Das Dementoren Problem

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Tom

Es müsste kurz vor den Winterferien gewesen sein als der Artikel herauskam. Damit sich auch alle über die Feiertage darüber das Maul zerreißen konnten. Weil jeder es besser wusste. Mir gefiel die Vorstellung, wie sich Familien und Freunde, Verliebte und Paare am reich gedeckten Tisch an Weihnachten über das Thema zerstritten.

Ich saß am Slytherin Tisch, faltete die Zeitung wieder zusammen und legte sie neben mein Frühstück. Noch immer keine Einigung um Dementoren-Problem - Regierung unter Druck stand in Großlettern auf der Titelseite. Daneben die Abbildung eines schwarzen Stofffetzen mit Krallen. Noch immer unterstanden sie keinem Kommando. Einige von ihnen kreisten noch um Askaban herum, wie Katzen, die hofften jemand lässt etwas zu fressen auf den Boden fallen. Doch immer mehr verließen die See, bis sie irgendwann aufs Land trafen. Erst wurden sie in kleinen Siedlungen gesehen, dann in den Städten. Gestern wurde schließlich ein Angriff auf einen Muggel in London gemeldet. Die Seele sei ihm völlig ausgesaugt worden, oder wie die Muggel es nannten: Hirntod. Auf einmal meldeten sich lauter Stimmen aus der Zaubererwelt. Dementoren seien brutal, voller Dunkler Magie und eine Gefahr für uns selbst. Sie in Askaban einzusetzten sei überholt, andere sagten sogar grausam. Vergleiche zur Muggeljustiz wurden gezogen. Als ob wir etwas von ihnen lernen könnten. 

Ich wurde zuerst von Valentine Fawley angesprochen: "Was sagst du dazu?"

Und ignorierte ihn.

"Hey, Riddle. Ich rede mit dir. Wir wollen wissen, was du wieder Schlaues zu sagen hast."

Jetzt sahen mich auch seine Schwester und ein paar andere an. Nur Avery würdigte mich keines Blickes. Ich merkte jedoch, wie er konzentriert zuhörte.

Ich nahm einen Schluck Tee und stellte in aller Ruhe die Tasse ab. "So wie Ratten sich im Müll der Großstadt am wohlsten fühlen, werden auch früher oder später Dementoren ganze Muggelstädte einnehmen. Das denke ich."

"Das ist allen klar. Was ist deine Lösung?"

Ich lächelte freundlich. "Sie machen lassen."

Die Fawley Zwillinge schnaubten im Gleichklang. "Damit sie irgendwann vor Hogwarts stehen? Mal wieder?", sagte Valery.

"Das ist eine andere Sache." Ich sah Valery in ihr hübsches Gesicht. "Sie sollten natürlich wieder unter dem Kommando der Zaubererwelt stehen."

"Du würdest ihnen also das Kommando geben, Muggel anzugreifen? Der Krieg ist vorbei, Tom."

"Wer sagt etwas von Kommando? Wenn sie der Zaubererwelt untergeordnet sind, dann gelten Befehle und Regeln auch nur innerhalb unserer Welt. Solange sich die Muggelwelt nicht ebenfalls unterordnet, steht ihnen auch kein Schutz zu."

Jetzt lachte Valery. "Ich bin mir nicht sicher, ob Politik so funktioniert. Da wird verhandelt und sich nicht einfach unter- oder übergeordnet." Sie sah mich an als würde sie mir mit ihren Worten persönlich etwas mitgeben wollen.

Ich lächelte wieder. "Das kannst du ja gerne machen, Valery." Dann sah ich sie ernst an. "Aber überlege dir gut, was für uns dabei herauskommt. Wenn dein einziges Motiv eine scheinheilige Moral ist, hast du zu verantworten, wie wir immer weiter in den Untergrund getrieben werden."

Valery kam näher. "Ich weiß, was du versuchst. Du willst mir Angst machen. Damit ich radikalen Spinnern wie dir nicht im Wege stehe."

"Ich finde er hat einen Punkt", sagte ihr Bruder plötzlich.

Valery funkelte in an.

Valentine hob abwehrend die Hände. "Ich mein ja nur. Wir sind die mit der größeren Macht. All unsere Entscheidungen, wie wir leben wollen, sind komplett auf das Wohl der Muggelwelt ausgerichtet. Aber was ist mit unserem Wohl? Wir stehen am Ende viel schlechter da als nötig."

Geblendet - TomioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt