[chapter thirteen]

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Als Hermine völlig verstört in den Schlafsaal stürmte, schreckte sie Susan und Ginny hoch. Die beiden musterten Hermine, welche sich nun rasch ihre Schuluniform auszog, und ihr Nachthemd griff.

"Hermine Granger,", fing Ginny etwas bitter an, "es ist halb drei Nachts. Was denkst du, wie gerne Susan und ich geweckt werden?"
Sie schien erst jetzt Hermines entstelltes Gesicht zu bemerken, denn sie stand auf.

"Mine-", doch weiter kam sie nicht. Hermine stürzte sich in die Arm ihrer besten Freundin und versteckte sich in ihrer roten Haarpracht.
Sie fing an zu brabbeln, zu versuchen zu erzählen wie viel Angst sie dort unten hatte.

"Angst?", hakte Ginny nach, "Ich hätte mit allem gerechnet, aber Angst?" "Er war in meinen Alpträumen, Ginny. In den schlimmsten. In denen vom Manor. Das dort unten ist das schrecklichste, was hätte passieren können..", etwas tiefer drückte sich die Gryffindor nun in ihre Kissen.

"Meinst du, er hat es wirklich nicht gewusst, wie sehr es dich tatsächlich verletzt hat?", fragte Susan ruhig. "Er wusste genau was er tut, und was er sagt. So doof ist er nicht. Er ist schlau, leider."

Das Frühstück schmeckte ihr überhaupt nicht. Es war einfach nur Brei, welcher nach Pappe oder irgendetwas ekelhaften schmeckte. Ihre Augen waren halb verschlossen und ihre Körperhaltung muss der eines Kartoffelsackes geähnelt haben.

Als Draco die Halle betrat, schauten ihre Augen auf. Sie trafen sich für einen Moment mit Draco's, ehe er sich abwandte und sich zu Pansy und Blaise setzte.

Hermine's Blick wich wieder auf ihre Schüssel hinab. Sie fühlte sich schlecht, nahezu dreckig und beschmutzt.

"Mine,", Ginny legte ihre Hand auf Hermine's Unterarm, "zeige ihm nicht, wie sehr es dich verletzt. Zeige ihm nichts, was er gegen dich verwenden kann, oder womit er dich manipulieren kann." Hermine schniefte kurz, und nickte dann bedrückt. "Klar."

Das Gewächshaus lag im morgendlichen Nebel. Es sah beinahe verwunschen aus. Hermine, Susan und Ginny hatten sich schon auf ihre gewöhnten Plätze begeben, als die Tür erneut aufging und die nächste Masse an Schülern das Gewächshaus betrat.
Hermine betete darum, dass sich Draco zu Blaise und Terence stellen würde. Doch natürlich tat er es nicht. Er musste es wirklich lieben, sie zu quälen.

"Guten Morgen!", Madame Sprout kam grinsend vorne an ihren Platz und grinste breit in die Schülerschar.
"Heute geht es mal etwas raus, unsere Vorräte auffüllen. Dabei könnt ihr ganz einfach lernen was ihr braucht, und was nicht. Ich schlage vor wir treffen uns in zehn Minuten unten am Fuße des Verbotenen Waldes. Niemand, ich betone, Niemand geht in den Wald, bevor ich nicht das Signal dazu gegeben habe!"

Die Schülerinnen und Schüler machten sich auf den Weg. Hermine ging etwas abseits der anderen. Noch immer versuchte sie ihren Kopf auch nur etwas zu lösen von ihren dunklen Gedanken. Doch wie sollte man Dinge verdrängen, wenn man bewusst versuchte sie zu verdrängen? Dann dachte man ja so oder so an sie. Und es war unnötig es weiter zu versuchen, doch es plagte Hermine so sehr, dass sie alles getan hätte um nicht mehr an damals oder an die letzte Nacht denken zu müssen.

"Granger,", Hermines Kopf drehte sich gar nicht erst um. Es war unverkennbar wer nun neben ihr ging. "Dich scheint das alles zu beschäftigen, ich meine-" "Sei still.", zischte Hermine deutlich angespannt. "Was?", ungläubig über die eben gehörten Worte hakte Draco nach.
"Sei still. Sage nichts, lass' mich in Ruhe, lach' Pansy ins Gesicht aber dann berühre keine anderen Frauen. Schon gar keine Schlammblüter.", Hermines Hände verschränkten sich vor ihrer Brust und sie lief los, rüber zu Ginny und Susan.

Draco folgte ihr nicht, sagte nichts. Er ging schlicht weiter. Hermine hatte ihm nicht noch einen Blick zugeworfen, sie wollte ihn nicht ansehen.

Kein Buch, kein Aufsatz, keine Hausaufgabe konnte sie ablenken. Immer wieder driftete sie in ihre eigenen dunklen Erinnerungen ab, ohne es verhindern zu können.

Der Tisch, an welchem sie saß, stand in einer etwas düsteren Ecke der Bibliothek. Hermine schaute runter auf ihren Arm, und schob den Ärmel ihres Umhangs nach oben.
Zum Vorschein kam der Schriftzug ''mudblood'. Ein stechender Schmerz durchfuhr Hermine. Aber nicht in ihrem Arm, die Narben spürte sie lange nicht mehr. Der Stich durchfuhr sie in ihrem Inneren, ihrem Herzen. Seufzend lehnte sie sich zurück in ihren Stuhl, und schloss die Augen.

"Hörst du mir kurz zu?"
"Nein."
"Bitte."

Hermine öffnete ihre Augen und schaute Draco mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Das Wort existiert in deinem Wortschatz?" "Hör auf dich selbst zu überspielen. Das kannst du nämlich wirklich schlecht."

"Ist es dein Problem?", keifte sie angefressen. "Nein. Aber ich bin Schuld an diesem Problem, also will ich mich erklären." "Das wäre mir neu.", höhnte Hermine, und zog ihren Ärmel wieder über den Schriftzug von Bellatrix.

"Du hast einen Versuch."

"Du machst mir keinen Druck, Granger." "Stimmt,", hochnäsig verschränkte sie die Arme vor der Brust, "das macht dein Vater schon ganz gut alleine."

Erneute Stille. Diesmal war es aber eine andere Stille. In Draco's Kopf rangen sich zwei Abbildungen seiner selbst.
Die eine, die sich erklären wollte. Die andere, die die herablassende Granger verlassen wollte.

Und wie es immer war, gewann seine schlechtere Seite.
Mit einem Griff in die Stuhllehne, an welcher er sich schwungvoll nach oben zog, war er aufgestanden, hatte sich seine Tasche geschultert und hatte Hermine sitzen lassen.

Seufzend fielen ihre Arme rechts und links vom Stuhl hinunter und sie sackte erschöpft zusammen.

"Wie du mir, so ich dir, Malfoy.", flüsterte sie, ehe sie zufrieden grinsend ihr Buch aufschlug und ohne Schuldgefühle weiterlas.

the pureblood curse | draco malfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt