[chapter eightteen]

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Hermine hatte den ganzen Morgen schon ungeduldig an die Tür des Klassenzimmers geschaut, doch es passierte nichts.
Malfoy blieb fern vom Unterricht, von jeglichen Mahlzeiten und sogar zum Quidditchspiel seiner eigenen Mannschaft kam er nicht und sorgte dafür, dass die Mannschaft der Slytherins einen Sechsklässler einsetzten mussten.

Ginny schien nichts von Hermines unruhigem Hin- und Hergeschaue mitzubekommen. Sie lag wie so üblich mit gekreuzten Armen auf dem Tisch und hielt es wohl für nicht nötig, Professor Binns' Vortrag zu folgen.

Das Mittagessen über schwieg Hermine eisern. Ihre Blicke starrten förmlich zwischen Ginny und Dean hindurch zur Slytherin Tafel, an welcher noch immer kein blonder Junge saß. Pansy und Blaise saßen alleine dort, beide etwas stiller als es sonst der Fall war. Eigentlich müssten sie wissen wo Malfoy gerade war. Hermine wurde immer neugieriger, bis sie es nach dem Mittagessen nicht mehr aushalten konnte.

"Pansy!", rief Hermine über die Köpfe der unzähligen Mitschüler hinweg. Die Brünette schien es eilig zu haben von der Schülerschar weg zu kommen, drehte sich jedoch im Gedrängel herum und schaute fragend und nervös zu Hermine rüber, welche sich näherte bis sie endlich vor der mittelgroßen Freundin von Malfoy stand.

"Habt ihr Malfoy gesehen? Er war nicht im Unterricht und-"
"Und weder beim Frühstück war er anwesend, noch ist er heute Morgen mit uns los gegangen."
Hermine legte die Stirn in Falten. "Wann hast du ihn das letzte Mal gesehen?"
"Gestern. Er wollte Abends noch raus, kurz vor der Nachtruhe war das. Seit dem hat ihn Niemand mehr gesehen.", einen Moment blieben beide Mädchen still.
Das waren vermutlich die ersten und einzigen normalen Sätze, welche die zwei jemals gewechselt hatten.

"Was interessiert es dich überhaupt?" Hermine ignorierte die flapsige Frage. "Er wurde also seit letzter Nacht nicht mehr gesehen?" Pansy nickte stumm und setzte ihren hastigen Gang dann fort. Hermine blieb zurück, hin und her wirbelnd aufgrund der vielen Schüler. Hilflos schaute sie sich um.

Malfoy war also verschwunden, nachdem sich die beiden gestritten hatten. Sie hätte ihn nicht alleine fortlaufen lassen dürfen. Sie hatte den Auftrag bekommen, ihn zu beschützen. Und was machte Hermine stattdessen? Die Trennung provozieren und ihn so vermutlich in große Gefahr bringen.

•••

Es war nun schon die vierte Runde, die Hermine den Weg vom Schulleiterbüro bis zu den Kerkern ablief und sich intensiv an den Wänden und auf dem Boden umsah. Doch Nichts. Weder sah Hermine irgendwelche Blutspuren oder Fußabdrücke, noch Haarbüschel eines blonden Jungens. Nichts, was auf eine Gewalttat zurückzuführen wäre. Aber freiwillig würde sich doch auch ein Draco Malfoy nicht fern von jeglicher Zivilisation aufhalten. Er liebte den Trubel, besonders wenn er im Mittelpunkt stand. Es wäre nahezu verwunderlich, wäre Malfoy freiwillig fort gegangen.

"Ms Granger!", eine leise Stimme hinter Hermine ertönte und die Brünette drehte sich schlagartig um, "Ich habe Sie gesucht. Was tun Sie hier? In diesem Teil des Schlosses ist doch nichts los?" Hermine nickte sanft. "Ja, Professor. Eigentlich nicht, aber-" "Sagen Sie noch Nichts. Folgen Sie mir in mein Büro, Ms Granger."

Ein unwohles Gefühl beschlich Hermine, als sie auf der steinernen Treppe stand, mit welcher sie die Nacht zuvor noch mit Malfoy gestritten hatte. Mc Gonagall beeilte sich, zu ihrem Sessel zu gelangen und ließ sich, mehr oder weniger, elegant darauf nieder.

"Nun, hier haben wir etwas Ruhe. Wieso sind Sie denn hier hinten unterwegs?" Hermine ließ sich nicht auf einen der Sessel nieder, sondern ging unruhig im Büro von Mc Gonagall auf und ab. "Er war hier. Gerade gestern Nacht, kurz bevor er verschwunden ist." Mc Gonagall schaute Hermine streng an, ließ sie jedoch fortfahren. "Ich habe ihn erwischt, ich hatte Nachtaufsicht. Wir waren hier, er hatte sich das-" Hermine schlug beide Fäuste gegen ihre Stirn und schaute verärgert auf den Boden. "Das Fluchbuch von Dumbledore, er hatte es sich genommen. Ich bestand darauf, dass er es zurücklegte. Er weigerte sich, aber gab dann doch nach. Hätte ich ihn gelassen, dann-", "Nein, Hermine. Was auch immer dort draußen in der besagten Nacht geschehen ist, trifft nicht deine Schuld. Es war Draco selbst, welcher sich gegen die Schulregeln widersetzt hat." "Aber ich habe doch das Amulett! Ich hätte wenigstens mit ihm kommen müssen. Ich war aber zu genervt und habe ihn angezickt und ihn dabei wohl etwas sehr gereizt. Er ist dann wutentbrannt raus. Es war ganz still als ich mich in der Nacht zurück zum Turm begab. Keine Zeichen auf Fremde, Geschreie oder eine Auseinandersetzung. Ich hatte ja keine Ahnung."

Mc Gonagall hatte während Hermines Erzählung einige Zeilen auf ein Pergament geschrieben. "Es ist wirklich merkwürdig. Er konnte weder von einer Eule gefunden, noch von einem Hippogreif erschnüffelt werden. Beinahe so, als wäre er doch freiwillig gegangen.", "Aber wieso sollte er Hogwarts verlassen? Er hat doch eine zweite Chance bekommen?" Mc Gonagall strich sanft über eine dunkellilane Glaskugel, welche in einem samtenen Tuch eingehüllt war. "Keiner kann erahnen, was in dem Kopf dieses Jungen vor sich geht, Hermine."

Die Brünette wusste, dass Mc Gonagall sie mit der Verwendung ihres Vornamens etwas Geborgenheit und Sicherheit schenken wollte. Doch Hermine war innerlich zu aufgewühlt, um diese Geste wertzuschätzen. Sie fühlte sich eher gestört, durch Mc Gonagalls Ruhe. Sie musste sich doch auch sorgen? Immerhin war sie verantwortlich für Malfoy, solange er noch auf die Schule ging.

"Ich bitte Sie, sich jetzt wieder zurück unter Menschen zu bewegen. Kein Schüler sollte momentan alleine durch das Schloss geistern. Die Möglichkeit auf Sicherheitslücken ist mir momentan zu groß. Und gerade Sie, Ms Granger, sind sicherlich für die ein oder anderen bösen Menschen dort draußen gefundenes Fressen." Hermine nickte nur still und verließ das Büro.
Auf dem Weg zur Großen Halle wurde ihr etwas mulmig zumute. Beinahe spürte sie einen Brechreiz, ohne jeglichen Grund. Waren es die Sorgen? Konnte sie sich solche Sorgen um den arroganten Slytherin Prinz machen? Sie hasste ihn doch? Ja, das tat sie. Niemanden sonst verabscheute sie mehr, als den Blonden Malfoy. Trotz alledem; er war ein Mitschüler. Ein Mitschüler, welchen sie lange und gut kannte. Und auch, wenn er ätzend war, sie nervte und beinahe platzen ließ vor Wut; er war schon lange kein Dorn mehr in ihrem Auge.

-

Ich war mal wieder lange weg, upsi. Tut mir leid ._.

Jetzt kann's aber weitergehen!
Vielleicht, zur Auffrischung, wäre es ganz klug nochmal die letzten zwei Kapitel zu lesen, um wieder rein zu kommen. :)

- Charly

the pureblood curse | draco malfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt