Kapitel 1

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Ich atmete tief durch. Ein und wieder aus. Ich musste mich jetzt konzentrieren. Denn mir stand ein sehr komplizierter Mathematiktest bevor. Ich durfte ihn auf keinen Fall versauen. Denn sonst würde ich meine 3 in Mathe nicht mehr halten können.

Mathe war noch nie eins meiner Lieblingsfächer. Mathe war immer so anstrengend. Meiner Meinung nach war Latein viel einfacher. Aber sobald ich das erwähnte, wurde ich voll allen seltsam angeschaut. Natürlich gab es auch ein paar Ausnahmen, nämlich die Latein-Streber. Eric, Marc und Chris waren drei totale Checker in diesem Fach. Für sie war es schlecht, wenn sie einen ganzen Fehler in einer Schulaufgabe hatten. Jeder andere würde eine Party steigen lassen, wenn ihm so etwas gelingen würde.

Aber es gab nicht nur die Jungen, die Latein beherrschten, Josie und Zoey taten dies ebenfalls, wenn sie auch nicht ganz so gut waren wie Eric, Marc und Chris.

In wenigen Minuten wird uns Herr Meyer die Arbeitsbögen austeilen und wir hatten 60 Minuten Bearbeitungszeit. Ich blickte aus dem Fenster. Draußen schien die Sonne, obwohl es erst Ende April war. Hoffentlich blieb das Wetter so. Es war ziemlich stickig um mich herum und es herrschte auch ein ohrenbetäubender Lärm. Wieso konnte meine Klasse nie leise sein?

Kurz öffnete ich das Fenster, um noch ein wenig Luft in den Raum zu lassen. Der Schulaufgabenraum befand sich im dritten Stock des Gymnasiums, welches ich besuche und war sehr langweilig gestaltet. Weiße Wand. Etwa vierzig Einzeltische und die zugehörigen Stühle. Außerdem noch ein Pult für den Lehrer und eine Tafel auf Rollen. Hier fanden auch hin und wieder Veranstaltungen, ausgehend von den Lehrkräften statt.

"Ruhe bitte!", riss mich die Stimme meines Lehrers aus meinen Gedanken. "Sobald alle ihre Blätter bekommen haben, beginnt die Zeit, ihr habt 60 Minuten", er sah kurz auf seine goldene Armbanduhr und schien nachzudenken. "Die Arbeitszeit geht bis 11.10 Uhr. Gutes Gelingen!".

Wenig später saß die ganze Klasse über die Aufgaben gebeugt auf ihren Stühlen und gaben ihr bestes. Erstaunlicher Weise hatte ich mir viel zu viele Sorgen gemacht, denn als ich eine Stunde später mein ausgefülltes Blatt bei Herr Meyer abgab, war ich zufrieden mit meiner Leistung. Die 3 hatte ich mir somit gesichert, dachte ich gut gelaunt und schlenderte zu meinen Freundinnen.

"Na, wie liefs bei dir?", erkundigte sich Marie und sah mich erwartungsvoll an.

"Besser als gedacht, eigentlich richtig gut", antwortete ich und sah meine drei Freundinnen genauer an.

Sie sahen erschöpft aus. Was nach einer Mathearbeit auch nicht verwunderlich war. Denn ich war nicht die einzige von uns, die Probleme in diesem Fach hatte.

Amelie, die größte von uns allen, etwa 1,78m groß, trug ihre langen, hellblonden Haare in einem Pferdeschwanz. Um ihrer Nase herum fanden ein paar zarte Sommersprossen ihren Platz in ihrem perfekten Gesicht. Heute trug sie, genau wie Alina, Marie und ich eine dunkelblaue Jeans und ein kurzärmliges T-shirt dazu.

Dann kam ich. Emilia. Ich war die zweitgrößte mit meinen 1,70m. Ich hatte meine hellbraunen, leicht gelockten, schulterlangen Haare offen. Außerdem hatte ich eine Brille, die in etwa dieselbe Farbe hatte, wie meine Haare.

