Misslungener Versuch

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Alice war, wie so oft, damit beschäftigt die Zukunft auszukundschaften. Sie hatte sich täglich Zeit genommen, diese ausführliche zu erkunden und nach Angreifern Ausschau zu halten. Seitdem Renesmee und Jakob wieder stärker an ihren Alltag gebunden waren, war es weitaus schwieriger und unangenehmer geworden, doch entband sie das nicht von der Pflicht dem nachzugehen.

Zuerst prüfte sie die Volturi, doch die waren wie stets ruhig. Wenn Aro nach ihnen trachtete und Rachepläne schmiedete, würde sie wohl kaum früh vorgewarnt werden. Der kannte ihre Schwäche und ihre Lücke, wusste sie wohl auch zu nutzen. Dennoch, nach der Blamage mit Anderson durfte sie sich einen solchen Fehler nicht noch einmal leisten. Sie hatten Glück gehabt, nicht mehr, und verdankten einiges Edwards unerschöpflicher Aufopferung für die Familie.

Nur das, zum ersten Mal seit Andersons Angriff, ein Beschluss nach Spanien keine brauchbare Zukunft heraufbeschwor. Sie hatte versucht den unbekannten Vampir zu greifen und das über eigene Entscheidungen getan. Sich zur Ruhe beschwörend beschloss sie auch noch Jasper und Edward in ihr Vorhaben einzubinden – beide würden ihr sofort folgen, das war immer noch sicher – und suchte die Zukunft nach blinden Flecken ab.

Es gab keine. Nur ziellose Vampire mit frustrierten Gesichtern, die keinen Vampir fanden.

„Was ist?", fragte Jasper, der ihre Anspannung spürte, „Gibt es was besorgniserregendes?"

Noch wollte sie sich nicht festlegen. Sie konzentrierte sich auf Edward, jede noch so kleine Entscheidung. Immer noch eine greifbare Zukunft in New Jersey. Kein Alleingang nach Spanien. Auch bei ihren restlichen Geschwistern ergab sich nichts. Bella war ruhelos, aber immer noch in den Grenzen.

„Beschließe mal bitte nach Marion zu suchen", wandte sie sich an ihren Mann, der dem ohne Nachfragen nachging. Ratlosigkeit, Frustration und ein abschließendes Aufgeben – nichts weiter offenbarte sich in der Zukunft. Jasper würde nach Spanien gehen, um Marion zu suchen.

„Sprich mit mir, Liebste."

New Jersey ergab nichts. Nur ihr Alltagsleben. Niemand hatte beschlossen sie aufzusuchen. Was sie beruhigen sollte. Wäre da nicht ihr unangenehmes Bauchgefühl.

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„Muss ich fürchten, dass Jakob und du irgendwas aushecken?" Carlisles Frage klang vollkommen gelassen, aber Edward wusste er besser – er kannte seinen Schöpfer und diese gespielte Ruhe war nur damit er selbst entspannt blieb.

„Ist es mir etwa verboten, den auf die Patrouille zu begleiten?"

Alice entglitt die Zukunft. Das war ein unumstößlicher Fakt. Einer, von dem Carlisle zwar wusste, aber die Tragweite nicht so verstand, wie nur Alice und er sie verstehen konnte. Etwas hatte sich in Spanien geändert und es hätte Auswirkungen auf sie. Davon war er genauso überzeugt wie Alice. Es fehlten nur die Beweise.

„Ich würde dir niemals so etwas verbieten, solange ich keinen wirklich guten Grund hätte und das weißt du. Du hast meine Frage nicht beantwortet."

„Wir hecken nichts aus", meinte er wohlüberlegt und zuckte mit den Schultern, „Aber er ist mein Schwiegersohn und es wird wohl Zeit, dass wir mal auf einen grünen Ast kommen." Er behielt Jakob im Auge. Es gab keine Beweise, dass der was mit der Verschiebung in der Zukunft zu tun hatte. Was gut für den Hund war, insofern der natürlich nicht die Quileute in La Push damit beauftragt hatte. Das traute er Jakob durchaus zu.

„Du sagst mir nicht die Wahrheit."

„Doch. Nur nicht die Ganze."

Nur gab es bisher keinen Grund, diesen Verdacht Carlisle zu unterbreiten. So sehr er die neue Ebene ihrer Beziehung auch liebte, er verblieb immer noch in seiner alten Position. Was hieß, dass er für den Moment entschied Jakob zu schützen und selbst im Auge zu behalten.

Opfer für die FamilieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt