39. Death

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Am Rande meines Blickfelds nehme ich wahr, wie zwei weitere Typen in den Raum stürmen. Doch ich kann meine Augen nicht von dem abwenden, der mich zu Boden drückt. Ich bin wie erstarrt, in meinem Inneren ein Sturm aus Panik, der mich zu verschlingen droht.
„Bist du dir sicher, dass er das ist? Schau dir den mal an, sieht aus wie 'ne Leiche." Jetzt wendet der Maskierte über mir das Gesicht zur Seite, um den anzustarren, der das eben gesagt hat. „Natürlich ist er das. Nur bisschen dünner und so." Ich schlucke und endlich kann auch ich den Kopf zur Tür drehen. Inzwischen sind noch mehr von ihnen dazu gekommen. „Der kippt uns doch um, wenn wir ihn mitnehmen." Ich fühle mich unwohl unter ihren Blicken. Wie ein Tier, das zum Schlachter gebracht wird. Und wahrscheinlich bin ich das auch, denn ich glaube nicht, dass ich von ihnen allzu gut behandelt werden werde.
„Das ist jetzt vollkommen egal, wir müssen weg. Die Bullen sind gleich hier, man hört schon die Sirenen. Also los, raus hier!" Nachdem diese Worte gefallen sind, nehme ich tatsächlich das Heulen der Polizeisirenen wahr. Noch relativ weit entfernt, aber sie kommen. Ich bete, dass sie es noch rechtzeitig schaffen.
„Gut, ihr habt den Gebäudeplan im Kopf? Hier führt eine Leiter runter, wir nehmen die. Hanhae, du sagst Kiggen Bescheid, dass er sich bereit machen soll." Ich horche auf, als ich den Namen Hanhae höre. Einen Moment brauche ich, bis mir klar wird, warum er mir so bekannt vorkommt. So hieß auch der Freund von Minhyuk, der Block B verlassen hat. Und vorhin war doch auch die Rede von einem Mino? Die Betonung des Namens ist zwar leicht anders, als die des Minhos, der damals mit Hanhae gegangen ist, doch irgendwie verwirrt mich der Zufall, gleichzeitig zwei Männer zu treffen, die diese Namen haben und eindeutig Kontakt zu einander haben. Doch gerade ist es mir nicht möglich, mich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, denn denken kann ich im Moment nicht. Alles in mir wird von Angst beherrscht, ich bin unfähig, irgendetwas zu tun.

So wehre ich mich auch nicht, als mich der über mir Knieende hochzieht und mir die Hände auf den Rücken dreht. Die Ersten von ihnen klettern schon aus dem Fenster, das eigentlich meine Flucht hätte sichern sollen. Ein Anderer kommt auf mich zu, in der Hand ein Tuch. Panisch fliegt mein Blick zwischen seinem maskiertem Gesicht und dem Tuch hin und her. Er hebt die Hand und zwingt meinen Kiefer auseinander, dann spüre ich den rauen Stoff in meinem Mund. Ein seltsamer Geschmack breitet sich aus und ich habe sofort das Bedürfnis zu husten und diesen Fremdkörper auszuspucken, doch es geht nicht. Ein Würgereiz steigt in mir auf, doch ich unterdrücke ihn, so gut es geht.
Der, der immer noch meine Arme fest hält, stößt mich vorwärts zu dem Fenster hin. Ich sehe nach draußen und für einen Moment komme ich mir wie bei einem De ja-vu vor. Damals, als Block B mich entführt hat und wollte, dass ich aus dem Fenster springe. Jetzt soll ich diese Leiter nach unten klettern.
Sie ziehen mich grob nach oben. Meine Finger zittern, als ich mich verängstigt an dem weißen Plastik des Rahmens festkralle. Mein Körper ist erschöpft. Ich spüre, wie die Kraft immer mehr aus meinen Beinen weicht. Inzwischen macht es sich deutlich bemerkbar, wie anstrengend die Flucht von vorhin für mich war. Ich habe das Gefühl, jede Sekunde zusammen zu brechen. Doch sie zwingen mich, meine Füße auf die oberste Sprosse zu setzen und runter zu klettern.
Meine Beine fühlen sich schwer an und kalter Wind peitscht mir die Haare aus dem Gesicht. Seltsam, dass es ausgerechnet heute Nacht einen Sturm gibt. Fast schon zu passend.
Als ich unten ankomme, werde ich sofort zur Seite gezerrt und meine Hände werden hinter meinem Rücken zusammen gebunden. Ohne auf mich Rücksicht zu nehmen, zieht mich dann eines der Member hinter sich her. Ich stolpere, schwarze Flecken tanzen vor meinen Augen und ich fühle mich benommen. Es ist, als hätte sich ein seltsamer Nebel um alles gelegt. Immer noch spüre ich die Panik, den Schmerz, die Erschöpfung und selbst den Würgereiz, der von Minute zu Minute schlimmer wird, doch es kommt mir so dumpf vor. So unecht, als würde ich nur träumen und könnte jede Sekunde aufwachen.

Ich weiß nicht, wie lange wir laufen. Irgendwann schaffe ich es nicht mehr, meine Beine richtig zu bewegen und genervt packt mich einer von ihnen und wirft mich über seine Schulter. Es ist eine unangenehme, entwürdigende Position. Tränen schießen mir in die Augen, während mein Oberkörper bei jedem Schritt den er tut gegen seinen prallt. Ich fühle mich wie in einem Albtraum gefangen.
Nach einer Ewigkeit, obwohl es eigentlich nur ein paar Minuten gewesen sein können, kommen wir an einem Auto an. Es ist relativ groß, doch kein Van. Seltsamerweise öffnen sie nicht die Türen und stoßen mich auf einen der Sitze, sondern laufen außen um das Geführt herum, öffnen den Kofferraum. Einer tritt vor und hebt eine Platte heraus, wodurch sich ein versteckter Raum auftut, der vorher nicht sichtbar war. Erst verstehe ich nicht, was sie vorhaben, bis ich in diesen Raum gehoben werde und sich die schwarze Platte über mich presst.
Als mich die Dunkelheit umhüllt und ich spüre, wie der Kofferraum zugeworfen wird, realisiere ich, was das bedeutet. Sie fahren irgendwohin und werden mich hier drin lassen. In diesem winzigen Ding, wo es stockdunkel ist und ich kaum Luft bekomme.
Panisch versuche ich zu schreien, doch es geht nicht. Das Tuch in meinem Mund erstickt alle Geräusche, so dass nur ein leises, undeutliches Nuscheln rauskommt. Mein Herz schlägt noch schneller als vorhin und die Fesseln schneiden tief in meine Haut, während ich versuche sie irgendwie weg zu bekommen. Ich wälze mich wie ein Verrückter herum, trete so gut es geht gegen die Wände meines Gefängnisses, doch es bringt alles nichts. Ich kann nur immer weniger Atmen. In meinem Anfall habe ich nicht bemerkt, dass das Auto inzwischen gestartet wurde und meine Chance auf Rettung somit immer kleiner wird.
Meine Versuche mich zu befreien werden ebenfalls immer schwächer, ich kann einfach nicht mehr. Mein Körper rebelliert, alles ist zu viel. Tränen strömen über mein Gesicht und ich gebe raue Geräusche von mir, die man kaum als Schluchzen Identifizieren kann. Es dauert nicht lange, bis das letzte bisschen Kraft aus meinem Körper weicht und ich in eine wattige Schwärze falle, die mich sanft auffängt und von der grausamen Realität fortbringt.

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