Schlamm und Blut

2.3K 114 37
                                    

Tom

Mit einem Knall schmiss ich die Badezimmertür hinter mir zu, öffnete den Wasserhahn bis zum Anschlag und spritzte eiskaltes Wasser in mein Gesicht. Immer und immer wieder, bis meine Augen schmerzten. Ich keuchte auf und betrachtete mein Spiegelbild. Meine Wangen waren gerötet und meine nassen Locken klebten mir ins Gesicht. Ich sah nicht großartig anders als nach einer meiner Laufrunden über die Ländereien aus, bis auf meine Augen, die verächtlich auf mich zurück starrten. Hastig zog ich meine schmutzigen Klamotten aus und verteilte dabei überall Laub und Erde auf dem beigen Fliesenboden. Ich stieg in die Badewanne und drehte den Duschhahn auf, bis angenehm warmes Wasser durch meine Finger floss. Schließlich wagte ich einen Blick auf mich herab und hätte mich fast übergeben. Hermines Blut klebte noch an meinen Lenden, zusammen mit einer glänzenden Schicht meines Spermas. Ich fühlte mich ekelhaft, jemanden so nahe gekommen zu sein. Bei dem Gedanken, wie ich wie ein wildes Tier über Hermines Körper gelegen hatte und mich nicht mehr kontrollieren konnte, drehte sich mir der Magen um. Auch für mich war es das erste Mal  gewesen. Es gab keine verblassten Erinnerungen aus Voldemorts Zeiten, in denen er einem Mädchen oder einer Frau nahe gekommen war. Was sein Seelenteil später getan hatte, konnte ich nicht wissen, aber die Vorstellung alleine war schon völlig absurd. 

Unter dem Strahl des warmes Wassers entspannten sich meine Muskeln etwas und meine Schultern senkten sich. Ich atmete hörbar aus. Als ich mir das Blut abwusch, betrachtete ich es kurz in meiner Hand. Ich konnte die plötzliche Faszination nicht leugnen, die ich bei dem Gedanken empfand, dass Hermine mich in ihren Körper gelassen hatte. Dazu gehörte schon etwas Vertrauen und der Wunsch sich einem völlig zu ergeben. Genau das hatte ich von ihr verlangt. Was also wühlte mich so auf?

Als ich mich abgetrocknet und frische Sachen angezogen hatte, überkam mich der seltsame Drang, mich jemandem anzuvertrauen. Ich kniff die Lippen zusammen und fragte mich wozu das gut sein sollte, mit jemanden über meine Gedanken zu reden. Welchen Zweck würde ich damit verfolgen? War es nur der, mir Luft zu verschaffen? Brauchte ich einen Gesprächspartner um mich selber sortieren zu können? Sonst hatte ich auch in früheren Leben die Dinge immer mit mir selbst ausgemacht. Anderen mitgeteilt hatte ich mich erst, wenn ein Plan oder eine Strategie schon stand. Dann konnte ich Aufgaben an andere delegieren und sie für mich arbeiten lassen. Wenn ich Wut oder Zorn verspürt hatte, weil etwas nicht nach Plan funktionierte, ließ ich es andere spüren. Damit hatte ich nie ein Problem gehabt, schließlich standen meine Gefolgsleute in einer gewissen Verantwortung mir gegenüber. Die einzige Person, die in diesem Moment für meine innere Unruhe verantwortlich war, war Hermine. Doch von diesem weiblichen Gift wollte ich mich erst einmal fernhalten. Es gab nur eine Person, der ich mich anvertrauen konnte.

Ich klopfte an die Tür zu Zacharias Schlafsaal. Fawley öffnete sie und wollte sie bei meinem Anblick gleich wieder schließen als ich mich gegen die Tür drückte und ihn zur Seite stieß. "Ist Zacharias hier?"

"Ich bin hier drin", rief er aus dem Bad.

Ich zögerte kurz, nicht sicher, ob ich einfach ins Bad gehen oder noch schlimmer hier bei Fawley warten sollte. Der Schlafsaal wirkte auf einmal erdrückend klein. "Ich warte draußen auf dich", rief ich.

"Habt ihr beiden ein Date?", grinste mich Fawley an.

"Ja und zwar mit deiner Schwester."

Fawley kam einen Schritt näher und sah mich bedrohlich an.

Zacharias kam nur mit einem Handtuch um die Hüften aus dem Bad und rieb sich die Haare trocken. "Da musst du wohl alleine hin, ich hab' heute schon ein Date." Er grinste über das ganze Gesicht.

"Ich muss trotzdem mit dir reden. Allein."

Er zuckte mit den Schultern. "Von mir aus. Ein bisschen Zeit habe ich noch. Gib mir fünf Minuten", sagte er und verschwand wieder im Bad. 

Geblendet - TomioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt