Ich liege noch die halbe Nacht wach und grüble über diese zwei Fragen nach. Mehr als einmal bin ich kurz davor aufzustehen und einfach abzuhauen, aber irgendetwas hält mich zurück. Vielleicht die Angst vor dem, was da draußen im dunklen Wald lauert. Vielleicht auch, allein herumzuirren und letztendlich elendiglich zu verhungern. Vielleicht bleibe ich aber auch hier, weil ich Angst habe, dass Jihoon mich erwischt und ich noch schlimmer als früher behandelt werde. Ich weiß es nicht. Das Einzige was ich sagen kann ist, dass ich letztendlich nicht einen einzigen Fluchtversuch wage.
Irgendwann schlafe ich ein, allerdings bin ich sehr unruhig, da es verdammt kalt ist. Somit fühle ich mich, als Jihoon mich noch vor Sonnenaufgang weckt, wie gerädert. Er ist genauso grummelig, wie immer am Morgen. Er hasst aufstehen. Man sollte dann lieber möglichst wenig mit ihm sprechen. Also tue ich auch genau das und tappe ihm einfach durch den Wald hinterher.
Irgendwann wird Jihoon fröhlicher, während ich immer schlechtere Laune bekomme. Meine Wasserflasche ist inzwischen leer, meine Füße schmerzen und ich habe unglaublichen Hunger. Außerdem habe ich das Gefühl vor Erschöpfung jeden Moment zusammen zu brechen.
„Und freust du dich auf das neue Versteck? Ich sags dir, das ist noch cooler als unser altes. Und das war schon super cool. Weißt du eigentlich wo das war? Jetzt kann ich es dir ja sagen. Also, es war unter genau diesem Wald. Eigentlich war das mal sowas wie ein Bergwerk, deswegen gab es auch so viele Gänge zum fliehen. Wir haben dieses ganze Tunnelsystem auswendig gelernt. Ich hab dafür bestimmt fünf Wochen gebraucht. Oder sogar noch länger." Zum gefühlt zwanzigsten Mal versucht Jihoon so ein Gespräch mit mir anzufangen. Ich dagegen versuche seine Stimme auszublenden und konzentriere mich darauf, nicht zu stolpern. Hier sind nämlich verdammt viele Steine, Wurzeln und andere Hindernisse, die ganz schnell dafür sorgen können, dass ich auf dem Boden lande.
„.. aber wir haben es noch nicht ganz eingerichtet und deswegen wird es ein bisschen schwer am Anfang. Trotzdem, ich mag dieses Versteck von allen am liebsten. Wir haben noch drei in Reserve, aber die sind lange nicht so cool. Ich wette, Jiho macht jetzt erst mal wieder Terror, dass wir uns irgendwo noch einen unauffälligen Unterschlupf suchen, falls wir wieder gefunden werden. Aber ich meine, vorher ist uns das noch nie passiert und es wird uns bestimmt auch nicht mehr passieren. Das war nur ein kleiner Unfall und ab jetzt müssen wir halt besser aufpassen." Ich seufze und schweife langsam wieder in Gedanken ab, während Jihoon fröhlich immer weiter vor sich hinbrabbelt.
Die Mittagssonne steht hoch am Himmel und schickt ihre Strahlen sogar durch das dichte Geäst des Waldes, trotz der Kälte. Jihoon hat irgendwann aufgehört zu reden und nun herrscht Schweigen zwischen uns, während wir uns weiter kämpfen. Es wundert mich, dass er nicht nur den Weg durch das Tunnelsystem auswendig kann, sondern uns auch durch den Wald führt. Anscheinend passt doch mehr in seinen Kopf, als ich im ersten Moment dachte.
Ich will Jihoon nicht nach einer Pause fragen, auch wenn ich sie dringen benötige. Ich schwanke mehr, als das ich noch laufe und mein ganzer Körper tut weh. Mein Bauch knurrt nicht mehr, sondern schmerzt nur noch vor Hunger und meine Kehle ist völlig ausgedörrt. Mein Kopf pocht und meine Füße brennen. Ich bin todmüde und am liebsten würde ich mich einfach auf den Boden legen und schlafen.
Zu meinem Leidwesen scheint Jihoon meine Erschöpfung zu bemerken, denn er dreht sich besorgt zu mir um und mustert mich. „Ich würde dir ja eine Pause anbieten, aber wir sollten es vor Sonnenuntergang zu dem Versteck schaffen. Es sind nur noch ein paar Stunden, okay?" Ich gebe ein nicht deutbares Geräusch von mir und laufe ihm einfach weiter hinterher.
Es kommt mir vor, als würden wir Jahre laufen. Und irgendwann kann ich nicht mehr. Ich weiß nicht, wie Jihoon immer weiter mit konstanter Geschwindigkeit vorangehen kann, wahrscheinlich liegt es daran, dass sein Körper weitaus trainierter und kräftiger als meiner ist. Langsam aber sicher falle ich immer weiter zurück und schließlich wollen sich meine Beine gar nicht mehr bewegen. Ich mache einen weiteren Schritt, stolpere, versuche mich abzufangen und lande letztendlich taumelnd auf dem Boden.
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Toy
FanfictionAhn Jaehyo genießt mehr oder weniger sein Leben als Sohn des Polizeipräsidenten von Seoul. Jedenfalls bis zu dem Tag, an dem die größte und am meisten gefürchtetste Verbrecherbande Südkoreas, Block B, die zudem auch noch einen gewissen Hass gegen se...