Wieder entscheiden

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Edward, wie er alleine über die Dächer einer dunklen Stadt läuft. Sein Blick konzentriert und abwesend zugleich – er scheint alles aufzunehmen und doch nichts wahrzunehmen.

„Wo bist du?", murmelt er, augenscheinlich zu sich selbst, und blieb stehen. Die Menschlichkeit war vollkommen aus seiner Haltung verschwunden. Nichts wies mehr darauf hin, dass er normal täglich Zeit mit ihnen verbrachte.

Abrupt wandte sich sein Kopf nach links. Ein Lächeln, gerissen und erfreut, umspielte dessen Lippen. Die Augen waren schwarz vor Durst und doch glitzerte deutlich die Mordlust darin.

Erschrocken fuhr Alice aus ihrer Vision hervor. Sie hatte das schon einmal gesehen, diesen Blick, diese Situation. Damals, bei James, als Edward ihnen am Flughafen entwicht und auf eigene Faust losgerannt war.

Sie griff nach Bellas Hand, die nur unmittelbar neben ihr saß. „Du musst Edward zurückholen, augenblicklich." Weiter hielt sie nach markanten Entscheidungen Ausschau. „Nimm Jasper mit, damit ihr ihn auf jeden Fall in die Finger bekommt." Ihr Mann stand ja schon auf den Füßen, während Bellas Reaktionszeit etwas zu wünschen ließ. Sie wären den beiden nicht von Nutz, Informationsbeschaffung war da besser.

Knurren erfüllte eine enge Gasse. „Was willst du?"

„Dasselbe wie du bei mir", erwiderte Edward gelassen, „Auch wenn du mehr als den Tod verdienst."

Der Mann von Edwards Zeichnung trat aus dem Schatten. Die dunkelroten Augen wirkten vergnügt und bereits uralt. Ein starker Kontrast zu dem jungen Körper.

„Anderson ist gescheitert."

„Offensichtlich."

War es nun gut oder schlecht, dass sie so viel sah? Es bedeutete lediglich, dass Dinge festgeschrieben standen.

„Was ist los, Alice?" Esme klang mehr als nur besorgt. Echte Angst spiegelte sich in der Stimme wieder und sie hasste das. „Ist etwas passiert?"

Noch nicht. Er scheint beschlossen haben, auf eigene Faust zu handeln." Später, so beschloss sie, als sie in Esmes erschrockenes Gesicht blickte, würde sie ihrem Bruder den Arsch aufreißen. Schon viel zu oft in den letzten Wochen hatte er Leid bei Esme verursacht und ihre Mutter verdiente das in keinster Weise. Sie konnte dem nicht blind gegenüber stehen. Dreist war es, dass er um ihren Trost gebeten und ihn auch bekommen hat.

„Habt ihr den Schuss nicht gehört?" Edward entwand sich gewaltvoll Jaspers Griff an dessen Oberarm. „Ich hatte vor, dass vorzuschlagen und darauf zu beharren. Alice soll sich wieder ein bekommen."

Zögern war auf Jaspers Gesicht zu sehen. „Verzeih, aber du musst zugeben, dass es nicht so unwahrscheinlich gewesen wäre."

„Dann hättet ihr mich nicht bekommen, oder?", erwiderte Edward nur bissig, „Dann hätte ich dafür gesorgt, dass sie meine Entscheidung sehr viel später sieht."

In weniger als einer Minute, so schnell hatten Jasper und Bella Edward gefunden, stand ein sehr wütender Edward im Wohnzimmer und kam direkt auf sie zu. Dass stand relativ im Kontrast zu dem Heulkrampf bei Esme.

„Okay, ich habe schon längst akzeptiert, dass du eine verdammte Nervensäge bist, aber ich bringe dich um, wenn du das nicht so langsam mal sein lässt", schnappte der auch ohne einen richtigen Atemzug dazwischen, „Ich bin es leid, dass ich nicht einen Funken Privatsphäre von dir bekomme, aber deine immerzu respektieren soll." Sie hatte keine Angst vor Edward, auch wenn der sich recht bedrohlich vor ihr aufgebaut hatte. Jasper stellte sich neben ihren Bruder und legte dem beruhigend eine Hand auf die Brust, auch, um den bestimmend von ihr wegzudrücken.

Opfer für die FamilieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt