Opfer für die Familie

Friedliche Tage

Die Tage bis Weihnachten waren von Frieden geprägt. Keiner trat an Edward heran, um ihn zu nerven, zu ärgern oder zu provozieren. Auch wenn es ihm überhaupt nicht gefiel, der Grund für Sorge zu sein oder seiner Frau fern zu sein, so musste er zugeben, es hatte was angenehmes an sich.

Keine Alice, die sich in seine Zukunft einmischte. Kein Emmett, der sich auf seine Kosten amüsierte. Keine Rosalie, die ihn anzickte, nur weil sie es konnte. Es war an sich wirklich angenehm. Vor allem, weil Carlisle sein eigenes Vorhaben wirklich in die Tat umsetzte. Komplett. Carlisle wich kaum von seiner Seite (wogegen er überhaupt nichts hatte) und dann auch nur, um für ein paar Stunden Zweisamkeit mit Esme zu genießen.

„Hey, kommst du mit auf Patrouille?" Selbst Jakob ließ ihn in Ruhe. Aber diese Bitte seitens des Wolfes war ungewöhnlich. Sollte er sich rot im Kalender markieren – die Patrouille machte der Wolf gerne allein und genoss das Fehlen vampirischer Komponenten. Das Warmlaufen ließ den auch meist etwas von dem instinktiven Hass abkommen, der nun einmal trotz aller Liebe zu Renesmee herrschte.

„Gibt es dafür einen bestimmten Anlass?" Auch seine Geschwister waren misstrauisch und auch die vorgetäuschte Konzentration auf den Fernseher half da nicht. Man vertraute Jakob, aber man vertraute ihnen beiden zusammen – und allein – nicht unbedingt.

Ich hasse diesen mentalen Kram, aber wir müssen etwas besprechen.

Ohne dass jemand zuhörte. Jakob hatte etwas vor und Alice sollte, genauso wie Renesmee, unwissend bleiben. Nur käme der Wolf nicht an ihm vorbei. Schon seit gestern war ihm aufgefallen, dass der Wolf ungewöhnlich bemüht war, ihn aus dessen Gedankenwelt herauszuhalten.

„Kein Problem", meinte er schulterzuckend, „Sagt ihr Carlisle Bescheid?"

Er wollte nicht die beiden in ihrer Zweisamkeit stören und solange der Bescheid bekam, hielt er auch sein Versprechen. Renesmee schlief ohnehin selig vor sich hin, da dürfte ihre kurze Abwesenheit nicht stören.

Unbedingt begeistert wirkten seine Geschwister nicht. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte Rosalie nicht genickt und ihn einfach ziehen lassen, vor allem ohne jedes Kommentar. Er sollte es genießen, solange er es noch hatte.

Eine halbe Stunde einfach nur laufen hatte auch seinen Reiz. Er war seitdem er mit Carlisle gestern Mittag zurückgekehrt war nicht mehr vor die Tür gegangen und mit Jakob würde es sichtlich einfacher werden als mit seinen Geschwistern. Außerdem wurde dann die Chance sichtlich erhöht auf Bella zu treffen und es als Zufall abstempeln zu können. Die einzige Alternative, wie er das (unausgesprochene) Kontaktverbot umgehen konnte. Vielleicht war sie etwas einsichtiger geworden und ließ nach den drei Tagen eher mit sich reden.

„Wo fängst du normal an zu laufen?", wandte er sich an Jakob, als sie nach ein paar Minuten nach draußen gingen, „Ich halte mich einfach an dich."

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Esme wartete, bis sie Edward und Jakobs Schritte nicht mehr hörte. So eine Gelegenheit zu bekommen, hatte sie sich kaum erhofft, und da wurde sie ihm einfach von Jakob selbst präsentiert.

„Wir haben uns was ausgedacht, als ihr jagen ward", begann sie, sodass ihr Mann von dem Buch aufblickte, welches der gerade las, „Ich bin mir sogar recht sicher, es wird euch gefallen."

Ihr Mann und sie hatten sich erst vor ein paar Stunden in ihr gemeinsames Zimmer zurückgezogen, um ein wenig Zweisamkeit zu genießen und ihren Kindern doch mal etwas Freiraum zu schenken. Die hatten selbstverständlich keine eigene Zeit beansprucht, seitdem Edward wieder da war, und sie wusste sehr gut, dass Carlisle ununterbrochen lauschte.

„Was denn?" Ein wenig misstrauisch wirkte der ja schon. Konnte sie ihm tatsächlich nicht verübeln. Auf Überraschungen, selbst wenn sie positiv waren, konnte dieser in nächster Zeit sicher verzichten. Der hauptsächliche Grund, weswegen sie ihren Mann jetzt schon aufklären wollte und nicht durch einen überaus schockierten Edward, wenn einer der Kinder sich dann doch nicht zurückhalten konnte und es versehentlich verriet.