„Ich verstehe echt nicht, wie du das Alles so locker erzählen kannst. Es hätte sonst was passieren können und mal ehrlich, wir sind vor Sorge fast umgekommen. Unser Plan war letztendlich ein einziges Durcheinander und es ist etwas schief gegangen, schließlich hat WP einfach Ahn Minkwan umgebracht. Sie sollten ihn nur außer Gefecht setzen, wir wollten ihn dann später ausschalten und das nicht mit einem einzigen Schuss und fertig. Es sollte schon ein wenig schmerzhafter sein." Kyung ist so aufgebracht, während er das sagt, dass er sogar aufgestanden ist und seinen Leader argwöhnisch anblitzt.
„Ach komm, wenigstens ist er endlich tot. Auf welche Art ist doch jetzt egal, wichtig ist, dass er aus dem Weg ist." Versucht Taeil die Gemüter wieder etwas zu beruhigen, doch sofort mischt Minhyuk sich ein, der gerade das Zimmer mit einer Schale Suppe und einem Wasserglas betritt:"Sie werden schnell jemand neuen für ihn einsetzen. Unser Kampf gegen die Polizei wird nie vorbei gehen, egal wen wir umbringen. Aber das haben wir uns alles selbst zuzuschreiben, also warum streitet ihr jetzt hier rum? Wir sollten glücklich sein."
Er lächelt aufmunternd und kommt auf mich zu. „Ich hab dir doch noch etwas zu Essen gemacht. Du hast es nötig, denke ich." Dankbar nicke ich und setzte mich im Bett auf. „Minhyuk hat recht. Wir sollten uns freuen, schließlich ist Jaehyo wieder bei uns und dazu haben wir Minho und Hanhae getroffen. Eigentlich ist doch gerade alles gut." Grinsend ergreift Yukwon während diesen Worten die Hand seines Freundes und schenkt ihm einen liebevollen Blick.
Schmunzelnd betrachte ich die Beiden und lasse meine Augen dann zu Jihoon wandern. Ich frage mich, ob er mich auch jemals so ansehen wird? Jetzt, wo ich sie wiederhabe, ist das der einzige Wunsch, der noch in mir ruht.
„Ihr habt schon alle recht. Es reicht, wenn wir uns später um die ganzen kleinen Probleme kümmern. Am besten ist es, wenn wir Jaehyo jetzt erst mal wieder alleine lassen, damit er sich noch etwas ausruhen kann. Wenn es dir besser geht, erklären wir dir alles weitere." Jiho lächelt mir zu und gibt dann ein Zeichen, woraufhin die Anderen nach und nach den Raum verlassen. Nur Jihoon bleibt bei mir.Kaum, dass der Letzte die Tür hinter sich schließt, wendet er sich ganz mir zu und nimmt die Schale mit der Suppe zur Hand. „Du solltest dich nicht zu sehr anstrengen." Meint er und beginnt mit dieser Begründung mich zu füttern. „Irgendwie habe ich gerade ein Déjà-vu." Murmle ich belustigt nach einigen Löffeln. Er schüttelt den Kopf und lässt das Besteck zurück in die Schüssel sinken.
„Nein, was ich damals getan habe, habe ich voller Hass und in der Absicht getan, dich zu demütigen. Jetzt tue ich es voller Liebe und weil ich will, dass es dir gut geht." Er lächelt sanft und streicht einmal kurz über meine Wange, fährt dabei die Narbe unter meinem Auge nach. „Wir hätten dir damals nie so weh tun dürfen." Ich nehme seine Hand in meine und betrachte sie kurz, ehe ich zu ihm aufblicke. „Wenn du das so sagst, dürftet ihr niemandem mehr weh tun, da jeder in seinem Inneren wie ich sein könnte. Aber glaub mir, ich verstehe, warum ihr den Leuten weh tut. Ich verstehe, warum ihr raubt, entführt, foltert und tötet. Früher konnte ich es mir nie ganz erklären, doch heute, nach alldem, was ich in den letzten Monaten erleben musste.. Ich weiß nicht, was deine Vergangenheit ist, doch ich wage es zu sagen, dass meine nun nicht weniger grausam als die von Jiho, Taeil, Minhyuk, Yukwon und Kyung ist."
