Schultern gehängt und saß zusammen mit Sweets, Jug und Dave am einem Tisch in der Bar. Wie so oft hatte sie Toni zu ihrer Schicht begleitet, um ihre Zeit nicht allein im Thistlehouse verbringen zu müssen. Denn sobald ihre Freundin das Haus verließ, fühlte sich das Gebäude kalt und fremd an und glich mehr einem Geisterhaus, als einem wirklichen Zuhause.
„Bei Notfällen werden die Serpents zusammengetrommelt. Und noch bist du keine von uns."
Cheryl verpasste Sweetpea mit dem Ellenbogen einen Stoß in den Rippen und warf ihm einem warnenden Blick zu.
Skeptisch hob Toni eine Augenbraue.
„Was soll denn dieses ‚noch' bedeuten?"
„Ganz große Klasse, Sweets", grinste Jughead kopfschüttelnd.
„Es ist mir so raus gerutscht! Ihr wisst, dass ich nichts für mich behalten kann!"
„Könnte mich vielleicht mal jemand darüber aufklären, was hier eigentlich los ist?", rief Toni genervt.
Seufzend stand Cheryl auf und lief zum Tresen herüber, um ihrer Freundin in die Augen zu sehen.
„Eigentlich sollte das eine Überraschung werden", begann sie und warf Sweets erneut einen vernichteten Blick über die Schulter zu, welcher abwehrend die Hände hob.
„Jug hat für mich in einer Stunde ein Serpent Treffen hier organisiert, damit sie darüber abstimmen können, ob ich die Erlaubnis habe, der Gang beizutreten."
Toni lachte ungläubig. „So funktioniert das aber nicht. Ich habe dir doch erklärt, dass du dafür diesen Tanz aufführen müsstest und..", sagte sie, hielt dann aber inne, als
Cheryl lächelnd den Kopf senkte und sich nervös eine Haarsträhne hinters Ohr strich.
„Nein. Nein! Vergiss es. Du wirst dich nicht da hoch stellen und an diesem sexistischen Ritual teilnehmen!"
Allein der Gedanke daran, Cheryl halb nackt auf der Bühne des Whyte Wyrm zu sehen, tanzend, die Augen aller Serpents auf sie gerichtet, brachte ihren Magen dazu, sich unsanft zusammen zu ziehen. Für so etwas war Cheryl in Tonis Augen viel zu zerbrechlich, viel zu rein.
Die rothaarige seufzte, trat um den Tresen herum, nahm Tonis Hände in ihre und sah ihr in die Augen.
„Liebling, ich weiß, der Gedanke gefällt dir nicht. Aber du musst verstehen, dass ich ein Teil der Serpents werden will. Seit Jasons Tod, und seit ich meine Mutter und Onkel Claudius aus dem Haus getrieben habe, sind die Serpents für mich das, was einer Familie am nächsten kommt. Das sagst du über dich selbst doch auch! Ich möchte ein richtiges Mitglied dieser Familie sein, koste es was es wolle. Und wie du weißt, hab ich nie etwas gegen ein wenig Rampenlicht einzuwenden."
„Um diese äußerst emotionale Rede zusammen zu fassen: hab dich nicht so, Topaz!", grinste Jug, der sich inzwischen ebenfalls an die Bar gestellt hatte.
„Echt jetzt? Ausgerechnet du? Als Betty damals beitreten wollte, bist du komplett ausgerastet", erwiderte Toni kalt.
„Das war was ganz anderes. Betty war dieses unschuldige, perfekte Mädchen von nebenan, das immer alle Regeln befolgt hat und gut behütet im schönen Teil der Stadt aufgewachsen ist. Ich hätte nie gedacht, dass sie so viel aushalten kann und jemals ein Risiko für die Serpents eingehen würde.
Aber bei Cheryl habe ich da keinerlei Zweifel. Sie hat schon einiges durchgemacht und weggesteckt. Außerdem hat sie in der Vergangenheit ja ausdrucksvoll bewiesen, dass sie sich furchtlos jeder Gefahr entgegen stellt, um die Serpents zu schützen", erklärte der Anführer und lächelte Cheryl anerkennend an, die ihm dankbar zunickte.
Toni atmete tief ein und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht.
„Das mag ja alles sein. Aber ich bin mir wegen diesem blöden Tanz immer noch nicht so ganz sicher.
„Das musst du auch nicht. Ich muss mir darüber sicher sein und das bin ich. Du kannst meine Meinung nicht ändern und ich frage dich auch nicht um Erlaubnis. Ich dachte eigentlich, du würdest dich darüber freuen, dass ich zu einem großen Teil deines Lebens gehören möchte", sagte die rothaarige schnippisch und verschränkte stur die Arme vor der Brust.
„Süße, dass tue ich doch auch, wirklich! Ich könnte mir nichts schöneres vorstellen, als dich als Mitglied der Serpent Familie an meiner Seite zu haben. Aber ich bin einfach nicht sonderlich begeistert davon, dass alle meine Freundin anstarren während sie an einer Stange tanzt!" 
Cheryl seufzte und legte sich eine Hand auf die Brust, während sie sich zu Jughead drehte.
„Ist sie nicht umwerfend, wenn sie sich Sorgen macht? Wie könnte man da lange böse sein?", sagte sie theatralisch.
Jug verdrehte die Augen, nahm sich die Cola, die Toni ihm nachgeschenkt hatte und setzte sich wieder zu den Jungs an den Tisch.
Das Serpent Mädchen sah ihre Freundin an und spürte wie sie weich wurde, als sie den bittenden Ausdruck in ihren Augen sah.
„Und du bist dir wirklich sicher, dass du das machen willst?"
Cheryl nickte entschlossen.
„Also gut. Dann werde ich dich dabei natürlich unterstützen. Ich bin stolz auf dich", sagte Toni lächelnd und legte ihre Lippen sanft auf Cheryls.
„Danke, das bedeutet mir viel. Und jetzt, Cha Cha, muss ich mich umziehen. Denn es ist undenkbar, dass Cheryl Blossom eine Show aufzieht, und dabei nicht wie ein verdammter Filmstar aussieht."
Mit diesen Worten zwinkerte sie Toni selbstsicher zu und holte ihre Tasche, um sich in die Damentoilette des Whyte Wyrm zu begeben.

Choni ~ You Bring Out The Best In Me 🐍🍒Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt