Der Gefallen

2.2K 139 22
                                    

Hermine

Schützend stellte ich mich vor Ginny und fixierte Tom mit meinen Augen. Dieser grinste nur gewohnt arrogant auf mich herab. Automatisch drängte ich mich gegen Ginny. Die letzten Male, die er mich wütend gemacht hatte, endeten irritierend wenn nicht sogar verstörend. Ich hatte das seltsame Gefühl, es machte ihn an, wenn ich ihm mit Wut und Abscheu begegnete. Auch wenn ich mir nicht erklären konnte, wieso oder was es ihm gab.

Dann erkannte ich Zacharias Avery hinter ihm. "Darf ich mal, Madame?" Er schob mich sanft zur Seite und beugte sich zu Ginny runter, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern. Sie fing an zu kichern und folgte ihm in Richtung Tanzfläche.

"Was war das denn?", fragte ich mehr an mich selbst als an Tom gerichtet.

Doch ihn schien diese neue und merkwürdige Freundschaft unserer beiden Freunde überhaupt nicht zu interessieren. Er stützte sich mit einer Hand ab und schwang sich auf den Tresen.

"Was tust du da?", fragte ich verdutzt.

Tom begutachtete die Auswahl an Alkohol und sprang dann mit einer Flasche Martini und zwei Gläsern wieder auf den Boden. "Halt das mal bitte." Er drückte mir eines der Gläser in die Hand, öffnete die Flasche und goss die beiden Gläser voll.

"Aber ich möchte gar keinen Martini", faselte ich immer noch völlig perplext.

Er stellte die Flasche auf den Tresen und nahm mir das Glas ab. "Der ist auch nicht für dich bestimmt." Damit drehte er sich um und ging auf eine Gruppe Slytherins zu. In großer Geste überreichte er mein Glas diesem Fawley Flitchen und stieß mit ihr an.

Meine Fingernägel vergruben sich in meine Handflächen. Schnell blickte ich unbekümmert auf die Tanzfläche, als ich merkte, wie Tom zu mir herüber blinzelte. Er hatte versucht mich zu demütigen, doch das gönnte ich ihm nicht.

Inmitten der Tanzfläche entdeckte ich Ginny in ihrem smaragdgrünem Samtkleid. Ihr zuliebe trug ich das einzig grüne Teil, das ich besaß. Ein dunkelgrünes schlichtes Trägerkleid aus Baumwolle. Es war nichts Besonderes aber ich fand ihre Idee dahinter schön. Eine Geste, die trotzdem kein Slytherin mir gegenüber zu schätzen wusste. Keinem außer Zacharias, der sich zwar erfreut gezeigt hatte, aber was bedeutete das schon? Es brauchte kein Genie, um zu sehen, dass er in Ginny verschossen war. Seitdem er so zu sagen mit ihr zusammen arbeitete, fing er an, auch mich zu beachten. Trotzdem wusste ich nicht so recht, was ich von ihm und seiner Nähe zu meiner besten Freundin halten sollte. Was für ein Mensch war er, wenn er glaubte, gleichzeitig mit Ginny und Tom Riddle befreundet sein zu können? 

Ginny hingegen machte sich darüber gerade wenig Gedanken. Sie schnürte sich die blau-bronzene Krawatte eines Ravenclaws wie die Scherpe zu einer Misswahl um den Oberkörper. Zack trug die gelb-schwarze Krawatte eines Huffelpuffs um die Stirn. Der Saal jubelte vor Begeisterung. Alle bis auf die Gruppe der Slytherins, in der Tom und die Fawley Zwillinge standen und gerade versuchten ihre schönen Gesichtszüge nicht zu sehr entgleiten zu lassen. 

Valentine Fawley drängelte sich auf einmal zu den beiden durch. Sein glühendes Gesicht fest auf Zacharias fixiert. Niemand schenkte ihm Aufmerksamkeit und bemerkte, wie er seinen Zauberstab hervorholte. Ich erhob meinen eigenen Zauberstab und sprang vom Barhocker. Doch bevor ich einen Fluch senden konnte, hatte Tom Fawley mit einem Petrificus Totalus belegt und schon versank dieser im Menschenmeer. Tom steckte seinen Zauberstab zurück in seine dunkle Hose und nahm einen Schluck, als Valery ihn auf die Schulter schlug und etwas brüllte, was in der Lautstärke unterging. Ein paar Tropfen Martini landeten auf seinem weißen Hemd. Valery zeigte auffordernd auf die tanzende Menge, unter der ihr Bruder irgendwo begraben war. Als niemand aus der Gruppe und auch Tom nicht reagierte, schüttete sie ihm ihr Glas ins Gesicht und stampfte selber ihrem Bruder zur Hilfe. 

Geblendet - TomioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt