[chapter twentyfour]

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"Wie kann man so taktlos sein?"

Seit siebzehn Minuten beschwerte sich Ginny nun schon ausgiebig über das Gedrängel von Malfoy während des heutigen Trainingspiels.

"Ich will ihn ja nicht in Schutz nehmen,", wehrte sich Hermine, "aber ist das nicht der gesamte Inhalt von Quidditch? Sich so lange bekriegen, bis einer den Schnatz fängt?"
"Nun... Ja,", knirschte Ginny durch zusammengebissene Zähne, "Aber dass es sich Malfoy rausnimmt, mich abzudrängen lässt mich ihn nur noch mehr hassen." Hermine lächelte nur schlicht und nahm noch einen Schluck Kürbissaft.

•••

Ginny und Hermine hatten sich nach dem Abendessen in die Bibliothek verzogen. Ginny schrieb an einem Aufsatz für Arithmantik, während sich Hermine nach langer Zeit mal wieder die Zeit nahm um neue Elfenhüte zu stricken.

"Professor Vektor hat einen komplett anderen Sinn für Zahlen als ich..", knurrte Ginny.
Hermine lächelte schlaff und schielte mit einem Auge auf Ginny's Pergament. "Was bin ich froh, dass ich stattdessen Alte Runen habe. Hast du eigentlich auch deine ZAG's in der fünften in Arithmantik geschrieben?"
Ginny nickte, sah dabei jedoch etwas fröhlicher aus.

"Ich habe bestanden, das war alles was zählte. Eine rausragende Leistung war es nicht gerade–"
"Das könnte man auch von deiner Leistung heute behaupten.", ertönte eine gehässige, selbstgefällige Stimme.

Hermine und Ginny erhoben die Köpfe und erblickten Malfoy, welcher einen mickrigen Stapel dünner Bücher zurück in die Regale schickte.
"Möchtest du mich kritisieren? Nur zu, Malfoy.", zischte Ginny, während sie sich langsam mit dem rechten Arm auf ihre Stuhllehne stützte und ihn anfunkelte.

"Ach Weaslebee, mit etwas mehr Körperspannung hättest du das Ding noch reißen können."
"Ich kann dich gleich mal reißen.", fauchte Ginny. Hermine kicherte unterdrückt.

"Ist das eine Drohung?", grinste Malfoy. "Nehm's gern so an." Ginny hatte ihm wieder ihren Rücken zugedreht und mit ihren Hausaufgaben fortgefahren.

"Schicke Topflappen, Granger. Bisschen klein vielleicht."
Hermine ließ ihre Stricknadeln in ihren Schoß sinken und schaute verärgert zu ihm hoch.
"Das sind keine Topflappen. Das sind Elfenhüte für mein Projekt B Punkt Elfe Punkt R Punkt." Schnippisch schürzte sie die Lippen.

"Belfer?", wiederholte Malfoy ungläubig und in einem amüsierten Tonfall.
"B Punkt Elfe Punkt R. Damit wirst du wenig anfangen können. Das Projekt erfordert einen geöffneten Horizont und einen Blick über den Tellerrand eines verwöhnten Einzelkindes."

Malfoy, offensichtlich verwundert über die äußerst empfindliche Entgegnung von Hermine, kreuzte die Arme vor der Brust.
"Bist du nicht auch ein Einzelkind?", forderte er sie heraus.
"Ja, aber ich bin–" "ein Schlammblut, hach ja ich verdränge es immer öfter, Granger." Belustigt und offenbar der Meinung, das was er gesagt hatte wäre wahnsinnig witzig gewesen, entfernte er sich von den zwei Gryffindors.

Hermine schnaubte entrüstet und steckte die Stricknadeln in ihre Tasche. "Was ein aufgeblasener Sack.", fauchte sie. "Wir sehen uns später im Turm." "Wo willst du denn jetzt hin?"
"Ich rupfe jetzt ein Hühnchen." "Ich liebe gebratenen Malfoy.", grinste Ginny und winkte ihrer Freundin etwas abgelenkt zu, ehe diese hinter Malfoy herwetzte, welcher bereits in einem der Korridore verschwunden war.

"Malfoy!", rief Hermine erbost über den Korridor im Ostflügel, welcher an den Klassenräumen für Verwandlung vorbeiführte. Der blonde Slytherin blieb nach einigen Sekunden, zur Verwunderung von Hermine, tatsächlich stehen und drehte sich um. Seine Augen verdrehten sich beim Anblick von der Gryffindor.

"Was gibt's, Granger? Hab ich wieder eine deiner heiligen Regeln gebrochen? Möchtest du meinem Haus vielleicht Punkte–"

"Nur weil ich dir netterweise auf die Sprünge helfen wollte was deine Tortur dort draußen anbelangt, musst du nicht wieder in alte Muster verfallen und die Wörter benutzen, die Dir in die Wiege gelegt wurden."
Verwundert lächelte Malfoy auf sie nieder. "Ich hatte mich neuen Mustern angenommen?" Pfeifend schaute Malfoy über ihren Kopf hinweg und musterte die Umgebung. Dann schaute er ihr wieder fest in die Augen.

"Hör mal, es mag vielleicht so gewirkt haben als wäre etwas anders geworden, ja, das kann gut sein. Aber das war eher unbeabsichtigt. Granger, ich halte noch immer das gleiche von Dir, wie vor dem Krieg. Und auch wenn du vielleicht nicht mehr so schwach und lächerlich bist wie damals, bist du noch immer die gleiche Assoziation in meinem Kopf, wie früher."

Es war wie ein Schlag vor den Kopf. Nicht, dass es sie sehr verletzte oder enttäuschte, dass er sein Bild von ihr noch immer nicht geändert hatte. Aber es ärgerte sie ungemein, dass er es mit 'falschem Rüberkommen' entschuldigte, dass er die letzten Wochen gar nicht mehr so schrecklich zu ihr gewesen war. Das war kein Missverständnis. Sie wusste, dass er sie nicht mehr so furchtbar fand. Es war wohl eher die neue Situation, mit welcher der erhabene Malfoy nicht umgehen konnte.

"Es ist falsch rübergekommen?", wiederholte sie so langsam, als würde sie jedes eben gehörte Wort noch einmal durchkauen.
"Jep. Und jetzt entschuldige mich, Pansy wartet sicher im Kerker."
"Da gehört die auch hin!", kreischte Hermine gereizt, als Malfoy sich schon abgewandt, und in Bewegung gesetzt hatte.

Und wie auch schon vor vielen Nächten bei ihrer Nachtschicht, bekam sie bloß noch einen Mittelfinger entgegengestreckt.

Angefressen und noch immer überzeugt, er wolle es sich bloß nicht eingestehen, dass er die Schlammblüterin nicht mehr hasste, krabbelte Hermine an diesem Abend ins Bett, und fiel mit einer eisernen Miene in den Schlaf.

the pureblood curse | draco malfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt