Kapitel 12

45 15 8
                                    

Am Nachmittag packte ich die ganzen Dinge, die auf der Liste standen, in den Koffer. Da kam allerhand zusammen.

Am Abend kam mein Bruder in mein Zimmer und setzte sich zu mir ans Bett.

"Na, bist du schon aufgeregt?", wollte er wissen.

"Schon, ja!", antwortete ich langsam. "Ich hab Angst, dass es mir wieder so schlecht geht!"

"Ach komm, das schaffst du schon!", erwiderte er sanft.

"Ich hoffe es so!", sagte ich seufzend.

"Wenn was ist, kannst du mich jederzeit anrufen, okay?", fragte er und sah mich fragend an.

"Okay!", erwiderte ich. "Danke!"

Vor dem Schlafen gehen, schrieb ich noch ein wenig mit Emilio, ehe ich schließlich einnickte.

Am nächsten Morgen weckte mich mein Wecker mit einem schrillenden Klingeln. Schnell tabste ich mit meiner Hand nach dem Knopf zum ausschalten. Endlich hatte ich ihn gefunden und das nervtötende Geräusch verstummte. Müde öffnete ich meine Augen und blinselte. Die Sonne schien bereits ins Zimmer. Langsam stand ich auf und bewegte mich zum Bad. Verschlafen putzte ich mir meine Zähne, wusch mein Gesicht und zog mir etwas vernünftig an. Danach ging ich die Holztreppe zur Küche hinunter. Meinem Fuß ging es mittlerweile schon etwas, trotzdem schmerzte er bei jedem Schritt.

Eineinhalb Stunden später brachte mich Alex zum Busbahnhof. Wir waren etwas spät dran, sodass alle schon auf mich warteten. Mein Bruder packte meinen Koffer und schleppte ihn zum Kofferraum des Buses.

"Wo bleibst du denn?", rief Amelie und lief auf mich zu.

"Bin ja schon da!", murmelte ich.

Wenige Minuten später saßen Amelie, Alina, Marie und ich an einem Viererplatz im Bus. Ich begutachtete schweigend meine drei Freundinnen. Amelie trug ihre Haare offen und hatte ein hellblaues Kleid an. Marie trug eine dunkelblaue Jeans, kombiniert mit einem hellrosa Top. Sie hatte ihre Haare zu einem Dutt zusammen gebunden. Alina hatte ihre Haare zu zwei Zöpfen geflochten und trug eine hellblaue Jeans mit einem roten T-shirt. Meine leicht gelockten Haare fielen über meine Schultern. Wegen meinem verstauchten Bein trug ich eine mittelblaue Jeans, welche ich mit einem gelben Top kombiniert hatte.

Während der Busfahrt machten wir uns über einen Teil unserer Süßigkeiten her. Ich musste die ganze Zeit kämpfen, dass mir meine Augen nicht zufielen. Doch irgendwann musste ich dann wohl eingeschlafen sein. Denn plötzlich rüttelte jemand wie wild an meinen Schultern.

"Emilia, wach auf!", rief eine bekannte Stimme in mein Ohr.

Verschlafen öffnete ich die Augen und blinselte Alina müde an.

"Was ist los?", fragte ich und gähnte.

"Wir sind da!", antwortete sie und da sah ich es auch.

Außer uns war keiner mehr im Bus. Schnell sprang ich auf und genauso schnell setzte ich mich wieder hin. Ich hatte doch glatt vergessen, das mein rechter Fuß verstaucht war.

"Was ist?", wollte meine Freundin besorgt wissen.

"Ich hab vergessen, dass ich mir am Samstag den Fuß verstaucht habe!", erwiderte ich mit schmerz verzogenem Gesicht.

"Autsch, wie das denn?", fragte sie bedauernd.

"Bin im Wald einen Hang hinunter gerutscht!", antwortete ich knapp und stand langsam wieder auf.

"Geht's?", wollte Alina wissen.

Ich nickte.

"Da bist du ja endlich!", begrüßte Amelie mich. "Wo warst du denn so lange?"

"Hab verschlafen!", antwortete ich grinsend.

"Alles klar!", meinte sie ebenfalls grinsend.

Gemeinsam mit unserer restlichen überquerten wir eine kaum befahrene Straße. Wir betraten ein großes Hotel und staunten. Es sah einfach gigantisch aus!

An der Rezeption wurden uns unsere Zimmerschlüssel zugeteilt. Meine Freundinnen und ich hatten Glück und bekamen ein Familienzimmer für vier Personen. Nachdem alle ihre Zimmerschlüssel bekommen hatten, schleppten wir unser Gepäck bis zum Aufzug und fuhren bis in den vierten Stock. Vor der Zimmernummer 437 blieben wir stehen und Marie zog den Schlüssel aus ihrer Hosentasche und schloss auf. Völlig überwältigt gingen wir in das Zimmer. Wie hatte sich unsere Klasse bitte so ein nobles Hotel leisten können? Oder gab es hier womöglich noch einen Hacken?

"Ein Doppelbett und zwei Zustellbetten!", stellte Amelie fest.

Da jeder von uns auf das Doppelbett wollte, beschossen wir, zu losen.

Amelie und ich mussten auf die Zustellbetten.

Marie und Alina schauten freudestrahlend und zugleich auch etwas schadenfroh zu uns herüber. Genervt packten Amelie und ich unsere Kleidung in den daneben stehenden Schrank.

Plötzlich klopfte es an unserer Tür.

"Ist offen!", rief Amelie sofort und im selben Moment öffnete sich die Tür und Herr Meyer stand im Türrahmen.

"Kommt ihr dann auch zum Essen, Mädels?", fragte er gut gelaunt und nach seinen Worten knurrte sein Magen.

"Oh!", sagte er.

Betreten sah er auf seinen Bauch und dann wieder zu uns.

Wir konnten uns ein Grinsen nicht verkneifen, doch das störte unserem Lehrer nicht.

Gemeinsam mit Herr Meyer machten wir uns auf den Weg in den Speisesaal. Schon einige Meter davor konnte man riechen, wo es lang ging. Ich schnupperte. Es roch nach Schnitzel mit Pommes. Sofort lief mir das Wasser im Mund zusammen. Schnitzel mit Pommes aß ich für mein Leben gern.

Im Speisesaal waren bereits fast alle aus meiner Klasse versammelt, außer ein paar Jungs, die fehlten noch.

Wir setzten uns an einen Vierertisch und wie meine Nase zuvor vorhergesagt hat, gab es Schnitzel mit Pommes.

Kaum wurde das Essen serviert, da machte ich mich wie eine kurz vor dem Verhungernde über das Essen her.

Zwanzig Minuten später war mein Teller leer und mein Bauch voll.

Und dann gab es zu aller Überraschung noch eine große Portion Eis. Jeder, der wollte, konnte sich eins nehmen.

Obwohl ich schon pappsatt war, ging ich los und holte mir eins. Denn bei Eis konnte ich einfach nicht widerstehen, egal viel satt ich war.

Nach dem Essen begaben wir uns zum Aufzug und fuhren hoch in den vierten Stock.

Im Zimmer angekommen ließ ich mich auf mein Bett fallen. Alina tat es mir gleich.

"Wahhh, die Matratze ist voll hart!", schrie sie auf und sprang augenblicklich wieder auf.

Daraufhin testete auch Marie das Bett.

"Du hast recht!", meinte sie zu Alina und nun waren sie es, die betrückt aus der Wäsche schauten.

Amelie und ich hingegen konnte uns das Grinsen nicht verkneifen.

Doch nach wenigen Minuten kehrte schließlich wieder Ruhe ein und die arme Schweine hatten sich mit ihrem Schicksal abgefunden. Ich lag bequem auf meinem Bett und entsperrte mein Smartphone. Ob Emilio mir wieder geschrieben hatte? Und da kam auch schon eine neue Nachricht von ihm rein. Sie war erst vor wenigen Minuten abgeschickt worden.

MuchwriteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt