[chapter twentythree]

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"Das ist doch der größte-"

Malfoy hielt inne und pfefferte Hermine den Tagespropheten zurück auf den Schoß.
"Das kann jeder sein.", fauchte er. Hermine schüttelte den Kopf und stand auf.

"Auch, wenn es dir nicht passt; das auf dem Bild bist du mit Fenrir Greyback."
"Sprich seinen Namen nicht aus."
"Er ist nicht Voldemort.", zickte Hermine unfreundlich.

Malfoy verdrehte die Augen und spannte sich für den Bruchteil einer Sekunde extremst an.
"Sei still. Ich habe keine Lust darüber zu sprechen oder sonstiges. Es ist passiert und jetzt bin ich wieder hier. Der Rest ist jetzt völlig egal. Es ist Geschichte."

"Was redest du da? Du siehst aus als hätte man dich vier Wochen lang von einem Hornschwanz verdreschen lassen." Malfoy öffnete die Tür und deutete mit der Hand auf den Flur.
"Geh."
"Ganz sicher nicht."
"Granger,", knurrte er, "Ich kann dich auch eigenhändig aus diesem Zimmer prügeln."
"Ist ja gut, meine Güte!" Sichtlich sauer stand Hermine auf, griff sich die Zeitung und stampfte auf die Tür zu. Kurz bevor sie nach draußen trat, drehte sie sich nach rechts zu Malfoy.

"Aber tue mir einen Gefallen; lasse dich mal wieder außerhalb blicken. Dein Verschwinden war für einige eine reine Wohltat. Da wäre es doch schade, denen die Genugtuung zu geben, sich für immer zu verstecken.", bittersüß lächelnd trat sie aus seinem Schlafsaal und ging mit schnellen Schritten Richtung Ausgang.

•••

Es war Samstag. Und es hätte ein schöner Samstag werden können. Doch natürlich konnte sich mal wieder ein Lehrer nicht vor Hausaufgaben retten; Professor Slughorn.
Eigentlich war er kein Hausaufgaben-Fanatiker, doch die letzten Wochen schien er behaglichen Spaß daran zu finden, seine Schüler stundenlang in der Bibliothek schmoren zu sehen.

"Kommst du nachher mit zum Quidditch Training?" Hermine konnte es bis heute nicht verstehen, woher Ginny's große Lust auf die Verstümmelung von Körperteilen und brechen jeglicher Knochen gekommen war.
Sie selbst hatte nie Freude am Fliegen gehabt. Sie war auch keine Granate drin, vielleicht lag es daran.

"Slughorn's Aufsatz wird mich sicher einige Stunden kosten, Gin." "Morgen ist doch auch noch ein Tag. Dann fängst du heute an, und machst morgen weiter."
"Dann bin ich morgen aber aus meinem Schreibfluss raus.", quengelte Hermine. Erhaben hob Ginny eine Hand. "Aha, soso. Der Schreibfluss also-" "Das ist mein Ernst.", zischte Hermine grinsend, während sie sich noch eine Kelle Haferschleim auftat.

"Ich werde schauen, was ich machen kann. Vielleicht kann ich es ja doch unterbringen."
"Wehe wenn nicht.", brummte ihre beste Freundin, grinste anschließend jedoch.

•••

Mit erschöpften Augen schob Hermine ihre Pergamentseiten in ihre Schultasche und schulterte sie. Angeschlagen von sieben Seiten Aufsatz, schlurfte die Gryffindor in ihren Schlafsaal hoch.

Sie ließ sich extra viel Zeit beim Umziehen, um bloß noch etwas in der Wärme zu sein.
Sie zog sich ihren braunen Trenchcoat über, den Gryffindorschal und ihre graue Pudelmütze. Es war ein kalter Tag, zu kalt um sich draußen auf den Tribühnen herumzutreiben und anderen Schülern beim Sport machen zuzuschauen.

Doch nach einigen Minuten musste sie wohl oder übel den Turm verlassen, und sich in den kalten Herbstwind wagen.
Ihre Wangen färbten sich leicht rosa und auch ihre Hände liefen rot und blau an, noch bevor sie das Quidditch Feld erreichte. "Das wird ja ein Spaß.", knurrte sie genervt.

Das Getöse vom Feld hörte Hermine schon von der Entfernung. Es waren Buh-Rufe, Gejaule um die Tore, Geschrei und Gepfeife der Teamkapitäne.

Hermine stieg die Treppen der Zuschauertribühne hoch und ließ sich auf den Bankplatz neben Neville fallen, welcher mit einem großen Button Gryffindor steigt empor dekoriert war.
"Dich hat man aber auf den Tribühnen vermisst!", grinste er, als sich die Hauskameradin neben ihm niederließ und ihn flüchtig anlächelte.
"Ich war lange nicht mehr hier, richtig.", säuselte Hermine und musterte das Spielfeld.

Ihre Augen verfolgten die Jäger der zwei Teams, die wohl heute ein Testspiel hatten. Dann blickte sie zu den Treibern, die Torhüter und die Sucher.
Ganz versteckt unter den Torringen von Gryffindor flog ein Besen, welchen Reiter Hermine von hinten jedoch nicht erkannte.

Weit über dem Feld, beinahe schon zu hoch um das Cape zu erkennen, schwebte ein weiterer Besen. Mit einer Hand über den zusammen gekniffenen Augen erkannte Hermine jedoch das grüne Cape eines Slytherins.
Als er einige Meter tiefer flog um das Spielfeld besser im Blick zu haben, stockte Hermine.

Sie erkannte die platinblonden Haare von Malfoy. Sein Gesicht sah fest und keineswegs freudig aus. Die sturmgrauen Augen musterten systematisch das Feld nach dem kleinen goldenen Schnatz.

"Merkwürdig, oder?", Hermine schreckte aus ihrem Starren hoch. "Äh was?", bat sie unhöflich um Wiederholung.
"Merkwürdig, dass Malfoy wieder im Team ist. Findest du nicht? Er hatte seit dem dritten Schuljahr nicht mehr gespielt und um ehrlich zu sein dachten viele der Gryffindors, darunter auch ich, dass er aus dem Team geworfen wurde. Die Aussage würde ich revidieren.", hing er noch kleinlaut hinten dran, während er gespannt beobachtete, wie sich Malfoy in die Tiefe stürzte.

"Gryffindors reden viel über Slytherins, wenn der Tag lang ist.", schnappte Hermine etwas unfreundlich. "Ich meine, wir wissen ja keine Beweggründe. Vielleicht fehlte den Slytherins auch bloß ein Spieler, und er ist nur einmalig eingesprungen."
Neville zuckte nur still mit den Schultern.

Derweil hatte sich Malfoy wieder aufgefangen und nach links herum gerissen. Mit einem atemberaubenden Tempo raste er um die Torringe der Gryffindors, seine Gegenspielerin direkt hinter ihm.
Ginny war ihm mittlerweile so nah gekommen, dass sie ihn beinahe am Saum seines Umhangs hätte zurück ziehen können. Doch noch kurz bevor sie den grünen Stoff ergreifen konnte, driftete Malfoy scharf nach rechts und drängelte somit die Gryffindor-Sucherin gekonnt in eine der Banden.

Ginny wich beiseite, geradewegs in die Bande hinein. Ein tosendes Gejaule stieß von den Rängen der Gryffindors. Die Slytherins, welche schräg auf der anderen Seite der Ränge saßen und standen, klatschten und jubelten.

Malfoy machte einen großen Bogen nach oben in die Luft, drehte sich in Richtung Ginny und hielt in der Luft inne. Seine Augen folgten ihr, wie sie eher rasant und ungehalten an der Bande entlang schliff und zu Boden stürzte.

Ihr hinterher flog Dean zu Boden, welcher seit Anfang des Schuljahres wieder im Quidditch Team als Jäger spielte. Hermine hatte sich begierig über die Brüstung gelehnt und schaute Dean dabei zu, wie er sich vom Besen schwang und Ginny auf half.
Sie lächelte ihm hastig zu, bestieg ihren Besen erneut und unbeirrt– ganz wie Hermine sie kannte – stieß sie sich dann erhobenen Hauptes in die Luft zurück.

"Netter Versuch, Malfoy!", rief sie etwas zickiger als man es von ihrem normalen Tonfall gewohnt war. Malfoy auf seinem Besen legte zwei Finger an die Stirn, und streckte sie dann wie ein Matrose, von seinem Kopf weg.
Er machte eine elegante Drehung, haftete mit seinem Blick den Bruchteil einer Sekunde auf Hermine, und riss seinen Besen erneut unsanft nach oben gen Wolkendecke.

the pureblood curse | draco malfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt