Ich kann mich noch genau erinnern, wie es war aufzuwachen und in Jihoons Gesicht zu sehen, mit der Gewissheit, dass er mich liebt. Inzwischen habe ich das schon sehr oft getan und es ist jedes Mal aufs Neue wunderschön. Alles in meinem Leben ist zur Zeit wunderschön. Meine Verletzungen sind verheilt, ich habe zugenommen und wieder zu einem normalen Körperbild gefunden. Block B ist für mich noch mehr eine Familie wie vorher und WP sind inzwischen gute Freunde. Sie haben sich gefühlt hundert Mal entschuldigt mich so grob behandelt zu haben und alles so ungeschickt angegangen zu sein, doch für mich ist das eh schon vergessen und ich bin wirklich glücklich sie zu kennen.
Das neue Versteck, das für mich jetzt gar nicht mehr so neu ist, wo ich schon wieder ein paar Monate hier lebe, ist geräumig, warm und offen. Außerdem ist WPs Unterschlupf gar nicht weit entfernt, so dass wir uns oft besuchen kommen.
Eigentlich ist wirklich alles perfekt, doch es gibt da leider ein paar Kleinigkeiten, die drohen meine derzeit heile Welt zu zerstören. Zum einen wäre da Lee Jieun, die neue Polizeichefin. Es hat nur etwa einen Monat gedauert, bis sie die Arbeit meines Vaters übernommen hat. Mich persönlich hat das sehr gewundert, da ich zuvor noch nicht wirklich was von ihr gehört hatte und sie außerdem noch sehr jung ist, doch anscheinend ist sie hochqualifiziert und hat jahrelang undercover gearbeitet.
Ihre Art macht mir etwas Sorgen. Sie ist nicht wie mein Vater war. Sie ist viel cleverer und es geht ihr allem Anschein nach wirklich um das Wohl der Menschen. Eigentlich ist das etwas Gutes, doch leider steht sie damit mir und Block B im Weg. Wir kennen ihre Vorgehensweise nicht, wissen nicht, wie sie denkt und was sie vorhat. Sie ist gefährlich, keine Frage, doch Jiho hat mir versichert, dass sie aufpassen werden und sich bestimmt nicht von Lee Jieun erwischen lassen werden.
Die zweite Sache die mich stört ist, dass diese Gedanken, diese kranken Gedanken, die ich damals während meiner Zeit bei meinem Vater bekommen habe, immer noch da sind. Diese Lust mich an irgendwem für das, was mir angetan wurde zu rächen. Jemanden dafür leiden und sterben zu sehen. Ich habe das Gefühl, dass all diese falschen Gelüste vielleicht verschwunden wären, wenn ich meinen Vater selbst aus dem Weg geschafft hätte, doch dafür ist es zu spät. Er ist durch die Hand eines anderen gestorben und ich werde ihn nie für das büßen lassen können, was er mir angetan hat.Doch seit einer Weile ist mir etwas anderes in den Sinn gekommen, das mir helfen könnte. Eigentlich ist es offensichtlich. Jeder in Block B hat eine schlimme Vergangenheit mit der sie alle zu kämpfen haben und die sie zu dem gemacht hat, was sie heute sind. Mörder mit zwei Gesichtern. Ihrem normalen, aufgedrehten Ich, das man einfach gern haben muss und ihrem düsteren, wahnsinnigen, das einem grausame Qualen zufügen kann und dabei kalt lächelt.
Mein Inneres hat sich ebenfalls in zwei Teile gespalten. Zum einen bin ich immer noch der ruhige, etwas schüchterne Jaehyo, der fürsorglich und liebevoll ist. Aber andererseits ist da diese dunkle Seite in mir, die keine Scheu mehr davor hegt anderen weh zu tun, nur damit sie ihrem Wahnsinn Nahrung gibt.
Ich habe Angst, dass die zweite Seite irgendwann die Oberhand gewinnt. Dass sie den anderen Teil in mir vertreibt und einen verrückten Mörder zurück lässt. Und um das zu verhindern, will ich genau das Gleiche tun wie Jihoon, Kyung, Yukwon, Minhyuk, Taeil und Jiho. Ich will es schaffen, die Kontrolle über mein zweites Ich zu behalten, indem ich es nur ab und zu rauslasse. Indem ich beide Seiten mische und eins werden lasse. Ich will ein vollständiges Mitglied von Block B werden, mit allem was dazu gehört.
Bis jetzt habe ich noch keinem meiner Familienmitglieder etwas davon erzählt, doch ich habe mir fest vorgenommen, es bald zu tun. Und mit bald, meine ich heute. Ich schiebe es schon seit Wochen vor mir her, aber langsam will und kann ich nicht mehr. Ich habe ihnen extra Bescheid gegeben, dass ich ihnen etwas wichtiges sagen muss, damit ich mich nicht im letzten Moment noch davor drücken kann. Und so ist es gekommen, dass wir nun alle zusammen im Wohnzimmer sitzen. Kyung an Jiho gelehnt, der ihm sanft durch die Haare fährt, Yukwon in Minhyuks Armen, Taeil mit einer Schüssel Pudding (die er wohl als Ersatz fürs Kuscheln nimmt) und Jihoon zusammen mit mir in einem großen, gemütlichen Sessel.
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Toy
FanfictionAhn Jaehyo genießt mehr oder weniger sein Leben als Sohn des Polizeipräsidenten von Seoul. Jedenfalls bis zu dem Tag, an dem die größte und am meisten gefürchtetste Verbrecherbande Südkoreas, Block B, die zudem auch noch einen gewissen Hass gegen se...