[chapter twelve]

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Pansy und Draco kamen nebeneinander in die Halle. Er hielt ihre Hand wie ein Mann, der alles für seine Frau geben würde. Er lachte sie an, wie Hermine ihn noch nie lachen gesehen hatte. Es war nicht dieses höhnische Lachen, oder das schadenfrohe. Es war ein ehrliches, glückliches Lachen. Ein Lachen, welches ihn fremd und etwas gruselig wirken ließ. Hermine mochte es, doch sie mochte die Person nicht, welcher er es schenkte.

Pansy grinste ebenfalls. Und auch sie grinste anders als sonst. Komplett ehrlich. Ihre Blicke schauten in die sturmgrauen Augen ihres Freundes, welcher scheinbar alles für die glänzenden braunen seiner Freundin tun würde.

"Willst du nichts essen?", Ginny riss Hermines Gedanken wieder zurück an die Gryffindor Tafel. "Was? Essen?", ihr Blick fiel auf den Haferschleim. Kurz schielte sie wieder hoch zu Draco und Pansy, und schüttelte dann leicht den Kopf. "Danke, ich verzichte." "Du verzichtest nie." "Heute muss ich wohl.", säuselte Hermine gedankenabwesend.

Geschichte der Zauberei- eine einzige Qual. Hinter Hermine und Ginny saßen lachende und tuschelnde Hufflepuffs. Neben Hermine lagen schlafende Gryffindors, und schräg vor ihr auf der anderen Seite des Ganges saßen die Slytherins. Allesamt schliefen sie, bis auf zwei.
Draco und Blaise schienen sich zu unterhalten. Es schien kein ernstes Gespräch zu sein, denn beide schauten sie immer wieder prüfend auf, dass auch ja niemand sie belauschte. Dann blickten sie sich wieder gegenseitig lachend an.

Kopfschüttelnd wandte sich Hermine wieder Binns Geschwafel zu, um auch nur einen Hauch der Chance in den kommenden Prüfungen zu haben.

Der kalte Mond flimmerte zwischen tiefhängenden, dünnen Wolken herab auf das Schloss. Es war wieder eine dieser Nächte, in welchen Hermine ungern draußen herum lief um Nachtschicht zu halten.

Doch da das Schicksal sie momentan wohl belohnen wollte, bemerkte sie schon bald eine halb angelehnte Badezimmer Tür im Erdgeschoss. Sie war weit abgelegen von jeglichen Gemeinschaftsräumen, Klassenzimmern oder Hallen.
Mit einem flauen Gefühl im Magen steckte Hermine langsam ihren Kopf zwischen den kleinen Spalt, und schaute in das Badezimmer hinein.

Drinnen stand eine Person, ein junger Mann. Er hatte ein lockeres, weißes Hemd an. Seine Hose war schwarz und seine Haare etwas nass und verwuschelt. Er betrachtete sich im Spiegel, und atmete heftig.
Es war Draco.

Hinter ihm auf dem Boden lag sein Schulumhang und sein Zauberstab. Auch ein Handtuch lag direkt neben ihm zu Boden, scheinbar achtlos weggeworfen.

Leise und ruhig schob sich die Brünette nun durch den Spalt der Tür, und lehnte diese an den Türrahmen, um Niemanden aufzuwecken.
Ihre Füße trugen sie noch drei kleine Schritte in die Raummitte hinein, ehe sie stehen blieb.
Draco schien sie im Spiegel bemerkt zu haben. Er schwenkte herum, und starrte ihr in die Augen, sagte jedoch nichts.

Auch Hermine blieben die Worte weg, so überwältigt war sie von ihrer momentanen Situation.
Immer war sie sich sicher, hätte sie damals Draco am Waschbecken entdeckt, und nicht Harry, hätte sie ihn wohl genauso kalt gemacht. Sie hätte ihn angeschrien und verzaubert.

Doch wie sie ihn nun so betrachtete, den Haufen Elend mit weißblonden Haaren, kamen ihr andere Dinge in den Kopf als ihn zu verzaubern.

"Verfolgst du eigentliches jedes männliche Wesen dieser Erde bis in die Badezimmer?", zischte Draco nun, und drehte Hermine wieder den Rücken zu. Er stützte sich auf den Waschbeckenrand und wartete offensichtlich auf eine Antwort.

"Sicher doch. Am liebsten arrogante, selbstverliebte Slytherins." "Wusste ich's doch." Augenrollend ging Hermine ein paar Schritte vor. Augenblicklich erhob Draco seine linke Hand.

"Bleib weg, ich mein's ernst." "Du hast mir nichts zu befehlen.", Hermine trat noch einen Schritt auf ihn zu. Draco drehte sich schwungvoll um, und schaute sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an.

Zu Hermines Verwunderung wollte sie jedoch gar nicht weg bleiben. Sie wollte wissen was los war. Mit ihm, mit Pansy, und am aller liebsten; mit ihr selbst.

"Granger.", drohend knurrte er ihren Namen. Hermine hielt kurz inne, ignorierte ihn dann jedoch weiterhin.
"Granger.", sie war nun nur noch vier Schritte von ihm entfernt, "Ich tue dir weh, das weißt du." "Hast du schon immer.", brummte Hermine gedankenabwesend, und trat zwei weitere Schritte auf ihn zu.

"Ach komm, du übertreibst." "Klar, die fünf Jahre Mobbing waren meine Schuld." "Wenn du's 'Mobbing' nennen willst..." Hermine blieb stehen und schaute ihn ernst an.

"Wie würdest du es denn nennen? Sag's dem Schlammblut ins Gesicht, los Malfoy, trau' dich."

Stille kehrte zwischen die beiden. Sie schauten sich an, tief und tiefer in die Augen, als gäbe es nichts anderes was gerade wichtiger wäre.
Draco schluckte leicht und trat die letzten zwei Schritte auf Hermine zu. Langsam erhob er seine linke Hand und legte sie an Hermine's Wange.

Sie wollte ihn schlagen, wollte weinen aus der puren Verletztheit heraus. Sie wollte nicht. Absolut auf gar keinen Fall wollte sie Draco Malfoy näher als drei Meter kommen!

"Dich hat das wirklich verletzt, oder?", bemitleidend schaute der große Slytherin auf die Brünette herunter. Diese schaute nun nach unten, auf seinen Bauch.
"Granger.", forderte er sie zum Reden auf, doch sie wollte nicht antworten.

Die Zeit schien stehen geblieben zu sein. Sie verharrten in dieser Position. Hermine ging alles durch den Kopf. Von der ersten Begegnung mit Malfoy, bis hin zu seinem Übergang zu den Todessern und seinen Eltern. Und nun standen sie hier. Er hatte ihren Toleranzkreis gebrochen, war Ihr näher gekommen als sie überhaupt irgendeinen Jungen nach Ron näher kommen lassen wollte.

Es durchfuhr sie wie ein Blitz.

"Niemand hat nach deiner Meinung gefragt, du wertloses Schlammblut."

Mit einem Schwung lag ihre Hand auf seiner, welche noch immer an ihrer eigenen Wange ruhte. Sie schaute ihm hoch in die Augen, tiefer als sonst.
Und sie sah alles. Sie sah all den Hass, die Abscheu welche er für sie pflegte all die Jahre lang.

Und plötzlich widerte er sie an. Nicht nur er, die gesamte Situation widerte sie an.
Mit einem letzten scharfen Blick, nahm sie seine Hand von ihrer Wange, ließ diese nach unten schnellen, drehte auf dem Absatz herum, und verließ ohne ein Wort das Badezimmer.

the pureblood curse | draco malfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt