Jihoon ist schon längst wieder verschwunden, doch ich stehe immer noch wie versteinert da. Mein Herzschlag pocht in meinen Ohren und ein Schauer überläuft meinen Körper. Mein Blick ist starr auf die halb geschnittene Karotte gerichtet. Ich schnappe nach Luft und versuche einen klaren Gedanken zu fassen. Warum reagiere ich so heftig auf seine Berührung? Ich sollte doch angeekelt sein oder wütend, weil er mir so nahe gekommen ist. Schließlich ist er ein Mann und ich bin mir sicher, dass es nicht normal ist, dass ein Mann sowas bei einem anderen Mann macht. Außer er ist schwul. Aber Jihoon ist nicht schwul. Und ich bin es auch nicht.
„Was machst du da?" Ich zucke so heftig zusammen, dass ich das Messer auf die Küchenablage fallen lasse und einen Satz nach hinten mache. Erschrocken wirble ich herum und sehe Yukwon vor mir stehen, der mich argwöhnisch mustert. Ohne nachzudenken folge ich einem plötzlichen inneren Impuls, packe ihn kurzerhand am Arm und zerre ihn hinter mir her. Er protestiert zwar etwas verwirrt, doch wehrt sich nicht ernsthaft. Erst als wir in seinem Zimmer sind lasse ich wieder von ihm ab.
„Was sollte das denn jetzt?" Ich schüttle den Kopf und fahre mir durch die Haare. Unruhig laufe ich im Zimmer auf und ab und versuche mich irgendwie zu beruhigen. „Jaehyo, willst du mir vielleicht sagen, was hier los ist?" Ich drehe mich abrupt zu ihm und trete dicht vor den Kleineren. Überrascht weicht er ein Stück zurück und sieht mich groß an. „Yukwon, was ist das mit dir und Minhyuk?"
Er holt scharf Luft und Röte steigt ihm in die Wangen. „N-nichts, was soll denn sein?" Ich gebe ein ungläubiges Geräusch von mir und mustere ihn eindringlich. „Verarsch mich nicht. Bist du.. also seid ihr.. zusammen?" Er stürzt nach vorne und presst plötzlich eine Hand auf meinen Mund. Jetzt ist es an mir ihn verwirrt anzusehen. „Sag das doch nicht so laut! Und nein, sind wir nicht!"
Ich verdrehe die Augen und ziehe seine Hand von meinen Lippen. „Warum bist du dann jede Nacht bei ihm? Warum seht ihr euch immer so seltsam an? Warum klebst du viel mehr an ihm, als an den Anderen Membern?" Er senkt den Kopf und fährt sich mit der Hand übers Gesicht. „Jaehyo das ist.. das ist kompliziert. Er und ich.. wir sind beides Männer und.." Er unterbricht sich selbst und seufzt verzweifelt auf.
Ich trete näher an ihn und nehme vorsichtig seine Hand in meine. „Yukwon, ich hab nichts gegen Schwule. Und die Anderen bestimmt auch nicht. Aber du musst mir jetzt bitte sagen, was das zwischen euch ist." Er sieht mich zweifelnd an und gibt dann schließlich nach.
„Ich und Minhyuk sind nicht zusammen. Es ist etwas kompliziert. Ich weiß, dass er in mich verliebt ist. Sehr lange schon, aber das Problem ist, dass ich eigentlich nicht auf Männer stehe. Ich bin nicht schwul. Ich mag Frauen. Ich hatte auch nur Freundinnen bisher. Die Vorstellung mit einem Mann zusammen zu sein widert mich an. Ich habe kein Problem damit, dass Minhyuk und Kyung homosexuell sind, trotzdem bin ich es nicht. Aber bei ihm ist alles irgendwie anders. Ich hatte noch nie das Bedürfnis einen Mann nahe zu sein, ihn zu umarmen und zu.. zu küssen, doch bei Minhyuk habe ich es. Obwohl er keine Frau ist, will ich, dass er mich in seinen Armen hält, mich küsst und mich Sein nennt."
Verwirrt lege ich den Kopf schief. Das Ganze ist nicht so überraschend, irgendwie habe ich geahnt, dass da mehr zwischen den Beiden ist, nur frage ich mich, warum sie nicht zusammen sind. Das war Yukwon beschrieben hat, ist das nicht Verliebtsein? In Büchern wird es doch auch immer so dargestellt? „Also Minhyuk ist in dich verliebt. Und du auch in ihn?"
Er schüttelt den Kopf, nickt dann und schüttelt wieder dann Kopf. „Ich.. ich weiß nicht. Eigentlich schon, aber eigentlich auch nicht. Es ist so seltsam. Ich kann doch in keinen Mann verliebt sein, Jaehyo. Ich doch nicht." Seinen letzter Satz geht in einem Schluchzen unter und er vergräbt das Gesicht in den Händen. Eilig trete ich zu ihm und nehme ihn in den Arm. Seltsam, dass mein Herz dabei nicht so schnell schlägt, wie es das bei Jihoon tut.
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Toy
FanfictionAhn Jaehyo genießt mehr oder weniger sein Leben als Sohn des Polizeipräsidenten von Seoul. Jedenfalls bis zu dem Tag, an dem die größte und am meisten gefürchtetste Verbrecherbande Südkoreas, Block B, die zudem auch noch einen gewissen Hass gegen se...