Dann gab es Alina und Marie, die beide ungefähr 1,65m groß waren und somit die kleinsten von uns waren. Alina trug genau wie ich auch eine Brille, ihre war aber, im Gegensatz zu meiner, schwarz, was perfekt zu ihren genauso schwarzen Haaren passte. Sie hatte ihre Haare, die bis zur Brust gingen, zu einem Dutt zusammen gesteckt. Marie hatte die kürzesten Haare von uns allen und hatte ein paar Strähnen am Hinterkopf zusammen gebunden. Das sah echt gut aus.

"Aber jetzt weg mit diesem Thema", meinte Alina verächtlich. "Jetzt ist Pause und dann haben wir Englisch".

"Ich hasse Englisch", seufzte ich und folgte den anderen, die sich bereits in Bewegung gesetzt hatten.

Nach der Pause machten wir uns wenig motiviert auf zu unserem Klassenzimmer. Als wir den Raum betraten, stellten wir fest, dass wir wieder einmal die Letzten waren.

"Where have you been?", wollte Frau Stone von uns wissen.

Wo sollen wir schon gewesen sein?! In der Pause natürlich!

"On the way here", antwortete Marie, unser Englischgenie und lächelte freundlich.

Die Lehrerin würdigte die Erklärung mit einem Nicken und so konnten wir zu unseren Plätzen. Auf dem Weg dorthin streifte ich Finns Blick. Dieser Junge hatte es mir schon immer angetan. Egal was er auch anstellte, ich war einfach nicht in der Lage ihn nicht zu lieben. Mit seinen ganz leicht gewellten hellbraunen Haare sah er auch einfach umwerfend aus.

Langsam ließ ich mich auf meinem Platz nieder und begann dem Unterricht von Frau Stone zu lauschen. Er war wahnsinnig interessant...nicht. Wie konnte Marie nur so ein Fach spannend finden? Wie? Ich konnte mich eher für kreative Fächer begeistern, wie Kunst oder Musik. Auch Chemie und Bio hatten es mir angetan. Latein sowieso. Aber Englisch?

Ich atmete erleichtert auf, als endlich der Gong zur nächsten Stunde erklang.

"Don't forget to do the homework on p.32/4", errinnerte uns und Frau Stone noch einmal.

Ein Murren ging durch die Reihen, doch das störte sie herzlich wenig. Unsere Englischlehrerin packte noch ihre Materialien zusammen und verließ dann erhobenen Hauptes das Klassenzimmer.

Nach einer weiteren dreiviertelten Stunde, die sich meiner Meinung nach, ewig hingezogen hatte, beendete der Schulgong meinen Schultag.

Gemeinsam mit Amelie, Alina und Marie verließ ich das Schulgebäude und schlenderte zu den Fahrrädern.

"Hat heute jemand Zeit?", erkundigte ich mich bei den anderen und wartete auf eine Antwort.

"Ne, ich muss doch morgen mein Gedicht in Deutsch aufsagen, da ich letzte Woche krank war und ich kann es noch nicht", entschuldigte sich Marie und grinste verlegen.

"Da bist du aber früh dran", meinte ich trocken, konnte mir aber ein Grinsen nicht verkneifen.

Sie warf mir einen genervten Seitenblick zu, verzog aber dann doch ihren Mund wieder zu einem Grinsen.

"Ich muss zum Zahnarzt", stöhnte Alina und verdrehte die Augen.

"Und wie siehts mit dir aus?", fragte ich nun Amelie direkt.

"Ich...ich kann auch nicht", sagte sie stockend.

"Wieso das denn? Du hast doch sonst so gut wie nie was vor", meinte ich erstaunt.

"Ich treff mich mit jemandem", erzählte sie geheimnisvoll.

"Mit wem denn?", wollte Marie neugierig wissen und man konnte auch Alina die Neugier anmerken.

"Mit Finn", sagte sie leise und sah zu Boden.

"Mit Finn?", wiederholte ich tonlos.

Sie nickte.

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