Mit der Zeit verschwimmt der graue, schmutzige Boden vor mir mehr und mehr zu einer unförmigen Masse. Seltsame Schatten schieben sich in mein Sichtfeld und immer wieder habe ich das Gefühl, eher zu träumen als wach zu sein. Keiner spricht mit mir, ich höre nur leise ihre Stimmen im Hintergrund, wie sie miteinander tuscheln. Mein Kopf dröhnt und gleichzeitig ist alles so still. Ich kann meine eigenen Gedanken nicht verstehend, versuche verzweifelt mein Gehirn klar zu kriegen, doch ich habe keine Chance.
Irgendwann, ich bin mir nicht sicher, ob Stunden oder nur wenige Minuten verstrichen sind, nehme ich schnelle Schritte wahr, die von oben kommen. Für eine Sekunde blitzt in mir die Idee auf, dass das wohl die Wachen sein müssen, die sie vorher positioniert haben, dann verschwindet dieser Gedanke wieder in dem Durcheinander meines Gehirns.
Bis eine Stimme meinen Namen ruft. Kurz durchzuckt mich Klarheit, gibt mir genug Kraft meinen Blick zu heben, aufzusehen. Undeutlich erkenne ich einige Gestalten, die auf mich zugerannt kommen. Es dauert, bis ich sie fokussieren kann, ihre Gesichter identifizieren kann. Und bevor ich realisiert habe, wer das ist, schlingen sich schon starke Arme um meinen dünnen Körper. Wärme durchströmt mich, als hätte jemand ein Feuer in meinem Inneren gezündet.
Hände fahren durch meine Haare, über meinen Rücken. Doch es ist mir nicht unangenehm. Der Geruch der mich umgibt ist mir vertraut und lässt Tränen der Freude in meine Augen steigen. Jemand entknotet die Fesseln an meinen Handgelenken und wie automatisch lege ich die Arme um die Person vor mir. Erst jetzt nehme ich richtig war, dass ich gleich von ihnen allen auf einmal umarmt werde. Ein solches Glück steigt in mir auf, dass ich Angst habe, all das könnte gar nicht real sein. Wieso sollten sie plötzlich hier sein? Wie sollten sie mich gefunden haben? Wahrscheinlich halluziniere ich gerade vor Erschöpfung oder ich bin in Ohnmacht gefallen und träume das Alles nur.
Aber es fühlt sich so real an. Die Wärme, die mir Kraft schenkt, von der ich dachte ich hätte sie nicht mehr. Die leisen Stimmen, die versuchen mich zu beruhigen und die Finger, die mir die Tränen von den Wangen streichen. Ein kehliges Schluchzen dringt über meine Lippen und ich kralle mich fest an sie. Mir ist egal, ob das hier echt ist oder nicht. Ich will nur, dass sie mich nie wieder los lassen. Ich will nicht mehr alleine sein. Ich will sie nicht mehr vermissen müssen, will nicht, dass dieses furchtbare Gefühl von Einsamkeit zurückkehrt.„Nicht weinen, Kätzchen. Bitte hör auf, ich bin jetzt doch da. Wir alle sind da. Du bist in Sicherheit." Seine großen Hände umfassen mein Gesicht, heben es an, so dass ich ihm direkt in die Augen sehe. Sie glitzern verdächtig und ich nehme die nassen Spuren auf seinen Wangen wahr.
„D-du weinst du selbst." Gebe ich stockend von mir, meine Stimme ungewöhnlich rau, sie bricht fast am Ende des Satzes.
Er lacht, was in einem Schluchzen zu enden scheint. Dann zieht er mich wieder fest an sich, presst meinen zerbrechlichen Körper gegen seinen. Und es ist das schönste Gefühl, dass ich seit langem hatte. Das hier ist keine Halluzination und auch kein Traum. Das hier ist real. Ich liege gerade wirklich in Jihoons Armen. Und um uns herum stehen wirklich Taeil, Jiho und Kyung. Nur Minhyuk und Yukwon fehlen. Was mich zu der Frage bringt, warum sie fehlen. Doch ich komme nicht dazu, diese zu stellen, denn bevor ich auch nur den Mund aufmachen kann, dröhnt Jihos Stimme durch die Halle:"Wieso sieht er so fertig aus? Ihr solltet ihn möglichst unbeschadet her bringen!" Selbst mich lässt seine Tonlage erschauern, obwohl die Worte nicht mal mir gelten.
„Es sollte doch möglichst echt aussehen. Stell dir vor, wir hätten ihn wie ein Prinzesschen behandelt und die Bullen hätten uns erwischt. Dann wären wir alle am Arsch gewesen. Ich weiß, dass er euch wichtig ist Hyung, aber wir haben ihn da raus geholt und hier her gebracht, ohne dass er größere Verletzungen davon getragen hat. Besser ging es nun mal nicht." Verwirrt blinzle ich zu den Beiden, spüre, wie sich Jihoon jetzt langsam von mir löst.
„Trotzdem hättet ihr besser aufpassen können! Ihr hättet ihn nicht so fe-.." Abrupt wird Jiho von einer anderen Stimme unterbrochen:"Lass gut sein. Sie haben ihr bestes gegeben, lass uns jetzt nicht streiten, wo wir doch erst vor kurzen zusammengefunden haben. Wir sollten glücklich sein, Jaehyo wieder zu haben. Außerdem rennt uns die Zeit davon, Yukwon und Minhyuk warten bestimmt schon. Wir müssen los, alles weitere hat Zeit." Erstaunt beobachte ich, wie Block Bs Leader sich nach Kyungs sanften Worten tatsächlich beruhigt und nickt. „Okay, alle kennen den Plan. Lasst uns los."
Vollkommen verwirrt betrachte ich die Szene vor mir. Ruckartig bewege ich den Kopf zu Jihoon, was sich als keine gute Idee erweist. Ein Schmerzenslaut entweicht mir und schwarze Flecken schieben sich fast sofort in mein Sichtfeld. Mir wird bewusst, dass ich immer noch auf dem kalten Boden knie und es mir körperlich immer noch verdammt scheiße geht.
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Toy
FanfictionAhn Jaehyo genießt mehr oder weniger sein Leben als Sohn des Polizeipräsidenten von Seoul. Jedenfalls bis zu dem Tag, an dem die größte und am meisten gefürchtetste Verbrecherbande Südkoreas, Block B, die zudem auch noch einen gewissen Hass gegen se...