Seine dunklen Augen mustern mich genau, scheinen erkennen zu wollen, wie viel Leid in meinem Inneren ruht. „Ich habe dir nie erzählt, warum ich bei Block B bin, nicht wahr?" Ich presse die Lippen fest aufeinander, widerstehe dem Drang, darauf herumzukauen. „Du musst es mir nicht sagen, wenn du nicht möchtest." - „Ich möchte aber! Ich möchte, dass du es weißt. Ich habe nur Angst, was du dann von mir denken könntest." Ich schlucke und verschränke mit wild klopfendem Herzen unsere Finger ineinander. Er starrt sie einen Moment perplex an, sieht dann in mein Gesicht. Ich erwidere seinen Blick. Lange verharren wir in dieser Postion, gefesselt vom Antlitz* des jeweils Anderen, können uns nicht davon losreißen.Dann räuspert er sich schließlich und beginnt mit rauer Stimme zu erzählen:"Ich bin nie zur Schule gegangen. Oder in den Kindergarten. Oder ins Kino. Oder auf einen Spielplatz. Ich habe nie jemandem als Freund bezeichnet. Nie Geburtstag gefeiert und auch nie mit jemand anderem als mit meinen Eltern gesprochen. Ich habe fast keine normalen Dinge wie diese getan, bis ich es irgendwann nicht mehr ertragen habe und abgehauen bin.
Das klingt jetzt alles ziemlich durcheinander, vielleicht hätte ich meine Erzählung nicht so starten sollen. Also, um es von Anfang an zu erklären, meine Eltern waren sehr religiös. Sie waren geradezu besessen von Gott und so was. Als meine Mutter schwanger wurde, hatte sie eines Nachts einen Traum. Sie träumte, dass ihr Kind ein Kind des Teufels werden würde. Dass es schlimme Dinge tun würde und ihnen nur Unglück bringen würde.
Naja, du kannst dir denken, dass sie es, religiös wie sie war, glaubte. Also beschloss mein Vater gemeinsam mit ihr, mich direkt nach der Geburt einzusperren und dafür zu sorgen, dass ich niemals jemandem schaden könnte. Sie hätten mich wohl lieber getötet, doch da die zehn Gebote dies verbieten, haben sie sich dagegen entschieden.
Kaum, dass ich nicht mehr gestillt werden musste, brachten sie mich also in den Keller ihres Hauses, den sie dafür extra umgebaut hatten. Alle Fenster waren zugemauert worden, eine Art Bett war hingestellt worden und sie hatten eine Toilette sowie ein Waschbecken installiert. Da ich erst ein paar Monate alt war, mussten sie sich weiterhin viel um mich kümmern, da ich sonst ja gestorben wäre. Aber umso älter ich wurde, umso seltener holten sie mich nach oben oder kamen zu mir herunter. Ich fing erst mit ungefähr fünf Jahren an zu sprechen und das nur sehr bruchstückhaft. Manchmal benahm ich mich mehr wie ein Tier als wie ein Mensch und Schreiben sowie Lesen brachte mein Vater mir erst bei, als ich zehn war und das Ganze auch eher schlecht als recht.
Eigentlich ist es ein Wunder, dass ich nicht komplett unterentwickelt bin. Jedenfalls begann ich mit der Zeit zu verstehen, dass etwas an der Art, wie ich lebte nicht stimmen konnte. Manchmal vergaßen meine Eltern die Tür abzusperren. Nur sehr selten, aber ab und zu. Wenn sie dann zusätzlich nicht da waren, schlich ich mich nach oben.
In dem Keller war es immer kalt und nass, weswegen ich auch dauerhaft krank war. Im Haus dagegen war es warm und gemütlich. Es gab frisches Essen, bequeme Betten und ordentliches Licht. Im Fernseher, vor dem ich ursprünglich Angst hatte, mich aber irgendwann doch ran traute, sah ich wie die Menschen wirklich lebten. Ich erkannte, dass das was meine Eltern taten nicht richtig sein konnte.
Eines Tages warf ich ihnen all das vor. Sie waren unglaublich wütend, mein Vater schlug mich bis zur Ohnmacht. In den Jahren in denen sie mich verstecken mussten hatte er sich verändert. Weniger Religion und mehr Alkohol bestimmten jetzt sein Leben. Ich hatte unglaubliche Angst vor ihm, aber ich war auch wütend. Ich verstand nicht, wie sie mir so was antun konnten. Ich wollte ein normales Leben, so wie die Leute im Fernsehen.
Doch das war nicht für mich vorgesehen. Meine Eltern entfernten das Bett aus dem Keller, als Strafe. Ich musste von nun an auf dem Boden schlafen. All die unbehandelten Wunden, die mein Vater mir zugefügt hatte, entzündeten sich und ich wurde sehr krank. Ich wäre wohl gestorben, hätte meine Mutter nicht doch noch Nachsicht gehabt und mich soweit versorgt, dass ich nicht mehr dem Tode nahe war.
In dieser Zeit reife ein Plan in mir. Ich wollte abhauen. Wollte raus, die Welt entdecken. Und ich wollte mich an meinen Eltern rächen. Ich wollte sie dafür büßen lassen, was sie getan haben. Es dauerte lange, sehr lange, bis sie einmal wieder vergaßen die Tür abzuschließen. Ich bin nicht wirklich stolz darauf, man sollte wohl nie stolz auf so eine Tat sein. Ich habe meine Eltern mit einem Küchenmesser und einem Briefbeschwerer umgebracht. Meinen Vater mit dem Messer, meine Mutter mit dem Beschwerer. Dann bin ich weggerannt.
Wir wohnten sehr abgelegen, in einem kleinen Wald, was wohl mein Glück war, denn meine Ausdauer war mehr als schlecht. Nach wenigen Metern musste ich langsamer gehen. Ich weiß, dass in der Zeit, in der ich gegangen bin, die Sonne unterging, bis es ganz dunkel war. Also bin ich insgesamt vielleicht 60-90 Minuten gelaufen. Dann konnte ich nicht mehr. Noch nie zuvor war ich jemals so lange auf den Beinen und habe mich bewegt. Wie denn auch in diesem winzigen Keller?
Jedenfalls bin ich am nächsten Tag umgeben von vier Männern aufgewacht. Du kannst dir nicht vorstellen, was für eine Panik ich bekommen habe. Ich hatte zuvor nie andere Leute außer meine Eltern getroffen und jetzt standen diese Unbekannten vor mir.
Doch sie waren freundlich. Sie halfen mir auf, sprachen mit mir, fragten mich was passiert sei. Trotz meiner Angst erzählte ich es ihnen, woraufhin sie beschlossen mich mit ihnen zu nehmen. Wir mussten vorsichtig sein, da meine Klamotten voll von dem Blut meiner Eltern waren und es nicht mehr so lange dauern würde, bis irgendwer merken würde, dass etwas nicht stimmte. Schließlich mussten sie auch arbeiten und spätestens wenn sie bei ihrem Job nicht auftauchen würden und keiner ans Telefon gehen würde, würde Misstrauen auftreten und die Polizei verständigt werden.
Ich glaube, alles weitere kannst du dir denken. Die Männer waren natürlich Jiho, Kyung, Taeil und Yukwon. Minhyuk stieß erst nach mir zu Block B. Sie kümmerten sich um mich, nahmen mich auf und wurden meine erste, echte Familie."
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Toy
FanfictionAhn Jaehyo genießt mehr oder weniger sein Leben als Sohn des Polizeipräsidenten von Seoul. Jedenfalls bis zu dem Tag, an dem die größte und am meisten gefürchtetste Verbrecherbande Südkoreas, Block B, die zudem auch noch einen gewissen Hass gegen se...