Kapitel 19

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Tatsächlich klopfte es wenig später an der Zimmertür und die Jungs betraten das Zimmer. Sie hatten alle vier einen schicken Anzug an, mit einer passenden Krawatte dazu. Finn sah in seinem Aufzug einfach umwerfend aus.

Marie trug ein rotes Kleid, welches, genau wie meins, bis zu den Knien ging. Amelie hatte sich für ein langes, hellblaues entschieden und Alina für ein langes, hellblaues. Während ich jeden einzelnen begutachtete, kam Finn langsam auf mich zu.

"Du siehst einfach umwerfend aus!", raunte er mir ins Ohr.

"Danke, du aber auch!", erwiderte ich verlegen und sah zu Boden.

"Danke, Schatz!", sagte er liebevoll.

"Schatz?", fragte ich und sah verwirrt zu ihm auf.

Ich stellte verwundert fest, wie er immer mehr und mehr rot wurde.

"Ähm...also...ja...also!", stammelte er und fand einfach keine passenden Worte.

Ich legte meine Hände um seinen Hals drückte sanft meine Lippen auf die Seinen. Erleichtert erwiderte er den Kuss und entspannte sich wieder.

"Habt ihrs dann bald?", fragte Elias ungeduldig, doch ein Lächeln umspielte seine Lippen.

Wir nickten und anschließend machten wir uns alle auf den Weg in den Partyraum. Er war bereits ziemlich gut gefüllt, als wir den Raum betraten. Laute Musik dröhnte uns in den Ohren. An drei Seiten des Zimmers waren Tische mit Stühlen aufgebaut und an der übrigen Seite das Buffett. Wenn man sich dieses genauer ansah, wusste ich gar nicht, womit ich anfangen sollte. In der Mitte des Raumes war eine große Tanzfläche, welche bereits gut gefüllt war.

Wir mischten uns für kurze Zeit unter die Tanzenden und hampelten mit. Doch sobald das Buffett eröffnete wurde, stürzten wir uns darauf. Wir beluden unsere Teller, bis fast alles drohte, herunterzufallen. Vorsichtig balancierten wir unsere Teller zu einem der Tische und ließen uns dort nieder. Wir blödelten wie Verrückte während dem Essen herum und lachte über alles mögliche, egal ob es lustig war oder nicht.

Pappsatt, aber sehr gut gelaunt begaben wir uns wieder auf die Tanzfläche. Wir hatten erst wenige Minuten getanzt, als plötzlich Herr Meyers Stimme durch den Raum dröhnte:

"So zugehört, liebe Leute! In wenigen Minuten starten wir das Karaoke Singen. Ich werde mit einem der Scheinwerfer unsere Freiwilligen finden!"

Nach dieser Ansprache lachte er schallend.

"Hoffentlich erwischt es mich nicht!", meinte ich zu Finn.

"Und wenn schon!", erwiderte er. "Du singst bestimmt wunderschön!"

"Danke, Schatz!", erwiderte ich lächelnd.

Er grinste und langsam näherten sich unsere Gesichter, bis sich unsere Lippen trafen.

Plötzlich vernahmen wir wieder die Stimme unseres Lehrer:

"Und da haben wir auch schon unsere erste Freiwillige gefunden und gleichzeitig haben wir auch ein neues Liebespaar entdeckt!"

Das klang irgendwie so, als ob er mich meinte und so schlug ich schnell meine Augen auf. Tatsächlich! Wie hätte es auch anders kommen sollen? Langsam bahnte ich mir einen Weg durch die Menschentraube zu Herr Meyer.

Ich suchte mir das Lied "My heart will go on" von Céline Dion aus und nahm mit mulmigen Gefühl das Mikrofon entgegen. Schüchtern stellte ich mich vor das Publikum. Es begann die Melodie und der Text wurde auf die gegenüber liegende Wand geworfen. Je näher mein Einsatz rückte, desto mehr verschwand meine Aufregung und ich bekam Spaß an der ganzen Sache. Schließlich kam mein Einsatz und ich begann zu singen. Ab dem ersten Ton vergaß ich alles um mich herum. Ich sang und sang, als würde es darum gehen, zu überleben. Nach den letzten Tönen brandete gigantischer Applaus auf, der gar nicht mehr aufhören wollte. Tränen der Freude drangen in meine Augen, doch ich verdonnerte sie da zu bleiben, wo sie waren.

"Danke!", sagte ich ins Mikrofon, sodass mich jeder hören konnte und übergab meinem Lehrer dann wieder das Mikrofon.

Glücklich machte ich mich auf den Weg zurück zu Finn, welcher mich mit offenen Armen empfing.

"Das war super!", säuselte er mir ins Ohr.

"Danke!", erwiderte ich verlegen.

"Nicht so verlegen, Süße!", meinte er grinsend.

"Mhm!", machte ich nur.

"Schau mal, das Buffett wurde wieder aufgefüllt!", sagte er nach kurzem Schweigen.

"Dann nichts wie hin!", erwiderte ich grinsend und stürzte mich gemeinsam mit meinem Begleiter auf die Nachspeisen.

Es gab alles, was unser Herz begehrte. Wir luden unsere Teller so voll, bis kein einziges Körnchen mehr drauf passte.

"Mir ist so schlecht!", jammerte ich, als ich alles verschlungen hatte und hielt mir meinen Bauch.

"Ich bin auch etwas überfressen!", erwiderte Finn grinsend.

"Ich bin aber mehr als überfressen!", stöhnte ich.

"Willst du dich etwas hinlegen?", fragte er nun schließlich besorgt.

Ich nickte, stand gemeinsam mit ihm auf und ging auf mein Zimmer. Dort legte ich mich auf mein Bett und schloss meine Augen. Ich hatte mehr als übertrieben. Warum machte ich das nur? Wollte ich Finn beweisen, dass ich genauso viel wie er essen konnte? Ich sollte, für den Fall, dass ich einschlafen würde, mein Outfit wechseln. Also stand ich stöhnend auf und wankte in Richtung Kleiderschrank und zog einfach eine bequeme Hose und ein bequemes Top aus dem Regal.

"Soll ich mitkommen?", fragte Finn.

"Nein, wieso das denn?", wollte ich erstaunt wissen.

"Nicht, dass du umkippst!", meinte er.

"Du hast echt nen Vogel!", sagte ich und verschwand im Badezimmer.

Ich war gerade dabei aus dem Kleid zu steigen, als die Tür von außen aufgerissen wurde und Finn wutentbrannt in den Raum stürmte.

"Emilia, du gehst zu weit!", brüllte er. "Ich hasse dich, geh mir aus dem Weg, ich will dich nicht mehr sehen!"

Verdattert sah ich ihm nach, als er das Hotelzimmer verließ.

Ich zog mich fertig um und schmiss mich dann auf mein Bett und vergrub mein Gesicht im Kissen. Tränen schossen mir in die Augen und liefen über meine Wangen. Wieso ist er nur immer so komisch? Ich schluchzte laut und herzzerreißend, als plötzlich mein Handy auf dem Tisch neben meinem Bett klingelte.

Es war Emilio, schnell nahm ich den Anruf an.

"Hallo?", fragte ich leise.

"Emilia, alles okay bei dir?", fragte er besorgt.

"Nein!", schluchzte ich auf.

"Was ist denn passiert?", erkundigte er sich vorsichtig.

Ich begann ihm die ganze Geschichte von Finn und mir zu erzählen. Er hörte gespannt zu. Während dem Erzählen durchzuckten immer mehr Schluchtzer meinen Körper.

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