„Komm mit", meint Louis im Befehlston, greift nach meinem Handgelenk und leitet uns geschickt durch die Menschenmenge.
„Wohin?", frage ich verwirrt und versuche, mich aus seinem Griff zu lösen.
Sicher, mit diesem Mann muss ich wohl mein restliches Leben verbringen, doch trotzdem sollte er sich nicht alles erlauben dürfen.
Meine Laune wird immer schlechter. So habe ich mir die erste Begegnung mit meinem Seelenpartner garantiert nicht vorgestellt.
Das Leben ist wohl voller Überraschungen – dieses Mal weiß ich jedoch noch nicht, ob im positiven oder negativen Sinne.
„Ich lade dich zu einem Kaffee ein", erklärt er mir schulterzuckend und zieht mich weiter, lässt meine halbherzigen Versuche, mein Gelenk zu befreien, vollkommen unbeachtet. „Das ist es doch, was man normalerweise macht, nachdem man sich getroffen hat, oder?"
Ich nicke nicht ganz überzeugt.
„Irgendwelche Favoriten?", fragt er mich dann und schaut sich etwas planlos auf der großen Einkaufsstraße um.
Er sieht nicht gerade aus, als hätte er eine wirkliche Ahnung davon, wohin wir eigentlich wollen.
„Zu Madison's?", entgegne ich fragend.
Madison's ist ein kleines Café in einer der nicht so überfüllten Seitenstraßen. Mit einigen Freunden war ich schon ein paar Mal dort gewesen.
„Okay", stimmt er mir zu, doch an seinem Blick erkenne ich, dass er nicht weiß, wovon ich rede.
Als ich diesmal mein Handgelenk aus der Umklammerung löse, lässt er es widerstandslos zu.
„Dann komm", fordere ich ihn auf und schiebe mich durch die Masse hindurch zu dem nicht weit entfernten Café.
Ein Blick über die Schulter verrät mir, dass er mir folgt.
Erleichtert betrete ich schließlich den vertrauten Laden und lasse mich auf einen der gemütlichen Sessel fallen.
Das Café ist lieblich eingerichtet. Hell gestrichene Wände, die von Bildern atemberaubender Landschaften verschönert werden.
Es geht das Gerücht um, die Ladeninhaberin habe sie selbst gemalt. Wenn das stimmt, ist sie wirklich talentiert.
Um die runden Holztische herum stehen gemütliche Sessel mit weichen Kissen, der Boden ist mit Teppich ausgelegt. Eine große Glasscheibe gewährt Ausblick auf die schicken, alten Häuser der anderen Straßenseite und den äußeren Plätzen, die mit gestreiften Schirmen vor der Sonne geschützt werden.
Noch immer fällt es mir nicht leicht, meinen Blick von Louis zu heben. Es ist einfach zu neu, zu ... anders. Zu erstaunend.
„Setz dich doch", sage ich leicht verlegen und mache eine Handbewegung zu dem Platz mir gegenüber, da er, auch nachdem er seine Jacke abgelegt hat, noch immer steht.
Um die Situation ein wenig aufzulockern, greife ich zur Karte und tue interessiert.
Mir ist eigentlich schon klar, was ich nehme.
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Die Dinge, die sie nicht sehen || l.t. ✓
FanfictionWATTYS WINNER 2020 ❝ I figured it out from black and white. ❞ ©2018, neliery und Moenqueen Mira lebt in einer Welt aus Schwarz und Weiß. Sie kennt keine Farben. Doch eine Person, irgendwo dort draußen, nur eine einzige Person, die darauf wartet, gef...