Kapitel 13

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~Hey, sag mal wie heißt du eigentlich?~

Ich schmunzelte. Aber das stimmt, er wusste das noch gar nicht.

<Emilia und du Emilio, oder?>

~Ja, klar~

<Super>

~Wie geht's dir?~

<Gut und dir?>

~Auch gut~

<Ich bin seit heute auf Klassenfahrt>

~Stimmt, hast du erzählt. Wie ist es so?~

<Ganz okay, wir haben bis jetzt noch nichts Unternommen>

~Oh, wann seid ihr angekommen?~

<Heute Mittag>

~Am ersten Tag macht man sowieso nie viel, war bei mir früher nicht anders~

<Stimmt>

~Was machst du gerade so?~

<Ich liege auf dem Bett und schreibe mit dir und du?>

~Ich auch ;) ~

<Cool>

~Ja...muss jetzt wieder off, meine Mittagspause ist leider schon wieder zuende... :/ ~

<Schade, viel Spaß>

~Danke, dir auch :) ~

< :) >

Er war einfach so süß! So einen Jungen wie ihn hatte ich noch nie kennengelernt, im Positiven natürlich! So freundlich, verständlich und immer für einen da!

"Emilia, wieso lächelst du so selig vor dich hin?", riss mich Amelie aus meinen Gedanken.

"Mhm, was?", erwiderte ich, war aber mit meinen Gedanken ganz Woanders.

"Sie schreibt wahrscheinlich wieder mit Emilio!", vermutete Alina.

"Jetzt nicht mehr!", antwortete ich.

"Wow!", machte Alina.

"Leute, nicht streiten!", besänftigte Amelie uns. "Lass uns lieber ins Schwimmbad gehen!"

"Schwimmen?", horchte Marie auf. "Bin dabei!"

"Wir auch, oder?", sagte Alina und sah mich fragend an.

"Klar!", erwiderte ich. "Ich muss euch doch schließlich zeigen, wie viel Ausdauer ich im Schwimmen habe!"

Die anderen lachten.

"Du gehst doch nie schwimmen!", merkte Marie an.

"Doch, manchmal schon!", sagte ich.

Zehn Minuten später hatten wir alle unsere Bikinis an und zogen die vom Hotel zur Verfügung gestellten Bademäntel darüber.

"Soll ich den Ball mitnehmen?", wollte Alina wissen.

"Welchen Ball!", fragte ich dumm.

"Den Wasserball natürlich, was dachtest du denn?", antwortete sie.

"Gar nichts, aber nimm ihn ruhig mit!", erwiderte ich.

"Okay!", meinte sie.

Dann machten Amelie, Marie, Alina und ich uns auf den Weg zum Schwimmbad. Aber wo war es? Wir hatten keinen Plan!

"Am besten wir fragen an der Rezeption nach!", schlug Marie vor.

Gesagt, getan!

Wir fuhren mit dem Aufzug bis ins Erdgeschoss, natürlich wären die Treppen umweltfreundlicher und gesünder gewesen, aber mit meinem verstauchten Fuß waren die vier Stockwerke so gut wie unmöglich.

An der Rezeption begrüßte uns eine junge blonde Frau:

"Hallo! Kann ich Ihnen helfen?"

"Hallo! Wir wollten fragen, wo denn das Schwimmbad ist?", ergriff ich das Wort.

"Wenn ihr den Gang entlang geht, letzte Tür rechts!", antwortete sie freundlich.

"Dankeschön!", bedankte ich mich höflich und dann gingen wir den beschriebenen Weg entlang.

Tatsächlich fanden wir es auch gleich. Dort zogen wir die Bademäntel aus und wateten langsam in das herrlich kühle Wasser.

Während die anderen nur etwas herum planschten, schwam ich meine üblichen Bahnen, so wie ich es immer in den Hotels tat. Nach zehn stoppte ich und tauchte vom entgegengesetzten Beckenrand wo meine Freundinnen waren zu dem Eck, wo sie sich befanden und tauchte kurz vor ihnen wieder auf.

"Emilia!", kreischte Alina. "Erschreck uns doch nicht so!"

"Was denn? Ich tauche doch nur!", erwiderte ich mit einem unschuldigen Blick.

Die anderen beiden lachten vergnügt.

Danach tobten wir durchs Wasser, spielten Wasserball und spritzten die anderen mit Wasser voll.

Plötzlich ging die Tür von den Männerumkleiden auf und vier Jungs kamen heraus spaziert.
Elias, Eric, Felix und Finn. Vorsichtig sah ich zu Amelie und riss die Augen auf. Sie starrte ebenfalls mit riesen Augen Finn an.

"Amelie, was ist los?", fragte ich sie.

"Dieser Arsch hat am Freitag mit mir Schluss gemacht!", antwortete sie mit grimmiger Miene.

"Aber wieso das...?", erkundigte ich mich erstaunt und auch wirklich gar nicht erfreut oder schadenfroh.

Mit tat sie wirklich Leid! Außerdem liebte ich nun Emilio, das war mir nun endgültig klar geworden!

"Keine Ahnung!", seufzte sie.

"Hey Mädels!", vernahmen wir auf einmal die Stimme von Finn.

"Halt die Klappe, du Idiot!", fuhr Amelie ihn an.

"Halt du dich da raus!", rief er wütend.

Ich schwam zügig an den Rand und kletterte aus dem Wasser. Dieses Verhalten gegenüber einer meiner Freundinnen machte mich wütend und zugleich auch mutig! Wild entschlossen ihm die Meinung zu sagen, ging ich auf ihn zu. Wenige Zentimeter vor ihm blieb ich stehen.

"Sei leise und lass Amelie in Ruhe! Hörst du?", sagte ich in einen gefährlichen Ton.

Und dann ging es schnell. Er beugte sich vor und gab mir einen Kuss auf den Mund. Erschrocken starrte ich ihn an. Keiner sagte ein Wort. Es war kein laut zu hören, außer dem Plätschern des Wassers. Je länger ich ihn ansah, desto mehr Wut sammelte sich.

Ich ging ein paar Schritte, sodass er zwischen dem Becken und mir stand. Dann streckte ich beide Arme aus und schubste ihn mit Wucht in das kalte Wasser.

Er ging kurz unter und kam dann prustend wieder an die Wasseroberfläche.

Er sah mich mit schmalen Augen an und schwam zur Leiter. Er kletterte wieder aus dem Becken und kam schnellen Schrittes auf mich zu.

"Mach das nicht nochmal!", sagte er gefährlich leise. "Das wirst du bereuen!"

Das trieb mich erst recht dazu an. Denn kein Junge konnte mir vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen hatte. Da war er auch keine Ausnahme! Also tat ich dasselbe wie vorhin, nur etwas schneller. Damit er mir nicht mehr dazwischen funken konnte.
Nachdem er wieder aufgetaucht war und er aus dem Wasser gestiegen war, kam er bedrohlich auf mich zu. Er wirkte auf seine Art sehr Angst einflößend. Ich sah panisch zu meinen Freundinnen, doch die zuckten nur mit den Schultern. Vielen Dank dafür! Mit einem Blick zu den Jungs stellte ich fest, dass diese genauso beunruhigt waren, wie Amelie, Alina und Marie. Kein Wunder, so kannten sie Finn nicht. Er war immer der schüchterne, unschuldige und brave Junge der Klasse. Genauso wie Elias, Eric und Felix auch. Sie verstanden wahrscheinlich genauso wenig wie ich, was in ihn gefahren war. Wieso tat denn keiner was? Wieso standen alle nur untätig herum? Mir wurde langsam wirklich unheimlich zumute und mir wurde bewusst, dass ich übertrieben hatte. Aber das konnte ich nun auch nicht mehr ändern. Finn kam langsam immer näher und näher.

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