Das Duell

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Hermine

"Jetzt sag nicht, du machst einen Rückzieher. Hast du so große Angst?"

Ich drückte mich fester gegen die Baumrinde und atmete tief durch. Hatte ich Angst? Wenn ich ehrlich war, ja. Aber weniger vor dem eigentlichen Duell als davor, was das alles zu bedeuten hatte. Seit Wochen waren wir nun umeinander herumgekreist und diese toxische Anziehung bereitete mir langsam Angst. Tom verkörperte alles, was ich verachtete und jeder Moment in seiner Nähe versetze mich zurück in den Krieg. Ich würde niemals in der Lage sein, abzuschließen, wenn ich mich ihm nicht endlich stellte.

Langsam kam ich hinter dem Baum hervor. "Mach dich nicht so wichtig. Bringen wir es hinter uns."

"Sehr schön. Dann folge mir, ich habe einen geeigneten Platz gefunden."

"Wir können auch hier bleiben."

Tom ignorierte meinen Vorschlag und ging tiefer in den Wald hinein.

Ich mochte das Gefühl nicht, hinter ihm herzulaufen. Auch nicht dass er eine Stelle gefunden hatte, die ich noch nicht kannte. Als wir einige Minuten später ankamen, erkannte ich, warum er diese Stelle ausgesucht hatte. Dicke, blickdichte Baumstämme säumten eine mit Laub bedeckte, gerade Ebene.

Tom stand auf der anderen Seite der Lichtung. Mein Herz hämmerte gegen meine Brust. Er öffnete seinen Umhang, ließ ihn zu Boden fallen und kam ein paar Schritte näher. Er war völlig in Schwarz gekleidet, fast schon feierlich. Schwarze Hose, schwarzes Hemd. Ich tat es ihm gleich, nahm meinen Umhang ab und legte ihn über einen niedrigen Ast. Kurz ärgerte ich mich darüber, in meiner Jeans und dem beigefarbenen Cardigan nicht besonders furchteinflößend auszusehen. Wir stellen uns gegenüber.

"Wir sollten vorher Regeln festlegen", sagte ich.

Tom krempelte sich die Ärmel hoch. "Wie du meinst."

"Keine unverzeilichen Flüche."

"Ich habe auch nicht vor wegen dir in Askaban zu landen", erwiderte er gelangweilt.

"Wir fügen uns keine lebensgefährlichen Verletzungen zu."

"Wow, du hast wirklich Angst vor mir."

"Wir verwenden keine Gegenstände außer unseren Zauberstäben oder Gegenständen aus unseren Zauberstäben."

Tom runzelte die Stirn.

"Damit meine ich, dass du keinen Baum auf mich stürzen lassen sollst", rief ich ungeduldig. "Und wir einigen uns auf ein Stoppsignal. Wenn einer von uns nicht mehr kann oder will schießt er eine Leuchtkugel in die Luft."

"Okay."

Ich band mir die Haare zusammen. "Aber nicht bis über die Baumkronen, damit uns keiner sieht."

"Schon klar. Kann es dann endlich los gehen?"

Am liebsten hätte ich noch weitere Regeln erfunden, nur um Zeit zu gewinnen. "Ja eines noch: was passiert nach dem Kampf?"

"Darüber haben wir doch schon geredet."

"Nur, dass du mir eine Erklärung gibst, sollte ich gewinnen. Aber was passiert, wenn du gewinnst? Ich hoffe du denkst nicht, du hast danach irgendwelche weiteren Ansprüche. Nach dem Duell bin ich dir nichts mehr schuldig."

"Schön, dann darfst du aber nicht abbrechen."

Ich nickte stumm.

Ich schaffe das.

Wir gingen aufeinander zu, erhoben simultan unsere Zauberstäbe, schnitten einmal durch die Luft, machten auf dem Absatz kehrt und positionierten uns einige Meter voneinander entfernt.

Geblendet - TomioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt