Das neue Spielzeug

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Tom

Schneeregen peitschte mir ins Gesicht, während ich in der Lichtung im Verbotenen Wald stand. Alleine. Als ob ich das erwähnen müsste... Zack war immer noch nicht gut auf mich zu sprechen gewesen und strafte mich mit Nichtbeachtung. Was mir den letzten Beweis lieferte, dass er niemals das Zeug zum Todesser haben würde. Keiner von ihnen. Sie waren sich alle selbst am nächsten. Wenn ich nun daher gekommen wäre und Gefolgschaft, sogar Unterwerfung von ihnen gefordert hätte... Sie hätten mich als erstes gefragt, was für sie dabei rausspringt. Hätten ein Mitspracherecht verlangt, wahrscheinlich sogar einen neuen Kurs. Doch wohin sollte der führen? Ich hatte so viel auf die neue Generation gesetzt, die sich jetzt wie ein Haufen Hippies zum gemeinsamen Saufen, Feiern und Daten traf.

Ich legte den Kopf in den Nacken, öffnete den Umhang und warf ihn über einen Ast. Wie Hermine noch einige Wochen zuvor. Auch sie schenkte mir keinerlei Beachtung. Jedenfalls versuchte sie es angestrengt. Dabei konnte ich ihre Blicke förmlich spüren, ihre Anspannung, sobald ich den Raum betrat. Ich zog ebenfalls den Pullover und das Hemd aus. Die Kälte machte mir nichts aus. Im Gegenteil. Mein erster Winter stand bevor. Das erste Mal, dass nasse Kälte durch den Stoff meiner Kleidung sog und bis in meine Knochen drang. Ich umarmte die Kälte, genoss es, wie sie mich weckte, aktivierte und mich zwang mit einer inneren Hitze dagegenzuwirken.

Und genau das tat ich. Mit freiem Oberkörper sprintete ich ein paar Mal zwischen den Bäumen hin und her bis mein Körper in der feucht-kalten Luft einen leichten Nebel hinter sich herzog. Es war nicht nur die Wärme, die ich aktivieren wollte, sondern auch meine magischen Kräfte. Mein Ziel war noch lange nicht erreicht, auch wenn ich in der Theorie Voldemorts Können in Nichts hinterherstand. Darauf zuzugreifen, es bewusst einzusetzen, das war, woran es mir noch mangelte. Ich musste also erst einmal ein Gefühl für meinen eigenen Körper entwickeln, um dann das Theoretische mit dem Praktischen zu verbinden. Dazu gehörte durch Ausdauer- und Krafttraining immer wieder an meine Grenzen zu kommen. Und dann, wenn ich am Ende meiner physischen Kräfte war, eine ganz andere innere Kraft zu aktivieren.

Bei meinen letzten Liegestütze begannen meine Arme zu brennen. Ich keuchte und rappelte mich wieder auf. Ich hielt das Gesicht in den Schneeregen und atmete schwer durch. Schließlich zog ich Schuhe und Socken aus und suchte mir eine ebene Stelle in der Lichtung. Mit gezogenem Zauberstab verlagerte ich ein paar Mal das Gewicht und ließ meine Arme durch den Regen gleiten. Erst langsam und bedächtig, dann schneller und gezielter. Ein simpler Bewegungsablauf zur Ausführung eines Schockzaubers. Ergänzt durch eine eigene Note, die jeder Zauberer automatisch im Laufe des Studiums der Magie entwickelte. Ich hatte Harrys Bewegungen so verinnerlicht, dass sie mir selbstverständlich erschienen. Aber genau das würde mich schwächen und abbremsen. Harrys Zauber- und vor allem Kampfstil war auf Verteidigung ausgelegt. Sein Gewicht lagerte meist auf dem hinteren Bein. Die Zauberstab-Hand schützend vor seinem Gesicht. Er war nie der Typ für Angriff und Zerstörung gewesen. Genau das hinderte mich nun daran, mein volles Potenzial auszuschöpfen.

Ich ergänzte also unterschiedliche Bewegungen zu der jeweiligen Choreographie und konzentrierte mich darauf, wie ich meine magische Energie am besten bündeln und durch meinen Körper leiten konnte. Dann ließ ich die Zauber wirken. Die Blitze und Lichtquellen, die aus der Spitze meines Zauberstabs schossen unterschieden sich tatsächlich in Intensität, Form und Farbe, wurden breitflächiger oder gezielter. Was mir bei meinen Übungen allerdings fehlte war ein richtiges Ziel. Solange befeuerte ich Baumstämme, doch konnte so nie wirklich herausfinden, wie meine Zauber wirklich wirkten. Die Schule hatte sich noch nicht wieder getraut, Duelle durchzuführen. Fast alle Fächer waren auf Heilung, Regenerierung und höchstens Verteidigung ausgelegt. Alles nicht zu gewagt oder offensiv. Was ich abstoßend fand, war, dass sich niemand sonderlich daran zu stören schien. Zack tat sein Übriges mit seiner dämlichen Versöhnungspolitik. Alte Grenzen zwischen den Häusern verwischten auf einmal, kollektive Identitäten wurden zu individuellen heruntergebrochen. Es würde nicht funktionieren, jeden einzelnen von ihnen zu überzeugen. 

Geblendet - TomioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt