"Emilia, dreh dich um!", sagte mein Bruder mit einem bestimmenden Ton in der Stimme.
Doch ich rührte mich nicht von der Stelle. Er konnte mich mal. Ich wollte momentan von Nichts und Niemanden etwas hören! Er sollte mich endlich in Ruhe lassen und vor allem sollte er sich nicht so aufmucken.
"Sofort, Emilia!", schrie er mit deutlicher Wut in der Stimme.
Langsam dreht ich meinen Kopf in seine Richtung, aber nicht, um ihm zu gehorchen, nein, sondern, um ihm gewaltig die Meinung zu sagen!
"Alex halt endlich die Klappe, du nervst und hör auf die ganze Zeit zu bestimmen. Lass mich endlich in Ruhe, ich werde da nicht mitfahren, weil ich es nicht kann und außerdem hast DU mir nichts zu sagen, du Idiot!", brüllte ich ihn an und verließ mit vor Wut hochrotem Kopf das Zimmer.
Ich verließ barfuß das Haus und rannte so schnell mich meine Beine trugen in Richtung Wald. Im Laufen war ich schon immer sehr gut gewesen, ich war immer eine der besten der Klasse. Jetzt konnte ich endlich mal meine Fähigkeit gebrauchen. Ich war gerade beim Wald angekommen, als ich die Stimme meines Bruders wahrnahm.
"Emilia, bleib stehen!", rief er.
Doch seine Stimme klang noch sehr weit entfernt, er würde noch etwas dauern, bis er mich eingeholt hatte. Am besten ich schlitterte den Hang neben mir herunter, dann bin ich schneller unten.
Ich war auch schneller unten, aber nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Etwa nach einem Drittel des Weges übersah ich eine Wurzel, stolperte und kugelte den Berg hinunter. Unten schlug ich unangenehm auf. Daraufhin fing mein Bein an, höllisch weh zu tun. Hoffentlich war da nichts gebrochen! Der kaum ertragbare Schmerz trieb die Tränen in meine Augen, welche diese auch bald wieder verließen.
"Emilia?", rief mein Bruder und schon lag sein Blick auf mir.
Langsam und vorsichtig ging er den Hang hinunter.
"Was machst du denn für Sachen?!", meinte Alex besorgt.
Er kniete sich neben mich auf den Waldboden und fragte
"Tut dir irgendwas weh? Bist du verletzt?"
"Mein Bein tut so weh!", sagte ich unter Schluchzern.
"Kannst du aufstehen? ", wollte er wissen und half mir, es auszuprobieren.
Solange ich nur das linke Bein belastete, ging es, aber kaum wollte ich das andere auch nur minimal belasten, stieß ich einen lauten Schrei aus.
"Ich fahr dich ins Krankenhaus!", entschied mein 25 jähriger Bruder kurzerhand.
Er nahm mich behutsam hoch und trug mich mit seinen starken Armen den ganzen Weg bis zu uns nach Hause. Dort angekommen setzte er mich auf den Beifahrersitz seines Autos und er selbst nahm auf dem Fahrersitz platz und startete den Wagen.
Nach etwa fünfzehn Minuten kamen wir am Krankenhaus unserer Stadt an und Alex trug mich zur Anmeldung.
Es dauerte nicht lange, bis ich untersucht wurde und er stellte sich heraus, das mein Fuß "nur" verstaucht war.
Nun war ich wieder Zuhause und saß auf meinem Bett. Ich sollte meinen verstauchten Fuß etwas schonen und kühlen. Es war bereits Abends geworden und wir hatten gerade gegessen. Auf einmal erinnerte ich mich wieder an Maries Anruf heute morgen. In zwei Tagen wird die Klassenfahrt sein, ohne mich. Aber wie sollte ich es meinen Freundinnen erklären, dass ich nicht mitfuhr, vor allem Amelie? Außerdem hatte ich es Marie ja eigentlich schon fast versprochen. Alle denken dann, dass ich ein Angsthase bin und zu nichts zu gebrauchen war. Das durfte nicht so kommen. Ich musste meine Ehre behalten!
"Alex!", rief ich mit lauter Stimme und hoffte, dass er mich gehört hatte.
Eine halbe Minute später kam er auch schon ins Zimmer getrabt.
"Was ist los?", fragte er atemlos.
"Kannst du mir meinen Koffer bringen, damit ich dann morgen gleich anfangen kann zu packen?", bitte ich ihn.
Er sah mich erstaunt an.
"Ich dachte du wolltest nicht mit?", setzte er an.
"Ich hab meine Meinung eben geändert!", erwiderte ich und grinste.
"Und ich weiß auch nicht, ob das so gut ist für deinen Fuß!", wandte er ein.
"Ich muss dahin!", sagte ich entschlossen.
Fünf Minuten später stand mein Bruder auch schon wieder mit meinem sehr großen hellblauen Koffer in meiner Zimmertür.
"Hier ist er, Schwesterherz!", sagte er und grinste.
Wo ist eigentlich mein Handy? Ich hatte den ganzen Tag nicht mit Emilio geschrieben, das musste ich unbedingt ändern. Suchend sah ich mich um, konnte es jedoch nicht erblicken.
"Hast du mein Handy gesehen?", wollte ich von Alex wissen.
"Ich glaube es liegt irgendwo im Wohnzimmer, warte ich hole es dir!", meinte er und verschwand nach unten.
Kurze Zeit später kam er die Treppen wieder hoch gestampft und gab mir mein Smartphone.
"Danke!", sagte ich und lächelte.
"Kein Problem!", erwiderte er und erwiderte das Lächeln.
Dann verließ er das Zimmer. Ich loggte mich in mein Handy ein und ging auf Whatsapp, da ich nun auch seine Handynummer besaß, konnten wir nun auch darüber schreiben.
Ich hatte drei ungelesene Nachrichten von Emilio. Schnell öffnete ich seinen Chat.
~Hey, wie geht's dir so?~
~Ich rufe dich gleich an~
~Ist alles okay bei dir?~
Außerdem hatte ich noch seinen Anruf verpasst. Sofort klickte ich auf Rückruf, doch es meldete sich niemand. Ich beschloss dann die Nachrichten zu beantworten.
<Hey, ganz okay, hab mir heute den Fuß verstaucht :/ und wie geht's dir?>
<Tut mir leid, ich war da im Krankenhaus wegen meinem Fuß>
Zufrieden klappte ich mein Smartphone wieder zu und gähnte. Es war zwar gerade mal 21.00 Uhr, doch mir fielen bereits die Augen zu.
Am nächsten Morgen wurde ich von einem hellen Geräusch geweckt. Zuerst konnte ich nicht zuordnen, wovon es kam, doch dann sah ich mein Handy und wusste Bescheid.
Emilio hatte mir geschrieben.
~Autsch, klingt sehr schmerzhaft, Gute Besserung!~
<Danke, ich fahr morgen auf Klassenfahrt>
~Mit deinem verstauchten Fuß? Bist du dir sicher, dass du das tun willst?~
<Ja, wenn ich es nicht tu, würde ich es nur bereuen>
~Wenn du meinst, pass auf dich auf~
<Mach ich>
~Gut~
Süß, wie er sich um mich sorgt. Wirklich süß. Zufrieden klappte ich mein Smartphone zu und legte es neben mich aufs Bett.
DU LIEST GERADE
Muchwrite
Teen FictionAuf einer App, bei der man Bücher, Geschichten und Gedichte schreiben kann, trifft Emilia auf einen Jungen, der genauso schreibverrückt ist, wie sie. Er ist ihr von Anfang an sympathisch und sie beginnt ihn immer mehr zu mögen.