Besitz

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Heute

Carlisle hielt sich zurück, was Spontanität anbelangte, aber er schaffte es zumindest, keine innerliche Agenda aufzustellen. Stattdessen wanderten seine Gedanken zu all den Leuten, die ihnen bei den Volturi Hilfestellung geleistet hatten. Es waren überraschend viele gewesen. Auch hatte er ziemlich daran gezweifelt, dass der Denali-Clan zu ihren Gunsten auftreten würde. Das Laurent damals von den Wölfen wegen Bella getötet worden war, hatte eine Kluft zwischen ihren Clans geschlagen.

Auch wenn Eleazar, sein treuer Freund, ihm gerne die Hilfe bei den Neugeborenen gegeben hätte, konnte dieser sich nicht über die Wünsche des Clans stellen. Erging ihm ja nicht anders.

„Er war froh, helfen zu können, weißt du?", murmelte Edward und seufzte leise, „Du liegst ihm ziemlich am Herzen. Vor allem für jemand, der eigentlich nicht seinem Clan angehörig ist."

„Er hat sich auch lange um mich gekümmert. Wenn auch nie so intensiv, wie wir untereinander, aber er hat doch schon auf mich geachtet."

Es war immer eine Mischung aus Vorsicht und Glück gewesen, die ihn vor schlimmeren bewahrt hatte. Als Nomade traf man – bedauerlicherweise – auch mal auf weniger friedfertige Artgenossen. Wenn man hingegen einen Clan um sich herum hatte, war man weitaus sicherer. Eleazar hatte ihm einst angeraten, sich einfach auf die Denali zu berufen, käme er je in eine brenzlige Situation. Was glücklicherweise nie der Fall gewesen war.

Im Gegensatz zu Edward.

„Fang' jetzt nicht damit an!", protestierte der Jüngere augenblicklich und verspannte sich in seinen Armen, „Ich dachte damals wirklich, du reißt mir jeden Moment den Kopf ab." Beruhigend ließ er seine Hand auf Edwards Rücken liegen und drückte den Anderen, wenn überhaupt möglich, noch fester an sich.

„Ihr habt mich in den Wahnsinn getrieben", tadelte er mit leiser Stimme, „Mir wurde damals ziemlich bewusst, wieso Menschen solche Momente als Herzinfarkte beschreiben. Elijah war ja schon schlimm genug."

Edward knurrte leise, unwillig. „Ein Arschloch nach dem Anderen. Aber nein, wir dürfen ja nicht mehr."

„Ich lasse nicht zu, dass ihr euch so leichtsinnig in Gefahr begebt."

„Es sind Nomaden", damit drückte sich Edward doch von ihm weg, um ihn wütend anzufunkeln, blieb aber sitzen, „Was haben die schon an uns! Du kannst es nicht verstehen!"

„Ich verstehe es."

„Nein, du..."

Ich verstehe es", unterbrach er Edward mit fester Stimme und ergriff die Hände des Jüngeren, bevor der anfing herumzufuchteln.

1967

Sie waren dem Vampir zufällig begegnet. Für gewöhnlich eine flüchtige Bekanntschaft, ihre Interessen überschnitten sie kaum, die nicht mehr als die Liste an bekannten Vampiren ergänzte.

Selbst für einen Vampir war Elijah attraktiv. Er musterte ihn aus der Ferne, sah, wie Edward lachte und sich entspannt an den Stein lehnte. Eine angenehme Szene, die er aus der Perspektive von Elijah nur zu gut kannte. Immerhin war er es, der mit Edward mehr als einmal so da gesessen hatte.

Nicht Edwards Spaß an Elijah besorgte ihn. Sondern Elijahs offensichtliches Interesse. Ein unbekannter Vampir, der keine seiner Interessen traf. Aber sehr wohl Edwards. Ein Geschmack, was Musik anbelangte, genügte, um den Jüngeren zu faszinieren.

Schon bei der ersten Begegnung hatte er gesehen, wie Elijah Edward gemustert hatte. Nicht wie ein neugieriger Vampir, sondern wie ein interessierter. Eine Art des Interesses, welches ihm überhaupt nicht gefiel. Ihm war es egal, ob Edward mit weiblichen oder männlichen Vampiren seinen Spaß hatte. Ihm war es nicht egal, dass Edward alleine war.

Opfer für die FamilieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt