Kapitel 24

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Am nächsten Morgen war Samstag. Auch heute wachte ich erst um 9.00 Uhr auf. Ich machte mich im Bad fertig und aß dann zu Mittag. Mein Bruder war nirgends auffindbar.

Aus purer Langeweile packte ich danach meinen Koffer aus, räumte einige Kleidungsstücke in die Waschmaschine und andere wieder zurück in den Schrank. Währenddessen fand ich auch mein Smartphone, welches fast keinen Akku mehr hatte und so schloss ich es an die Ladestation an.

Nach dem Auspacken schleppte ich meinen Koffer wieder dorthin, wo er immer gelagert wurde.

Dann kümmerte ich mich um mein frisch eingekauftes. Meine neue Hose und das T-shirt hatte ich bereits in die Wäsche getan, doch die Handtasche und die neuen Schuhe musste ich noch auspacken. Ich war jedesmal aufs Neue fasziniert von meinem Einkauf.

Später packte ich meine Schulsachen für die nächste Woche zusammen. Da schon Notenschluss war, war das nicht sehr viel. Unglaublich, dass ich mein Hassfach Englisch nur noch wenige Wochen hatte. Ich hatte Englisch für die Oberstufe angewählt, ebenso Physik und Erdkunde. Ich dachte an den diesjährigen Englischunterricht. Die Schulaufgaben fielen, wie konnte es auch anders sein, katastrophal aus, genauso wie meine Abfrage. Nur die Mitarbeitsnote und meine Referatsnote waren okay. Man konnte frei entscheiden über was man das Referat halten sollte. Ich setzte mir in den Kopf, dass ich das Referat über ein Land mit Schafen hielt und entschied mich für die englischsprachige Insel Shetland. Die Shetland Inseln lagen weiter nördlich von Schottland und waren nur übers zwei Wege erreichbar. Einerseits über eine Fähre und andererseits mit einem Flugzeug.

Plötzlich schoss mir ein gigantischer Gedanke durch den Kopf! Dass ich einmal ein Land besuchen wollte, wo es ganz viele Schafe gab, das wusste ich bereits, doch nun hatte ich einen festen Plan! Ich wollte nach Shetland! Bevor ich 18 sein würde, würden mir meine Eltern das sowieso nicht erlauben, also wäre die optimale Zeit dafür nach dem Abitur. Als Belohnung. Bestimmt wollte ein paar meiner Freundinnen auch mit. Meine Freundinnen liebten reisen, ich dagegen war eigentlich ziemlich reise-faul. Aber dennoch gefiel mir die Idee, mit meinen besten Freundinnen eine Reise nach unserem bestandenen Abitur zu machen.

Oh mein Gott! Jetzt wurde mir auf einmal bewusst, wessen Heimatstadt wir auf dem Hin- und Rückweg durchreisen würden. Emilios!

Wie toll war das denn? Ich würde ihn besuchen können! Ich würde ihn endlich persönlich kennenlernen! Das war das, was ich mir seit ein paar Wochen wünschte.

Ob meine Freundinnen wohl einverstanden wären? Ich hoffte es so! Am liebsten würde ich jetzt gleich losfahren. Aber halt, ich hatte davor noch einige Besorgungen zu machen.

Aber planen konnte ich schon einmal. Ich nahm mein Handy und suchte nach billigen Hotels in Shetland. Doch das war gar nicht so einfach, das kostengünstige was ich finden konnte, kostete ungefähr 60€ pro Nacht mit Frühstück. Eine ganze Woche würden wir sowieso nicht bleiben, also würde das schon gehen.

In der Stadt, wo Emilio wohnte war es schon einfach. Da konnte man Zimmer für mehrere Personen pro Tag für weniger als 10€ buchen.

Da fiel mir ein, dass wir am besten über London und Aberdeen reisen sollten, denn solche Flüge über den Ozean waren verdammt teuer. Die Reise würde dadurch zwar länger dauern und wir würden sicher ein paar Zwischenstationen einlegen, wenn wir schon mal in England waren.

Ich beschloss sofort meinen Freundinnen von meinem Plan zu erzählen und ging in unsere Gruppe.

<Hey Leute, ich hab eine großartige Idee! Wir könnten nach dem Abitur eine Reise nach Shetland machen und auf dem Hin- und Rückweg könnten wir auch Emilio besuchen. Außerdem könnten wir Zwischenstationen in Aberdeen und London einlegen, weil solche Direktflüge über den Ozean sind schweineteuer. Was haltet ihr davon?>

Wenige Minuten später kam auch schon die Antwort von Alina.

~Megaa gute Idee! Bin dabei, solange es nicht zu teuer wird.~

<Super!>

Schrieb ich zurück.

~Hört sich richtig interessant an~
Schrieb Marie.

~Du willst wirklich Emilio treffen? Ist das dein ernst? Das kann ganz schön gefährlich sein! Wer weiß, ob er wirklich der ist, für den er sich ausgibt! Pass auf Emilia!~

Schrieb Amelie.

Oh man, die regte mich auf! Immer mit ihrem Zweifel und ihrer Besorgnis. Die soll sich mal um ihren eigenen Scheiß kümmern! Dennoch schrieb ich gespielt gelassen zurück.

<Da seid ihr dabei, was soll da passieren?>

~Wir werden bestimmt nicht immer in der Nähe sein dürfen~

Spielte sie nun auf meine Gefühle an.

<Meine Güte, ich kann auf mich alleine aufpassen, kümmere dich mal um deine Sachen!>

~Sei nicht immer so Leichtsinnig!~

<Sei du nicht immer so ängstlich>

~Ich meins doch nur gut und sorge mich um dich...~

<Ich weiß, aber es nervt!>

~Ja, tut mir leid...~

~Jetzt hört endlich auf euch zu streiten!~

Mahnte Alina uns.

<Ist ja gut!>

~Gut!~

Schrieb Marie.

<Also gibt's jetzt jemanden, der nicht mitkommen will?>

~Ich will eigentlich schon mitkommen, wenn es geht...~

Meinte Amelie.

<Okay>

~Wir reden dann am besten am Montag weiter!~

Schlug Marie vor.

~Gute Idee~

Stimmte Alina ihr zu und ich ging off.

Das restliche Wochenende machte ich nichts besonderes und es passierte auch nichts aufregendes mehr.

Montag morgen frühstücken ich drei Toasts und machte mich dann auf den Weg zur Schule. Gedankenverloren lief ich neben der gut befahrenen Straße entlang. Ich war so voller Vorfreude auf unsere Reise, dass ich an nichts anderes mehr denken konnte. Ich freute mich so darauf, dass ich Emilio persönlich kennenlernen würde. Ich wollte unbedingt wissen, ob er persönlich auch so cool drauf ist, wie über das Internet.

Als ich das Klassenzimmer betrat waren Amelie, Alina und Marie bereits auf ihren Plätzen und steckten ihre Köpfe zusammen.

"Emilia, da bist du endlich!", rief mir Alina entgegen.

"Wir sprechen gerade über die Reise!", brachte Marie mich auf den aktuellen Stand.

"Ich freu mich schon so!", erwiderte ich strahlend.

"Wartet lieber, wir wissen nicht, was alles noch dazwischen kommt!", warf Amelie ein.

"Jetzt hör doch endlich auf immer so vernünftig zu reden, lass uns und unsere Vorfreude!", schnaubte ich.

"Ist ja gut, beruhig dich!", besänftigte sie mich und verdrehte die Augen.

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