[chapter thirtyone]

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"Was wäre an meiner Antwort so wichtig?"

"Ganz ehrlich?", Hermine richtete sich wieder gerade auf, "Vieles."
Draco klappte das Buch zu und lehnte sich in der Stuhllehne zurück und strich sich dabei mit beiden Händen von der Stirn bis runter zum Kinn. Hermine trat hinter ihn und legte ihre Hände auf seine Schultern.
"Ich weiß wie sehr du Reden hasst,", sie löste ihre Hände von seinen Schultern, "aber es würde mir viel bedeuten wenn–" Malfoy seufzte halblaut und griff über seine Schultern um Hermines Handgelenke, die er dann mit etwas Druck nach vorne zog und sich um den Hals legte.
Hermine, die etwas erschrocken über seine Nähe war, lächelte sanft und legte ihren Kopf an seine Schulter. Malfoy hielt noch immer ihre Handgelenke fest umschlossen, und löste sie erst nach einigen Minuten die sie so in der Stille verharrten.

"Lass uns ein Stück Gehen.", durchbrach Malfoy die Stille zwischen den beiden. Hermine richtete sich auf und nickte schwach. "Okay, gut."
Malfoy erhob sich und faltete den Brief an seine Mutter zusammen, schob ihn in seine Hosentasche und ging voran Richtung Ausgang. Hermine eilte hinterher, Malfoy war nicht gerade dazu geneigt auf sie zu warten.

Malfoy ging in Richtung Eulerei. Nicht nur in die Richtung, er sprintete förmlich die Treppen hinab zu dem großen alten Turm. Hermine kam etwas außer Atem hinterher, und hielt schließlich einige Meter vor ihm, als er ebenso hielt.
Sein weiß-goldenes Seidenhemd glänzte wie in einem Porträt und seine weiß-blonden Haare regten sich leicht auf seinem Kopf im Wind. Ein Lächeln flüchtete über ihre Lippen und sie kam ihm näher.

Malfoy drehte sich zu ihr und nickte in Richtung des Turmes. Hermine kam näher, bis er ihre Hand greifen konnte und sie hinauf führte.
Er ließ sie erst wieder los, als sie sich auf dem Dach der Eulerei niederließen. Der Blonde umschloss seine Knie mit seinen Armen und schaute auf die weite Landschaft Schottlands heraus.

"Die Aussicht ist wirklich schön.", murmelte Hermine leise und überflog die Bergspitzen.
"Granger, ich..", Malfoy griff in seine Hosentasche und zog den halb vollendeten Brief hervor, "Ich bin nicht hier um über die Aussicht zu schwatzen." Ohne ihr einen Blick zu schenken reichte er ihr den Brief entgegen. Hermine umschloss das Pergament und faltete es leise auf.
"Du kannst doch Runen lesen?", vergewisserte sich der Slytherin. Hermine brummte nur nickend als Antwort.

Ihre Augen überflogen die Zeilen, die Runen und die ausgeschriebenen Wörter.

"Was soll das, Draco?"
"Du hast mich noch nie Draco genannt."
"Wieso zeigst du mir das?", ignorierte sie seine Feststellung. Das Pergament in ihren Händen war durch die vielen Falten etwas schäbig, fühlte sich aber angenehm in ihren Fingern an.
"Du erinnerst dich an die Nacht, als du mir das Amulett von meinem Vater gezeigt hast?" Hermine stutzte.

Ja, natürlich tat sie das. Für sie hatte die Nacht seither aber wenig Bedeutung gehabt, bis auf sein anschließendes Verschwinden.

"Ja, und?"
"Das ist meine Lösung um dich daraus zu halten."
"Das hier?", aufgebracht faltete Hermine das Pergament erneut auf und tippte mehrfach mit ihrem Zeigefinger drauf, "Einen Antrag zum Schulabbruch? Also wenn das dein Lösungsweg ist, dann ziehe ich eine ungelöste Aufgabe vor."
Malfoy neben ihr knetete nun unruhig seine Finger.

"Komm hör auf. Eine bessere Lösung gibt es nicht." "Es gibt immer einer bessere Lösung als Wegzulaufen. Du weißt doch gar nicht mehr was dir in den besagten vier Tagen passiert ist? Wovor rennst du dann davon? Wärst du im Manor so viel sicherer?"

"Nein,", knurrte Malfoy, "aber ich wäre weit weg von dir."
"Du.. Du sagst du willst weg, du fliehst. Du weißt also, wovor du fliehst?" Hermine runzelte die Stirn und schaute nach links zu Malfoy.

"Das.. Ich –es ist etwas komplizierter, Granger."
"Erzähl mir davon." "Nein,", bricht es aus Malfoy, "es geht Niemanden etwas an. Ich muss einfach nur weit weg wie möglich, okay?"

"Frag nicht Jemanden dem du wichtig bist, ob es okay ist zu Gehen.", murmele Hermine in ihre Haare. Sie spürte eine etwas raue Hand an ihrer, welche nach ihren Fingern kratzte. Hermine ließ ihn und fand ihre Finger bald in den Malfoy's wieder.
"Ich stelle keine Fragen. Ich habe die Antworten bereits."

"Du machst das also? Beendest deine Schulausbildung, haust ab von hier und lässt alles hinter dir?"

"Ich beschütze dein 'hier', indem ich fort gehe.", kontert Malfoy scharf.

"Wer ist denn im Manor, bei dem du dich so sicher fühlst?"
"Meine Mutter."
"Oder Lucius?", fauchte Hermine unsanft. "Tschuldige.."

Malfoy erwiderte nichts. Er schwieg. Und was noch unerträglicher für Hermine war, er schaute weg.
"Du gibst mir also Recht?"
Malfoy stieß Luft aus. "Nein tue ich nicht, Vater ist nicht dort."

Noch ehe Hermine nachhaken konnte war Malfoy aufgestanden und in Richtung Dachluke geklettert.
"Es war ein Fehler dir davon zu erzählen, vergiss es einfach." Hermine hechtete hinterher durch die Luke und ließ sich ebenso ins Stroh fallen, ehe sie aufstand und dem Blonden Slytherin hinterher eilte.

"Wieso ein Fehler? Weil ich deine Entscheidung nicht absegne? Wenn das dein Problem ist, dann war das alles hier wohl eine schlechte Idee. Ich sage nun mal was mich stört, Malfoy!"

Draco drehte sich kurz vor den Treppen zum Schloss zu Hermine um, die einige Meter hinter ihm über die Wiese stolperte.
"Das ist es doch gar nicht! Du gibst dich nur nie mit dem zufrieden, was ich dir sage!" "Ja, weil du mir immer nur so viel erzählst, wie es für dich angenehm bleibt."

Malfoy war nun schon einige Stufen über ihr als er noch schneller wurde. Hermine gab auf ihm hinterher zu rennen. Sie war es viel mehr leid ihm hinterherlaufen zu müssen. Das hatte sie lange genug getan.
"Schlaf gut!", rief sie in unfreundlichem Ton hinter ihm her, doch er drehte sich nicht einmal mehr um, sondern stürzte die Treppen nur weiter nach oben.

•••

"Er will ins Manor?"
"Psscht!", fauchte Hermine über die große Tafel. "Das geht Niemanden etwa an. Ehrlich gesagt geht es nichtmal dich oder mich etwas an. Aber ja, er bricht die Schule ab."
"Vorausgesetzt Mc Gonagall lässt das zu."
"Er ist neunzehn, er entscheidet selbst was er tut."

"Ich rede auch nicht über ihre Meinung als Professorin, sondern als Privatperson ihm gegenüber. Sie weiß doch was los ist."
"Ja, und wenn sie ihn lässt, dann wissen wir auch dass es seine Richtigkeit haben muss." Hermine strich noch etwas Butter auf ihr Brötchen. "Die nächsten Tage wird er sowieso nicht mit mir reden. Dafür ist er jetzt viel zu eingeschnappt. Kann ich irgendwo ja auch verstehen..." Ginny zischte verachtend mit ihrer Zunge.

"Unsinn. Das ist albernes Getue."
"Nein. Er hat sich ein Mal Jemandem geöffnet und wird kritisiert und abgelehnt."
"Weil du dir Sorgen machst! Das kann selbst ein Draco Malfoy nachvollziehen."
"Das glaube ich nicht.", seufzte Hermine leise, und biss etwas appetitlos in ihr Brötchen.

the pureblood curse | draco malfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt