Kapitel 16

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Ich entschloss mich nicht länger zu warten und loszugehen. Ich ging immer tiefer in den Wald, doch gefunden hatte ich noch nichts. Begegnet war mir auch noch keiner. Aber laut Herr Meyer sollte es auch so sein. Ich ging immer weiter und weiter in den Wald. Auf einmal sah ich wenige Meter vor mir vom Vollmond ein kleine erleuchtete Lichtung.

Schnell lief ich, mit dem Kopf nach oben gerichtet, hin. Doch das war ein Fehler, denn kurz bevor ich die Lichtung erreicht hatte, schnappte etwas an meinem Fuß zu und ich wurde in die Luft geschleudert. Ich krachte mit meinem Kopf leicht gegen einen Baum und mir wurde schwummrig. Doch den großen Schmerz, welcher meinen Fuß durchzog, spürte ich trotzdem.

Ich begann, um Hilfe zu rufen. Ich konnte sehr laut schreien, aber ob jemand mich hören würde? Wie lange ich das aushalten würde, an meinem verstauchten Fuß zu hängen. Dieses komische Gefühl in meinem Kopf ließ anhand der Kopfüberhängung erst recht nicht nach. Hoffentlich wurde ich nicht bewusstlos, denn so konnte ich mich wenigstens bemerkbar machen, wenn einer meiner Klassenkameraden vorbeikam.

Ich rief, bis meine Stimme ganz heiser wurde und das komische Gefühl immer mehr zunahm.

Dann wurde mir schwarz vor Augen...

"Emilia?", nahm ich gedämpft eine Stimme wahr.

Ich träumte sicherlich noch, also blieb ich wie ich war.

"Emilia, hörst du mich?", hörte ich wieder diese Stimme.

Anscheinend träumte ich doch nicht. Ich öffnete meine schweren Augenlider und erblickte Finn. Ich hatte mich noch nie so gefreut, ihn zu sehen!

"Ich befreie jetzt deinen Fuß, alles wird gut!", sagte er beruhigend.

Hoffentlich dachte ich. Er stieg auf einen mittelgroßen Baumstumpf, den er von irgendwoher angeschleppt haben musste. Ich spürte wie er an meinem Fuß herum hantierte.

Plötzlich war mein Fuß frei und er fing mich mit seinen starken Armen auf. Er setzte mich behutsam auf dem Boden ab und ließ sich neben mir nieder.

"Danke!", sagte ich leise.

"Kein Problem!", antwortete er mit warmer Stimme.

Ich war irgendwie nur noch auf ihn fixiert, ich nahm außer ihm nichts mehr um mich herum wahr. Meine ganzen Gefühle brachen ineinander zusammen, Tränen sammelten sich in meine Augen und ich ließ sie einfach laufen.

Er nahm mich darauf vorsichtig in seine Arme und hielt mich fest. Ich hatte keine Ahnung wie lange wir da so saßen, jedoch sah Finn auf einmal auf seine Uhr und räusperte sich daraufhin.

"Wir sollten uns langsam auf den Weg machen, es ist schon 23.30 Uhr!", meinte er.

Ich nickte zustimmend und erhob mich. Sogar ohne zu schwanken. Ich humpelte in geringem Tempo auf die hell erleuchtete Lichtung zu. In der Mitte blieb ich stehen und sah zum Himmel empor. Finn gesellte sich zu mir. Nun standen wir beide nebeneinander und genossen diesen Anblick.

Als ich genug geschaut hatte, drehte ich mich zu Finn. Er war wirklich süß. Am liebsten würde ich ihn jetzt küssen. Er schaute mich lächelnd an und ich erwiderte das Lächeln. Er kam immer näher und näher und dann küssten wir uns. Ich schlang meine Arme um seinen Körper und er tat es mir nach.

Ich wollte ihn gar nicht mehr loslassen, doch irgendwann löste ich mich dann doch von ihm.

Was hatte er mir eigentlich angetan, dass ich ihn so gehasst habe?

Ich wollte weiter gehen, doch ich jaulte auf, als ich auf einmal zu stark meinen Fuß belastete. Sofort war Finn bei mir.

"Tuts sehr weh?", erkundigte er sich besorgt.

Ich nickte mit Tränen in den Augen.

"Ich trag dich jetzt!", beschloss er und nahm mich Huckepack.

Als wir endlich den Wald verließen war es laut Finn bereits 0.30 Uhr. Wir hatten einfach keinen Ausgang gefunden. Doch nun waren wir auf dem richtigen Weg und waren auf den letzten zwei Kilometern. Kurz vor dem Hotel kam uns ein aufgebrachter Herr Meyer entgegen.

"Wo wart ihr? Wisst ihr wie viel Uhr es ist?", begann er mit seiner Standpauke.

Doch ehe er fortfahren konnte, meldete sich Finn zu Wort und erklärte die Lage.

"Ach so, das tut mir leid für dich! Wartet hier, ich leih mir schnell den Wagen des Nachtangestellten und fahre dich dann ins Krankenhaus!", ordnete unser Lehrer an und machte sich schnellen Schrittes auf den Weg.

Finn setzte mich am Boden ab und wir saßen nebeneinander auf dem abgetrennten Fuß- und Radweg. Völlig erschöpft lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter und schlief daran gelehnt ein.

Als ich wieder aufwachte saßen wir schon in dem Auto und fuhren Richtung Krankenhaus. Wenige Minuten später kamen wir auch dort an und Finn stützte mich. Zum Glück war gerade kein anderer Unfall und ich konnte gleich untersucht werden. Herr Meyer und Finn mussten draußen warten.

Es stellte sich heraus, das mein Fuß nur verstaucht war, wie zuvor auch. Allerdings wurde er stark gequetscht, deshalb hatte der Arzt auch einen Gehgips angelegt, damit ich den Fuß besser schonen konnte.

Es war bereits kurz vor 2.00 Uhr morgens, als wir endlich am Hotel ankamen und Finn mich in mein Zimmer brachte.

Ich holte den Schlüssel aus meinem Rucksack und schloss leise die Tür auf, um die anderen nicht zu wecken. Hinter uns sperrte ich die Tür wieder zu und steuerte auf mein Bett zu.

"Willst du dich nicht umziehen?", raunte Finn mir leise ins Ohr.

"Oh, stimmt!", kicherte ich ebenso leise.

Paar Minuten später kam ich mit meinem Schlafanzug am Körper aus dem Badezimmer und steuerte auf mein Bett zu. Finn kam mir entgegen und umarmte mich. Ich erwiderte die Umarmung und dann küssten wir uns. Lange und zärtlich.

"Emilia?", fragte er leise, während einer Umarmung.

"Mhm!", machte ich.

"Ich liebe dich!", flüsterte er.

Mein Herz begann schneller zu schlagen und die Schmetterlinge in meinem Bauch flatterten wie wild umeinander.

"Ich liebe dich auch!", erwiderte ich.

"Wow!", sagte er und seine Lippen berührten sachte die Meinen.

"Jetzt reichts aber wieder mit dem Geknutsche!", riss mich Alinas Stimme aus meinen Gedanken.

Amelie und Marie kicherten. Mit hochrotem Kopf brachte ich Finn zu Tür, sperrt wieder auf und entließ ihn in den dunklen Gang.

"Was war das denn?", wollte Amelie wissen, nachdem ich wieder abgeschlossen hatte und mich in mein Bett gelegt hatte.

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