Kapitel 7

65 13 5
                                    

Ich griff nach meinem Smartphone, welches immer noch auf meinem Bett lag und entsperrte es. Tatsächlich war nun eine Antwort in meinem "Postfach". Ich öffnete sie und laß sie mit schlagendem Herzen.

~Vielleicht morgen?~

Fragte er und mein Herz begann doppelt so schnell zu schlagen.

<Passt bei mir>

Schrieb ich zurück und beschloss Alina zu besuchen und davor einen kurzen Abstecher bei unserer besten Eisdiele zu machen. Ich schwang mich auf mein Rad und fuhr los. Jetzt war es kurz vor 18.00 Uhr, wenn ich mich beeilte, war ich bis 19.30 Uhr, zum Abendessen, wieder Zuhause.

Ich trat fest in meine Pedale und warf immer mal wieder nebenbei einen Blick auf meinen Tacho, den ich erst kürzlich wieder an mein Fahrrad motiert hatte. Denn meine Klasse nahm mit meiner gesamten Schule an einem Fahrradwettbewerb teil, bei dem jeder Schüler die gefahrenen Kilometer notieren musste und sie dann in der Schule in eine Klassenliste eintrug. Mein Ziel war es, Klassensieger zu werden, doch irgendwann ließ meine Motivation nach und ich wurde "nur" Zweiter.

Nach etwa guten fünf Minuten kam ich an der Eisdiele an, stieg vom Rad und schloss es ab. Man konnte nie wissen was für komische Menschen hier herumliefen. Voller Freude auf das Eis betrat ich das "Geschäft" und stellte mich hinter ein paar Menschen, die bereits in der Warteschlange standen. Aber schon nach wenigen Minuten wurde ich von meiner Lieblingsbedienung bedient. Er hieß Liam, war etwa 1,80m groß, aber längst nicht mehr so jung wie ich. Ich wusste nicht wieso, aber ich konnte diesen Mann um die 50 einfach sehr gut leiden. Er war auch immer sehr nett zu mir und vernachlässigte sogar andere Kunden, nur um mich verabschieden zu können.

"Ich nehme Melone und Butterkeks in der Waffel", bestellte ich mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

"Gerne", antwortete er freundlich und schenkte mich ein Lächeln.

Ich lächelte ebenfalls und wartete auf mein Eis. Dann bezahlte ich und ging noch besser gelaunt, als zuvor wieder zu meinem Fahrrad. Heute war einfach ein richtig schöner Tag.

Ich dachte kurz an Finn und stellte erstaunt fest, dass meine Gefühle zu ihm einfach verrauscht waren. Noch besser, jetzt konnte ich mich voll und ganz auf Emilio konzentrieren. Warte. Was? Was hatte ich da gerade gedacht? Das konnte doch wohl nicht wahr sein. Er wohnte etwa 900 Kilometer von mir entfernt, was sollte das jetzt? Kopfschüttelnd entsperrte ich mein Schloss und fuhr mit dem Eis in meiner linken Hand los.
Langsam bahnte ich mich den Weg durch die verwinkelten Gassen bis zu dem Ortsanfang des nächsten Ortes. Da ich nun mein Eis fertig gegessen hatte, konnte ich nun wieder meine gewohnte Schnelligkeit aufnehmen.

29 Kilometer pro Stunde zeigte mein Tacho an. Als ob ich nicht 30 Kilometer schaffen werde, dachte ich und trat fester in die Pedale. Als ich langsamer wurde ließ ich mein Fahrrad rollen und genoss den kühlen Fahrtwind.

Wenige Minuten später war ich bei Alina Zuhause angekommen und stellte mein Rad vor ihrer Garage ab. Sie wohnte mit ihren Eltern und ihren zwei Brüdern in einem relativ großen Haus, welches in einem hellblauen Farbton gestrichen war. Ich stieg die paar Stufen der weißen Treppe zu ihrer Haustür hoch und drückte mit meinem rechten Zeigefinger auf den Klingelknopf.

Es dauerte nicht lange, bis ihr älterer Bruder Julian die Tür öffnete.

"Was?", brummte er mürrisch und starrte mich mit einem durchdringenden Blick an.

"Ist deine Schwester da?", erkundigte ich mich freundlich, obwohl mir seine Laune bereits jetzt tierisch auf den Geist ging.

Er nickte nur und machte ein Zeichen, dass ich eintreten sollte. Ich tat es und ging dann die schmalen Stufen, die ebenfalls weiß waren, zu Alinas Zimmer hinauf und klopft zaghaft an ihre Tür.

"Jaaa", gestattete eine gelangweilte Stimme den Eintritt.

Ich schmunzelte. Anscheinend war ihr mal wieder langweilig.

Ich betrat den Raum und fand meine Freundin vor ihren Laptop vor, an welchem sie irgendetwas schrieb.

"Hey", sagte ich und setzte mich neben sie auf ihre Couch.

"Oh hi, einen Moment noch", erwiderte sie.

Sie tippte noch ein wenig auf ihrem Laptop herum, ehe sie ihn herunterfuhr und schloss. Dann wandte sie sich mir zu.

"Mir war so langweilig, sodass ich auf Muchwrite weiter geschrieben habe", erklärte sie und grinste verlegen.

"Sollte ich auch mal wieder tun, aber ich habe einfach keine Lust dazu", meinte ich grübelnd.

Sie nickte zustimmend.

"Ich schreibe halt lieber mit jemandem von Muchwrite", sagte ich verlegen und starrte zu Boden.

"Das denke ich mir", erwiderte sie und als ich wieder aufsah, konnte ich ein breites Grinsen in ihrem Gesicht erkennen.

"Ich hab ihn gefragt, ob wir telefonieren wollen", erzählte ich freudestrahlend.

"Und, was hat er geantwortet?", wollte sie wissen.

"Ja", schrie ich und sprang vor lauter Freude auf.

"Psst, sei leise, oder willst du etwa, dass Julian sich beschweren kommt?", wies sie mich zurecht.

"Nee", antwortete ich gedehnt.

Was war den heute mit ihr los? Sie war doch sonst nicht so. Vielleicht störte ich sie doch, also beschloss ich mich langsam wieder auf den Heimweg zu machen. Mit einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass ich noch genau eine halbe Stunde Zeit hatte, um nach Hause zu fahren.

"Ich muss jetzt wieder los", verabschiedete ich mich und ging Richtung Tür.

"Okay", sagte sie und begleitete mich zur Haustür.

Wir umarmten uns noch kurz und dann schwang ich mich wieder auf mein Rad und düste los. Mittlerweile war es nicht mehr ganz so warm draußen, zum Glück. Die 35 Grad waren kaum auszuhalten.

Fünf Minuten vor halb acht kam ich Zuhause an, stellte mein Fahrrad in die Garage und betrat das angenehm kühle Haus. Es duftete bereits nach Essen, aber mir wollte einfach nicht einfallen, wie das Gericht hieß. Ich ging in die Küche und stellte erleichtert fest, dass meine Mum noch nicht ganz mit Kochen fertig war.

"Richte doch bitte schon mal das Besteck auf den Tisch", bat sie, als sie mich sah.

Ich tat ihr den Gefallen und legte Gabel und Messer fein säuberlich auf den Esstisch.

Wenige Minuten später kamen auch mein Vater und mein Bruder und wiederum ein paar Minuten später saßen wir gemeinsam beim Essen.

MuchwriteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt