[chapter twentysix]

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"Ich weiß ja auch nicht, aber hier oben ist es immer so finster.", beschwerte sich Ginny erneut. Hermine war es gleichgültig wo sie gerade saßen und ihr Butterbier tranken.

Vielmehr schwirrten in ihrem Kopf tausende Fragen an sich selbst herum. Sie selbst wusste nicht, was vorhin in sie gefahren war, doch wenn sie ehrlich war hatte sie es etwas genossen, auch mal sanft von Malfoy berührt zu werden. Das war nicht mal ein sexueller Bezug, sondern einfach die Genugtuung nach all den Jahren, auch mal eine Nettigkeit von ihm zu erfahren.

"Hermine?"
"Hä?"
"Alles gut?"
"Ja,", stammelte die Brünette.
"Ist da ein hübscher Typ?". Ginny drehte sich prompt um, blickte aber nur gegen eine leere Tischgruppe.
"Selbst wenn dort einer gewesen wäre, hättest du ihn jetzt in die Flucht geschlagen." Lachend nahm Hermine noch einen Schluck Butterbier. Ginny grinste verlegen und lief etwas rot an.

"Weißt du Hermine, worüber ich mit Dir noch gar nicht gesprochen habe?"
"Hm?" Hermine schaute sie nun erwartungsvoll an.

"Heute morgen lag auf meinem Platz an der Gryffindortafel ein Zettel."
"Und was stand auf diesem berüchtigten Zettel?" Hermine schien nicht beeindruckt. Die Tafel war riesig und unübersichtlich, sobald Schüler dran saßen. Sie bezweifelte, dass Jemand genau wusste, dass Ginny Weasley jeden Tag an ein und demselben Platz saß.

"Ich solle heute Abend ans Seeufer kommen, alleine. Und als PS stand unten noch, ich solle mir ebenso etwas schönes anziehen. Ist das nicht aufregend?" Ginny, die solche Schmeicheleien ja nur zu sehr mochte, funkelte Hermine über den Rand ihres Bieres an.

"Nun ja, wer könnte denn dort unten sein?"
"Weiß nicht, die Schrift ist nicht sehr ordentlich. Damit fallen schon mal einige Gryffindors weg. Ravenclaws haben ebenfalls eine schöne Schrift."
"Und wenn es... ein Slytherin ist?", grinste Hermine verwegen. Ginny prustete kurz los und fing sich dann wieder.
"Red keinen Stuss!"
"Mir würden da so ein paar Namen einfallen, die sich gerne mit allen möglichen Mädchen treffen." "Ach ja?", grinste Ginny unbeeindruckt.

"Terence Higgs, zum Beispiel. Oder–", Hermines Gesicht hellte auf und sie lachte schallend los, "Blaise Zabini." Auch Ginny lachte nun los und hielt sich nach einer Weile den Bauch. "Um himmels Willen! Da muss aber einiges in meinem Kopf aussetzen, ehe ich mich mehr als zwei Minuten mit dem umgebe. Viel zu viel des Guten–" "Des Guten was? Charms? Zu viel Macho-Gehabe für deinen Geschmack? Zu viel Mann in einem Jungen? Ich bitte dich Ginny, selbst ich kann nicht leugnen, dass Blaise' Gestalt beinahe makellos ist." Ginny zog interessiert die Augenbrauen hoch.
"Hört, hört! Seltene Worte einer Hermine Granger."

"Ach was, bloß der Versuch es dir schön zu reden, dass dich eventuell Zabini zu einem Date auffordert."
"Ist da nicht schon der erste Fehler im System? Dass er mich auffordert zu einem Date zu kommen, und mich nicht bittet?" Hermine zuckte mit den Achseln.
"So ist Zabini eben. Ich hab' schon viel mehr Geschichten über ihn und seine Vorliebe für geschmacklose, schnelle Dates gehört."

•••

Der anbrechende Abend verleitete die zwei Gryffindors nach etlichen Stunden in Hogsmeade, wieder zurück zum Schloss zu kehren.
Auf halbem Weg saßen drei Personen auf der Steinmauer, welche den Weg hoch zum Schloss geleitete. Eher gesagt saßen zwei Personen, und die dritte stand mittig vor ihnen.

"Och ne..", murrte Ginny, als sie die drei Schüler erkannte.
Es waren Pansy, Blaise und Malfoy. Malfoy und Pansy saßen, während Blaise vor ihnen stand. Als die beiden Mädchen an ihnen vorbei gingen, drehte Blaise leicht seinen Kopf herum, und warf Ginny einen haschenden Blick zu.
Hermine schaute aber viel eher zu Malfoy, welcher in seiner linken Hand Pansys hielt. Seine Augen schnellten plötzlich hoch und Hermine erschlich das unangenehme Gefühl, ertappt worden zu sein. Hastig drehte sie ihren Blick wieder nach vorne, und auch Ginny war sich ihres Weges wieder bewusst geworden.

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"Was war das denn?" Pansy stupste Blaise lachend an. "Hat das Wiesel Dir gerade einen Blick zugeworfen?" "Und hast du ihn erwiedert?", lachte Draco neben ihr, sich völlig bewusst, dass auch er Granger angeschaut hatte.
Blaise verdrehte die Augen.
"Weasley mag bemerkenswert sein,", fing er leise an, "aber sie ist immer noch eine Gryffindor."
"Und Potterfreundin. Abgesehen davon ist sie eine Blutsverräterin. Sich mit diesem Schlammblut an Granger herumzutreiben... Wenn ihr mich fragt, sollte ihr demnächst ein Unfall passieren, wenn ihr versteht–"
Draco ließ ihre Hand los. Diese sank unsanft auf die Steinmauer. Pansy warf ihm einen vernichtenden Blick zu, doch Draco schaute sie gar nicht an.

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"Darf ich nicht doch bitte mitkommen? Ich verstecke mich doch auch!" Hermine hatte sich, mit dem Kissen in ihren Armen, bäuchlings auf ihr Bett geworfen und schaute Ginny nun schon eine Weile dabei zu, wie sie sich ihr seidenes Nachthemd zurechtzog.

"Mine nein! Wenn derjenige dich sieht, riecht er ja sofort den Braten. Vielleicht wird's ja auch ganz lustig, selbst wenn es Zabini wäre. Ich bin mir sicher,", sie zog sich eine dunkelrote Wollstrickjacke über die Schultern, "der hat einige lustige Sprüche im Petto."

Hermine drehte sich auf die Rücken und starrte durch die Holzbalken ihres Bettes hoch an die steinerne Decke. "Das ist nicht fair. Du spannst mich hier auf die Folter. Ich kann das Ufer ja nicht mal sehen von hier."
"Umso besser, falls ich diese Nacht sündige."
"Ginny!", protestierte Hermine. Doch Ginny lachte nur noch mehr. "Bei mir weiß man ja nie, was?", lächelnd zog Ginny die Tür auf und duckte sich an der hektischen Susan Bones vorbei, welche gerade schnellen Schrittes den Schlafsaal stürmte. (Ich weiß, dass Susan eigentlich eine Hufflepuff ist. Aber man kennt sie, und deshalb ist sie nun mal Gryffindor in dieser Story um das Zimmer komplett zu haben)
"Gute Nacht Mine!", winkte Ginny zuckersüß. Hermine, welche sich gerade ebenso ihr dunkelrotes Seidennachthemd übergezogen hatte lächelte ihr zurück und winkte, bis Ginny außer Sichtweite war.

"Wo geht denn Ginny hin?" Susan hatte sich einen Pferdeschwanz gebunden und ein dickes Buch von ihrer Kommode genommen.
"Nächtliche Ausflüge.", grinste Hermine und schlüpfte in ihre Römersandalen, welche die letzten Sommer von ihrer Mutter geschenkt bekommen hatte.

"Ich habe meine Bücher in der Bibliothek vergessen,", Hermine zog die Tür leise auf, "Ich komme sofort wieder."
Susan ließ nur ein Brummen hören, scheinbar zu vertieft in ihr Buch, ehe Hermine die Tür hinter sich zuzog und durch den menschenleeren Gemeinschaftsraum bis zum Portrait schlich und sich mit viel "Pscht!" und Fingergewedel an der fetten Dame entlang schlängelte und sich auf die düsteren Korridore bewegte.

the pureblood curse | draco malfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt