[chapter thirty]

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Hektische Schritte hallten durch die leeren Korridore. Alle Schüler Hogwarts' saßen bereits an ihren Tafeln und aßen genüsslich ihr Frühstück. Nur Hermine hatte doch tatsächlich verschlafen. Nicht mal Ginny war noch im Schlafsaal gewesen als sie aufgewacht war.
Kurz vor der Großen Halle erblickte Hermine den Blondschopf ihres Vielleicht-eines-Tages-mal-Freundes und wurde langsamer.

Er lehnte an der Wand von der Großen Halle, jedoch näher am Ausgang zum Glockenturm Innenhof, als zum Eingang der Halle. Niemand war bei ihm, er stand dort einfach und musterte die gegenüberliegende Marmortreppe.

Hermine ging auf ihn zu. Als er sie bemerkte, stieß er sich etwas von der Wand ab und drehte sich zu ihr.
"Wieso frühstückst du nicht?", fragte Hermine zögerlich, als sie nun vor ihm hielt. Malfoy griff ihre Hand und zog sie näher an sich heran. "Ich musste doch schauen, dass mein Mädchen auch noch zu Tisch kommt."
Grinsend kam sie seinem Gesicht näher, warf aber kurz vor dem Kuss noch einen prüfenden Blick nach rechts Richtung Große Halle.

"Granger,", fing Malfoy knurrend an, "selbst wenn noch vor der Berührung wer gekommen wäre, wären wir aufgeflogen." Hermine rollte absichtlich mit den Augen. "Ich will ja nur sichergehen–" Ihre Augen musterten sein Gesicht. "Deine Lippe ist dick." Vorsichtig fuhr sie mit ihren Fingerkuppen über die Lippen des Blonden.

Malfoy schob ihre Hand nach unten und schüttelte dann leicht den Kopf. "Rede keinen Stuss. Und jetzt ab,", er gab ihr einen kleinen Schubs in Richtung Eingang und machte sich ebenso auf in die Große Halle, "Ich will was essen."

Hermine konnte sich zwar keinen Reim darauf machen, weshalb er etwas Offensichtliches leugnete, doch hatte ebenso keine Zeit mehr nachzufragen. Sie bog nach rechts zum Gryffindortisch, während sich Draco nach links bewegte.

"Ihr werdet auffällig.", knurrte Ginny ihrer besten Freundin zu, als sich diese neben sie auf die Bank fallen ließ. "Quatsch, da achtet Niemand drauf. Nicht, solange es nur ein Mal passiert. Kann ja auch ein Zufall gewesen sein." Ginny stieß kurzatmig Luft aus und aß dann weiter.

•••

Professor Binns vertiefte sich immer weiter in seinen Vortrag über die Entstehung des Ministeriums, während Ginny angefangen hatte kleine Schafe auf ihrem Buchdeckel herumlaufen zu lassen. Hermine beobachtete sie mit schielenden Augen drei Reihen nach vorne.

Draco hatte seinen Kopf auf seine gekreuzten Arme gelegt und schien zu schlafen. Jedenfalls wirkte es so, als schliefe er. Ab und an zuckte er mit den Achseln, wenn Zabini neben ihm ihm etwas zuflüsterte.

"Seine Lippe war schon wieder dick.", murmelte Hermine durch ihre Lockenpracht, und schenkte dem Professor ein zustimmendes Nicken, als hätte sie gerade zugehört.
Sie wusste, wie das Ministerium entstand. Sie brauchte keine erneute Erklärung.

"Meintest du nicht, er war ins Manor verschwunden? Gestern?" Hermine nickte mit einer besorgten Miene. "Ja, war er. Aber Lucius würde ihn ja nicht schlagen."
Ginny drehte ihren Kopf nun zu Hermine und schaute sie vorwurfsvoll an. Aus mangelnder Konzentration sprangen die Schäfchen nun auf den Boden des Klassenzimmers und liefen zwischen den Füßen der Schüler umher.

"Hermine hör mal, ich weiß die Familie Malfoy hat nur einen Sohn und der ist ihnen heilig. Aber schau, Lucius war in Askaban. Der muss verrückt geworden sein. Zu was der Mann nun imstande ist, können wir nur erahnen."

Kopfschüttelnd schaute Hermine wieder zu Draco. "Glaube ich trotzdem nicht. Narzissa würde es nie zulassen, dass er Malfoy schlägt." "Es sei denn, sie wird ebenso geschlagen." "Hör jetzt auf Ginny. Ich will das nicht hören, das ist Unsinn."
Schulterzuckend schaute Ginny nun auf ihren leeren Buchdeckel. "Ups..", grinste sie. Die Schäfchen waren nun allesamt zu Boden gehüpft und zogen an den Umhängen der Schüler, knabberten die Schnürsenkel mancher an, oder lagen einfach faul neben einem Tischbein.

Blaise, drei Reihen weiter vorne, drehte sich stirnrunzelnd zu den beiden Gryffindors um. Ginny grinste nur und blickte mit einer Unschuldsmiene mit großen Pupillen an die Decke, als wüsste sie nicht, woher die ganzen Schafe kamen.
Blaise schüttelte halb lächelnd, halb genervt den Kopf und drehte sich wieder Professor Binns zu.

"Spielverderber.", fauchte Ginny und ließ mit einem leisen Flüsterton die Schafe verschwinden.

•••

Dienstag Abends war in der Bibliothek die Hölle los. Einen freien Sessel oder auch nur eine Fensterbank abzubekommen war ein reines Glücksspiel. Mit einem Alte Runen Buch unter ihrem Arm und ihrer Umhängetasche auf der Schulter schlenderte Hermine durch die Regalgänge.
Kein Platz, keine Hausaufgaben. Etwas Panik stieg in ihr hoch, als sie auf ihre Armbanduhr schaute. Die goldenen Ziffern zeigten viertel vor neun. Ein Aufsatz in Alte Runen brauchte aber seine Zeit.

Je näher sie der verbotenen Abteilung kam, welche am Ende der öffentlichen Bibliothek anknüpfte, desto unruhiger wurde sie. Ihr Buch durfte sie weder ausleihen, noch mit in andere Räumlichkeiten nehmen.

Doch kurz vor der verbotenen Abteilung hörte sie von links ein Zischen. Ihr Kopf drehte sich nach links, wo ein blonder Junge mit dem Kopf über einem Buch hing.
Hermine lächelte leicht und näherte sich Draco. Er richtete seinen Kopf nicht auf, schaute sie nicht an und sagte auch nichts.

"Was schreibst du?", Hermine lehnte sich gegen den Tisch und verschränkte ihre Hände vor der Brust und lehnte sich leicht über Draco's Buch, auf welchem ein Pergament lag.
"Ich schreibe an meine Mutter."
"Mit Alten Runen?"
"Ja.", knurrte er bloß und blätterte einige Seiten weiter. Hermine musterte seine Person.

Er trug ein Seidenhemd, es war ein etwas vergoldetes weiß. Dazu seine schwarze Jeans und die Slytherin Hausschuhe, er trug sie immer an Abenden die er in der Bibliothek verbrachte. Das war Hermine schon vor Jahren aufgefallen.

"Wäre es nicht einfacher, in normalem Englisch zu schreiben?"
"Daran habe ich ja gar nicht gedacht, Danke Granger.", er lachte kurz zynisch auf, verstummte dann aber wieder.
"Du.." Hermine stieß sich vom Tisch ab und ging auf die andere Seite des Tisches, wo sie sich leicht zu ihm beugte und ihre Hand an Malfoy's linke Wange legte, um seinen Kopf leicht zu ihr zu wenden. "Ist alles in Ordnung?"
Malfoy schob ihre Hand beiseite und schaute wieder runter auf sein Buch.
"Was wäre so wichtig an meiner Antwort?"

the pureblood curse | draco malfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt