Kapitel 15

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Am nächsten Morgen wurde ich von den Sonnenstrahlen in meinem Gesicht geweckt. Ich blinselte kurz, schloss dann meine Augen sofort wieder. Das war viel zu hell. Also beschloss ich weiter zu schlafen, doch als mein Bauch laut knurrte, entschied ich mich kurzerhand doch aufzustehen.

Ich öffnete meine Augen und mein Blick fiel neben mich auf mein Bett.

Ich schrie entsetzt auf. Da lag jemand. Niemand geringeres als Finn.

"Was ist los?", murmelte Amelie verschlafen und Alina um Marie sahen mich fragend an.

Nur Finn wurde komischerweise von meinem Schrei nicht wach.

"Er...was macht er da?", fragte ich verwirrt.

"Neben dir liegen, ihr lagt gestern eng umschlungen in deinem Bett, als wir vom Abendessen gekommen sind. Wir haben uns schon gewundert, aber wir dachten, du wüsstest, was du tust!", antwortete Alina.

"Ich wusste gar nichts!", zischte ich zurück.

"Und wie ist er dann ins Zimmer gekommen?", fragte Marie mit müder Stimme.

"Ich glaube, ich habe vergessen die Tür hinter mir zuzumachen!", erwiderte Amelie mit zerknirschter Stimme.

"Na toll!", knurrte ich.

"Tut mir echt leid!", sagte sie bedauernd.

"Mhm!", machte ich nur.

Da begann sich Finn plötzlich zu räkeln.

"Das war eine schöne Nacht!", meinte er.

Erschrocken sah ich zu meinen Freundinnen, doch die grinsten nur.

"Wenn man die ganze Nacht von dir umarmt wird!", fuhr er fort.

Erleichtert atmete ich aus und meine Freundinnen grinsten nur noch mehr.

Er war schon süß!

Finn richtete sich langsam auf und sah mich lächelnd an.

Zaghaft lächelte ich zurück.

Plötzlich fiel mir wieder ein, dass er einfach so ins Zimmer gekommen ist und mein Gesicht verfinsterte sich.

"Was ist los?", wollte er wissen.

"Wieso bist du einfach ins Zimmer gegangen? Das macht man nicht!", schrie ich ihn an.

Nun verdunkelte sich auch sein Gesicht.

"Hör auf mich so anzuschreien. Die Tür stand offen und durch offenen Türen darf man gehen!", brüllte er zurück.

Schon wieder sammelten sich Tränen in meinen Augen. Ich schloss die Augen und ließ meinen Kopf hängen.

"Hey!", sagte Finn leise. "Wein doch nicht!"

Sanft nahm er mich in den Arm.

Als mir bewusst wurde, wer mich da umarmte, stieß ich ihn weg und schrie:

"Lass mich, du Idiot, geh aus meinem Leben!"

Erschrocken sah er mich an, doch nach wenigen Sekunden wurde sein Gesicht vor Wut knallrot.

"Das wirst du bereuen, glaub mir, Mädchen!", knurrte er wütend und verließ dann das Zimmer.

"Vielleicht hättest du den letzten Satz nicht sagen sollen!", meinte Marie vorsichtig.

"Doch!", sagte ich entschlossen.

Ich unterhielt mich noch ein bisschen mit meinen Freundinnen und schilderte ihnen von meinen teilweise vorhandenen Gefühle, die eigentlich nicht existieren dürften.

Danach machten wir uns fertig und gingen dann zum Frühstücken.

Nachdem alle satt waren, erhob unser Lehrer Herr Meyer die Stimme:

"Ruhe bitte, ich verkünde nun den heutigen Tagesplan!"

"Also bis 11.30 Uhr habt ihr Freizeit, da könnt ihr machen, was ihr wollt. Um 11.30 Uhr gibt's Mittagessen. Um 13.00 ist Abfahrt, wir fahren in die Stadt und nehmen an einer Stadtführung teil!"

Bei diesem Punkt ging ein Murren durch die Klasse, doch Herr Meyer sprach unbeirrt weiter:

"Um 19.00 Uhr werden wir noch etwas draußen unternehmen, was genau, das erfahrt ihr später!"

Wenig später waren wir wieder in unserem Zimmer.

"Was machen wir jetzt?", fragte ich meine drei Freundinnen.

"Wir könnten schwimmen gehen!", beantwortete Amelie meine Frage.

Ich verzog mein Gesicht.

"Da hab ich schlechte Erfahrungen gemacht!", erwiderte ich.

Die anderen lachten.

"Ach komm, lass uns jetzt einfach ein bisschen schwimmen gehen und uns danach auf die Sonnenterrasse legen!", sagte Marie.

"Du und dein scheiß braun werden!", sagte ich verächtlich.

Sie ignorierte den Kommentar und auch Alina und Amelie gaben nicht ihren Senf dazu.

Wir waren dann tatsächlich noch im Schwimmbad und dann auf der Sonnenterrasse.

Dann war es auch schon Zeit fürs Mittagessen.

Nach dem Mittagessen ließen wir die Stadtführung über uns ergehen und wieder zurück im Hotel ließen wir uns erschöpft auf unsere Betten fallen. Beim Abendessen in einer halben Stunde würde unser Lehrer uns verkünden, was heute Abend machen werden.

Um halb sechs machten wir uns auf den Weg nach unten und nahmen an unserem gewohnten Tisch platz. Es gab Brot und Semmeln mit Wurst und Käse. Mehr gab es nicht.

Eine Stunde später räusperte sich unser Mathelehrer und sagte:

"So, ihr fragt euch sicher was wir heute Abend machen werden!"

Zustimmendes Gemurmel unterbrach ihn.

"Zwei Kilometer von hier entfernt liegt ein tiefer, dunkler Wald. Dort werden wir hingehen und jeder geht alleine durch den Wald. Dort werdet ihr Sachen finden, die ihr dann mitnehmt. Das heißt, dass ihr auf jeden Fall einen Rucksack mitnehmen sollt. Wer am Ende die meisten Gegenstände hat, der gewinnt. Wer sich nicht traut, der soll im Hotel bleiben!", endete er.

"Was ist das für ein scheiß?", entfuhr es Alina.

"Geniale Idee!", fing ich an zu schwärmen. "Nur das mit dem Gegenstände sammeln ist etwas komisch, wir sind doch keine fünf mehr!"

"Das meine ich auch!", erwiderte Marie stirnrunzelnd.

"Also ich weiß nicht recht...!", sagte Amelie.

"Es kann euch nichts passieren!", rief Herr Meyer durch den Raum.

"Das sagen sie immer und dann stirbt mindestens einer!", meinte Alina.

Ich sah sie erschrocken an.

"Hier wird keiner sterben, Alina! Bleib doch im Hotel, wenn es dir zu unheimlich ist!", sagte ich zu ihr.

"Werde ich auch!", erwiderte sie eingeschnappt.

Eine halbe später standen alle Mutigen vor dem Hoteleingang, bepackte mit einem Rucksack und etwas zu trinken. Die Taschenlampen sollten wir im Hotel lassen, damit es unheimlicher wurde.

Herr Meyer marschierte gemeinsam mit den zwanzig Schüler zum Wald und plazierte jeden von uns woanders, damit wir uns nicht begegnen konnten.

Ich war gespannt was für komische Dinge wir einsammeln mussten und, ob ich sie überhaupt erkennen oder gar finden würde. Mal schauen. Mehr als verlieren konnte ich nicht. Ich fragte mich bloß, wie ich die viereinhalb Stunden rumbringen sollte. Viereinhalb Stunden! Langeweile war schon einmal vorprogrammiert, ganz sicher!

Hoffentlich begegnete ich Finn nicht, wenn er mir hier irgendwas antat, dann würde mir keiner helfen können und ich wäre ihm restlos ausgeliefert. Das durfte nicht passieren!

MuchwriteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt