Ich konnte die Anspannung der anderen deutlich spüren. Langsam begann ich immer einen Schritt rückwärts zu gehen. Doch lange würde ich das nicht tun können. Irgendwann würde ich dann auf die Wand stoßen und würde völlig hilflos sein. Wieso zum Teufel taten denn meine Freundinnen nichts? Sie sahen einfach nur tatlos zu. Genauso wie Elias, Eric und Felix.
Er kam Schritt für Schritt immer näher. Ich schluckte und wollte wieder einen Schritt nach hinten, stieß allerdings an der Wand an.Geschockt weiteten sich meine Augen.
Nun stand er direkt vor mir. Er sah mich mit schmalen Augen an. Ich begann trotzdem der wenigen Bekleidung zu schwitzen. Mir wurde zunehmend wärmer und auch etwas schwindelig. Der Schwindel nahm immer weiter zu. Mir wurde schwarz vor Augen.
Vorsichtig öffnete ich meine Augen und blinselte. Ich nahm Amelie, Marie und Alina um mich wahr.
"Wo bin ich?", fragte ich etwas benebelt.
"Im Schwimmbad!", antwortete Marie sanft.
"Wo sind die Jungs? Wo ist Finn?", wollte ich wissen.
"Die sind gerade abgehauen!", erwiderte Alina.
"Komm wir bringen dich in unser Zimmer!", meinte Amelie.
Während Amelie und Marie mir aufhelfen und sorgen, dass ich auf dem Weg zum Aufzug nicht umkippe, trug Alina unsere Bademäntel. Hoffentlich sah uns so keiner!
Zum Glück kamen wir in unserem Zimmer an, ohne von irgendjemanden gesehen zu werden. Erleichtert setzten wir uns auf unsere Betten und ich lehnte mich zurück.
"Was ist passiert, nachdem ich umgekippt war?", erkundigte ich mich.
"Finn hat dich aufgefangen und vorsichtig auf die Fliesen gelegt und ist dann mit seinen Freunden abgehauen!", erzählte Alina.
"Es sah schon fast so aus, als ob er dich dabei besorgt ansah.!", erwiderte Amelie.
"Ja, damit, dass du umkippst hatte er wohl nicht gerechnet!", sagte Marie zustimmend.
"Den Schock hat er echt verdient!", meinte Amelie schadenfroh.
"Ja schon, aber er wird sich bestimmt rächen...!", wand ich ein.
"Da hast du recht!", stimmte Alina mir zu.
"Ach kommt, der hat doch bestimmt nur leere Worte gemacht!", beschwichtigte Marie uns. "Wir, insbesondere du, Emilia, du lässt dir doch nichts von ihm vorschreiben oder einschränken, das wäre doch was ganz neues!"
"Stimmt!", erwiderte ich nachdenklich. "Ich gehe dann gleich an die Rezeption und frage, wo man um diese Uhrzeit etwas zu essen bekommen kann!"
Ich deutete auf meinen Bauch und fuhr grinsend fort:
"Ich bin schon am Verhungern!"
Nach diesem Worten sprang ich auf, verschwand kurz im Bad, um mir etwas vernünftiges anzuziehen und verließ dann gut gelaunt das Zimmer.
Ich ging pfeifend die paar Gänge zum Aufzug entlang.
"Hallo!", hörte ich plötzlich eine leider sehr bekannte Stimme dicht hinter mir.
"Lass mich in Ruhe!", erwiderte ich mit fester Stimme und wollte weiter gehen, doch seine zwei Arme hielten mich fest.
Er zog mich zu sich und raunte mir ins Ohr:
"Hey, Süße, bleib da!"
Ich zuckte zusammen und mir durchfuhr eine eisige Gänsehaut.
Er drehte mich zu sich um und drückte mich gegen die Wand. Dann kam er mir immer näher. Zu nah!
"Hör auf!", krächtze ich heiser.
"Ach hör auf, du magst mich genauso so wie ich dich!", flüsterte er mir ins Ohr.
Dann küsste er mich und mir kamen die Tränen. Ich schluchzte laut auf. Erschreckend hielt er inne.
"Was ist?", fragte er.
"Ich will das nicht!", schrie ich.
Dann tat er etwas, was ich ihm nicht zugetraut hätte, er nahm mich tröstend in den Arm und strich mir langsam über den Rücken.
"Bitte weine doch nicht!", sagte er leise.
"Lass mich bitte gehen!", erwiderte ich ebenso leise.
"Okay!", sagte er und ließ mich tatsächlich gehen.
Schnell lief ich den Weg zu unserem Hotelzimmer zurück. Jedenfalls so schnell, wie es mit meinem verstauchten Fuß ging. Dort klopfte ich wie wild an die Tür. Ich hörte sich nähernde Schritte. Dann wurde die Tür von Marie geöffnet.
"Du bist schon...!", begann sie, stockte dann aber, als sie mein Tränen umströmtes Gesicht sah.
Ich rannte an ihr vorbei uns schmiss mich auf mein Zustellbett. Dort weinte ich erst richtig los.
Fragen meiner Freundinnen prasselten über mich herein.
"Lasst mich!", schluchzte ich nur.
Ich stellte fest, wie sie leise miteinander flüsterten und schließlich das Zimmer verließen.
Ich lag immer noch bäuchlings auf meinem Bett und beruhigte mich langsam und letztendlich fiel die Müdigkeit über mich her.
Als ich das nächste Mal aufwachte, war es bereits dunkel und ich schlang meinen rechten Arm um die zusammen gerollte Decke recht von mir. Irgendwie fühlte sie sich wie ein Mensch an, aber diesen Gedanken verbannte ich sofort wieder aus meinem Gehirn. Denn das war gar nicht möglich, denn meine Freundinnen waren immer noch nicht da und außer ihnen konnte nur das Personal hinein und wieso sollten die sich zu mir ins Bett liegen?
Meine Gedanken schweiften zu Finn und ich musste seufzen. Eigentlich war er schon süß. Aber er machte mir irgendwie Angst und war mir etwas zu aufdringlich. Es war nicht so, dass ich ihn nicht auch küssen wollte, aber nicht so! Er war einfach verrückt, nicht so, wie es jeder zu einer bestimmten Menge war, sondern auf eine kranke Weise! Er war mir einerseits irgendwie so vertraut, aber andererseits so fremd, wie kein anderer Mensch. Mit so einem wollte ich nicht zusammen sein. Außerdem schlug mein Herz eigentlich für Emilio, das tat es auch immer noch, aber komischerweise fühlte ich auch etwas für Finn.
Nicht nur er ist verrückt, sondern ich auch, denn ich liebte einen Verrückten!
Mussten mir meine Gefühle eigentlich immer solche Streiche spielen? Das war keineswegs lustig!
Wie zum Geier konnte ich Gefühle für so einen Menschen empfinden? Wie?
Aber als, er anscheinend besorgt geschaut hatte, als ich das Bewusstsein verloren hatt, das war schon ziemlich süß und es hatte mich, ganz ehrlich, schon etwas angemacht.
Und dass ein Junge ein Mädchen auffing, davon war ich schon immer völlig fasziniert gewesen und hatte mir gewünscht, dass mir das irgendwann auch einmal passieren würde.
Nun hatte ich es erlebt, aber ich wusste noch lange nicht, was ich von seiner Fürsorge halten sollte. Denn immerhin hatte er mich schon etwas belästigt. Aber anscheinend liebte er mich.
Mit diesen Gedanken schlief ich wieder ein.
DU LIEST GERADE
Muchwrite
Teen FictionAuf einer App, bei der man Bücher, Geschichten und Gedichte schreiben kann, trifft Emilia auf einen Jungen, der genauso schreibverrückt ist, wie sie. Er ist ihr von Anfang an sympathisch und sie beginnt ihn immer mehr zu mögen.