Die Beerdigung

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Hermine


Rons Haare schimmerten golden in der Sonne, als wir vor dem Fuchbau saßen und uns anschwiegen. Er blickte auf die Weiten der Getreidefelder, die sich sanft im Wind wiegten. Als er meinen Blick bemerkte, sah ich schnell auf den Boden und fing an einen Grashalm zu zuerrupfen.

"Es tut mir Leid, dass es so gekommen ist.", sagte Ron.

"Es ist schon in Ordnung.", antwortete ich.

"Es ist nicht so, dass ich dich nicht mögen würde. Ich muss das jetzt für mich machen.", sagte er.

"Ich sehe es ganz genau so, wie du.", sagte ich und hob die Schultern.

"Ich wollte vor allem nicht einfach gehen und dir falsche Hoffnungen machen.", fuhr er fort.

Mit Mühe konnte ich mir ein Augenrollen verkneifen. "Ich finde es zwar nicht gut", sagte ich "dass du und Harry das letzte Schuljahr nicht nacholen wollt, aber ich gönne es euch wirklich von Herzen, diese Reise zu machen."

"Und du bist wirklich nicht sauer?"

"Wieso sollte ich?"

"Ich meine, ich kann ja nicht von dir verlangen, so lange auf mich zu warten."

Meine Fresse, dachte ich. Merkte er nicht, dass ich absolut keinen Bedarf hatte über uns zu reden?

"Wie gesagt", versuchte ich es erneut "ich sehe auch nicht, dass aus uns beiden ein Paar werden könnte." Ich klang selbstsicher und wusste, dass ich es auch so meinte. Doch warum fühlte ich mich dann so abserviert? War ich etwa doch gekränkt?

Ron sah mich an und lächelte. "Wirst du mich trotzdem ein bisschen vermissen?"

"Ganz bestimmt.", sagte ich.

Er legte seinen Arm um mich und wir beobachteten gemeinsam, wie die Sonne in den Getreidefeldern verschwand.


Am nächsten Tag fand die Beerdigung von Fred statt. Es war ein furchtbarer Anblick, Molly und Arthur vor seinem Grab stehen zu sehen. Eltern sollten ihre Kinder nicht zu Grabe tragen. So etwas dürfte nicht passieren. Ich wischte mir eine Träne aus dem Auge. Zum ersten Mal seit dem ich mein zu Hause verlassen hatte, fühlte ich mich in meiner Entscheidung das Gedächtnis meiner Eltern manipuliert zu haben, besstärkt. Ich hätte sie niemals in diese Situation bringen können. Lieber wäre ich alleine in irgendeinem Waldstück verwest.

Ich hörte Ron neben mir weinen und mir fiel auf, dass ich ihn noch nie zuvor dabei gesehen hatte. Ich nahm seine Hand und drückte sie. Er erwiederte den Druck und rieb sich mit dem Ärmel seines schwarzen Hemdes über die Wange.

Wir verabschiedeten uns einzeln an Freds Grab von ihm. Erst da bemerkte ich, wie viele gekommen waren. Ich sah Seamus und Dean, Neville und Luna mit ihren Familien sowie fast die gesamte Lehrerschaft von Hogwarts. Dementsprechend waren schließlich die Gespräche und Reden beim Leichenschmaus. Dass Fred und George in Hogwarts und darüber hinaus bekannt waren, konnte ich mir denken. Doch sie waren in der britischen Zaubererwelt beinahe legendär. Fast jeder konnte irgendeine mitreißende Annekdote über das Duo erzählen. Wir weinten mitlerweile vor Lachen.

"Er war so ein besonderer Junge.", sagte Molly auf einmal mit brüchiger Stimme, als das Lachen über die letzte Geschichte langsam vehallt war.

"Er war mutig" , sagte Arthur. "Bis zum Schluss."

Es wurde schlagartig still.

"Warum nur mein Junge?", flüsterte Molly.

"Es tut mir Leid", sagte Harry auf einmal. Er starrte auf seine Flache Butterbier. "Es sollte alles anders ablaufen. Es sollte nicht zu einer Schlacht kommen."

Geblendet - TomioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt