Kapitel 5

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~Welchen denn?~

<Ich habe meine Freundin und den Jungen knutschen gesehen...vor dem Klassenzimmer...>

~Scheiße~

<Mhm>

~Vieleicht musst du ihn wirklich vergessen?~

<Wahrscheinlich>

Die Tage vergingen, an denen ich immer weniger an Finn dachte, dafür umso mehr an Emilio. Irgendwie hatte es mir der 20 jährige angetan. Je mehr ich mit ihm schrieb, desto mehr schlug mein Herz für ihn. Bei jeder neuen Nachricht von ihm konnte ich das Klopfen meines Herzen in der Brust deutlich spüren.

Eines Morgens machte ich mich zu Fuß auf den Weg zur Schule. Ich schwebte förmlich den Gehweg entlang und hing meinen Gedanken nach. Ich dachte an Emilio und überlegte, ob ich ihm von meinen Gefühlen zu ihm erzählen sollte. Was, wenn er dann nichts mehr mit mir zu tun haben wollte? Würde ich das verkraften können? Aber andererseits musste ich es ihm unbedingt sagen. Ich wollte ihn auf jeden Fall genauer kennenlernen und vielleicht sogar einmal mit ihm telefonieren.

Langsam betrat ich das Schulgebäude, welches in dem Sonnenlicht zu leuchten schien und stieg die endlosen Treppen zum dritten Stock hinauf. Wieso mussten wir ausgerechnet im dritten Stock unser Klassenzimmer haben? Der zweite Stock hätte doch völlig ausgereicht.

"Hallo zusammen!", rief ich in die Klasse, als ich den Raum betrat und sofort richteten alle ihre Blicke auf mich.

"Was ist mit dir los?", wollte Zoey wissen und sah mich skeptisch an.

"Nichts, wieso?", erwiderte ich und stolzierte zu meinem Platz.

Sie verdrehte nur grinsend die Augen und wendete sich dann wieder ab. Nach und nach widmeten sich auch die anderen wieder ihren ursprünglichen Beschäftigungen. Kein Wunder, sie waren solche Begrüßungen von mir einfach nicht gewohnt, da war es nicht sonderlich verwunderlich, das es sie etwas aus der Bahn zu werfen schien.

"Was ist mit dir denn los?", erkundigte sich Alina und zog fragend eine Augenbraue hoch.

"Ach, ich hab nur an Emilio gedacht", antwortete ich fröhlich.

"Und deswegen führst du dich so auf, als hättest du im Lotto gewonnen?", meinte sie und grinste.

Ich zuckte nur die Schultern, konnte aber das Blut deutlich spüren, das durch meine Adern ins Gesicht gepumpt wurde. Wahrscheinlich war mein Kopf jetzt so rot wie eine Tomate.

"Sag mal, wäre es möglich, dass du dich in diesen Emilio verkuckt hast?", mischte sich nun auch Marie ein.

"Wie kommst du denn darauf?", fragte ich sie mit einem unschuldigen Blick, aber insgeheim wusste ich, dass sie recht hatte.

"Na, sieh dich doch einmal an", begann sie. "Seit Tagen strahlst du ununterbrochen, denkst nur noch an ihn und hast sogar Finn vergessen".

"Wie, sie hat Finn vergessen?", meldete sich nun auch Amelie zu Wort.

Ich seufzte.

"Ich muss dir was gestehen...", begann ich zögernd.

"Schieß los", meinte sie nur.

"Ich stand lange Zeit auf Finn...ich war unsterblich in ihn verliebt...aber keine Sorge es ist jetzt vorbei", erzählte ich.

"Bist du dir sicher?", hackte sie noch einmal nach.

Ich nickte entschlossen.

"Dann ist das doch Schnee von gestern. Reden wir lieber über diesen Emilio oder wie auch immer der heißt", meinte sie dann.

"Da wirds nicht mehr viel zu reden geben", meinte Marie und grinste. "Das sieht doch ein Blinder mit dem Krückstock, dass sie sich über beide Ohren in ihn verliebt hat".

Ich spürte, wie mein Kopf erneut eine rote Farbe annahm.

"Das scheint ja was ernstes zu sein, schaut mal wie sie rot wird", sagte Alina kichernd.

Sofort richteten sich wieder alle Blicke auf mich. Leider nicht nur die von meinen Freundinnen, sondern auch von den umstehenden.

"Was scheint was ernstes zu sein?", fragte Sarah neugierig und blickte uns erwartungsvoll an.

"Nichts nichts", erwiderte ich hastig und mit hochrotem Kopf.

"Aha", meinte sie dazu nur und schmollte.

"Das sie eigentlich immer alles wissen muss", beschwerte ich mich bei meinen Freundinnen.

"Keine Ahnung", sagte Marie und zuckte mit den Schultern.

In der Mittagspause beschloss ich, dass ich Emilio von meinen Gefühlen zu ihm erzählen würde. Ich würde es ganz langsam angehen lassen. Am besten fragte ich ihn um Rat und zwar, dass ich mich in einen älteren Jungen verknallt habe, den ich nicht einmal persönlich kannte und so weiter. Und dass ich jetzt ein großes Gefühlschaos hatte und ihn frage, was er an meiner Stelle tun würde. Wenn ich Pech hatte, konnte das auch ganz schön nach hinten losgehen. Aber das Risiko musste ich eingehen. Ich ging in unseren Chat und begann zu schreiben.

<Hey, wie geht's dir? :)>

Wenige Minuten schrieb er schon zurück. Saß er denn eigentlich durchgehend am Handy, oder was? Naja, mir war es nur mehr als recht.

~Hey, mir geht's gut und dir so?~

<Naja...ich hab etwas Gefühlschaos...>

~Ist dir das bezüglich deiner Geschichte passiert?~

Was meinte er denn jetzt? Nach kurzem Überlegen verstand ich, was er damit meinte und schlug mir mit der flachen Hand auf die Stirn. Wie konnte ich nur so begriff stutzig sein?

<Nein, das nicht, aber ich habe Gefühle für jemanden entwickelt, der einige Jahre älter ist, als ich und persönlich kenne ich ihn auch nicht>

~Das ist natürlich kompliziert~

<Ja, was würdest du an meiner Stelle machen?>

~Versuche doch einen Schritt auf ihn zuzugehen~

<Aber was, wenn er unerreichbar ist>

~Probiers einfach~

<Wie würdest du reagieren, wenn dich ein Mädchen darauf anschreiben würde?>

~Ich fände das überhaupt nicht schlimm, sondern eher mutig~

<Super Einstellung :) Ahnst du schon was?>

~Ja, glaube schon :)~

<Was sagst du dazu?>

~Nicht schlimm :)>

< Gut>

"Emilia, kommst du endlich? Wir müssen los zu Mathe!", rief Amelie.

"Jaaa, ich komm ja schon", maulte ich und packte schnell mein Handy in die Schultasche.

Dann eilte ich den Dreien hinterher und holte sie bei der Treppe ein.

"Lass mich raten, du hast mit Emilio geschrieben?", erkundigte sich Alina.

"Genau", erwiderte ich fröhlich und schwebte förmlich die Stufen hinauf.

Ich war einfach so glücklich nach unserer Unterhaltung heute. Er konnte mich immer noch leiden, obwohl ich mich in ihn verliebt hatte. War das süß! Ein Lächeln umspielte meine Lippen und ich konnte nicht mehr damit aufhören. Leise summte ich vor mich hin und überlegte, wie ich weiter in dem Fall Emilio vorgehen sollte. Denn ich wollte mich unbedingt so richtig mit ihm anfreunden.

MuchwriteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt