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Carlisle wusste nicht so recht, woher diese Seite an Bella plötzlich kam, hieß sie aber willkommen. Einen Atemzug lang war Edward in seinen Armen gänzlich erstarrt, ehe der wohl die Anwesenheit seiner Frau gespürt hatte, und hatte sicher wieder entspannt.

Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst.

Sein Redefluss brach keine Sekunde ab, während er irgendwo eine Uhr ticken hörte. Sein Vorhaben bezüglich Marion hat Edward mit einbezogen, aber er war sich gerade nicht mehr wirklich sicher, ob es der richtige Weg wäre. Ihn abermals an diesen Nomaden heranzulassen, nochmal diesen Ausgang riskieren? Er traute seinem Gefährten den Sturkopf und Rachedurst zu, sich von ihnen zu entfernen, um sich des Problems alleine anzunehmen.

„Er kam aus dem Nichts." Edwards Stimme war nicht mehr als ein Wispern. Dass Bella zusammenzuckte und eine Miene zog, die deutlich das schlechte Gewissen und die Schuldgefühle zeigte, war ein sehr gutes Zeichen.

„Das wird nicht noch einmal passieren", versprach er verbal. Noch einmal kommt er nicht an dich heran.

„Ich habe ihn nicht bemerkt."

„Es tut mir leid", entschuldigte sich Bella und er zweifelte nicht an ihrer Aufrichtigkeit, „Es kommt nie wieder vor."

Half jetzt auch nicht mehr. Edward ging auch nicht darauf ein. „Alles war plötzlich weg." Also gab es kein Bewusstsein ohne Kopf am Körper. Was hieß, dass sein Vorhaben, Andersons Kopf erst nach ein paar Jahren auszugraben und dann den Flammen zu übergeben, recht unsinnig war. Er hätte wirklich vorher nachfragen sollen. Sobald er Zeit fand würde er das nachholen.

Jetzt ist alles wieder da.

„Ich erinnere mich an nichts, seitdem er mich angegriffen hat." Wohl nur noch an den Schmerz, aber das brauchte sein Gefährte ihm nicht einmal mitzuteilen.

„Dafür wird er bezahlen."

Ohne Erwiderung drückte sich Edward nur fester an ihn. Ein wenig Genugtuung empfand er ja schon. Seine Worte gegenüber Bella waren aufrichtig und ehrlich gewesen. Edward würde zuerst bei ihm Schutz suchen, egal bei was, und das zeigte sich jetzt deutlich. Sanft legte er dem eine Hand in den Nacken und strich mit dem Daumen den Ansatz der Panzertabes nach. Das konnte er wohl entfernen und schauen, ob sich Narben gebildet hatten.

Schweigend hielt er seinen Gefährten für den Moment im Arm und gab dem alles beruhigende, was er aus seinen Gedanken hervorkramen konnte. Schließlich wusste er, was sein Gefährte an mentalen Bildern beruhigte, entspannte und Sicherheit vermittelte.

Erst, als er spürte, dass dessen Atmung regelmäßig ging und auch das Beben ein Ende gefunden hatte, warf er Bella einen auffordernden Blick zu. Edward vertrug viel, aber zwei waren für gewöhnlich einer zu viel.

„Ich sage den anderen, dass alles in Ordnung ist bei dir, okay?", wandte sich Bella, ohne jeden Protest, bitterbösen Blick oder Vorwurf, an ihren Mann. Der schüttelte nur den Kopf und nahm einen Arm von ihm weg, um nach Bellas Hand zu tasten. Er spürte, wie der ihre Finger miteinander verschränkte. Okay, war er vielleicht doch der überflüssige? Oder lernte er, nach all den Jahren, doch etwas Neues über seinen Gefährten.

„Zwei Minuten", bat der mit flehentlicher Stimme, „Nur zwei Minuten. Ihr beide."

Alle Zeit der Welt, dachte er nur, während Bella sagte: „So viel Zeit du brauchst."

Einer so kolossalen Sache hatte es bedurft, damit seine Tochter offener wurde? Oder war es nur temporäres Mitgefühl und die Verlustangst? So ganz traute er der Sache nicht über den Weg. Dafür ging es ein Tacken zu schnell.

Opfer für die FamilieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt