Narben

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Es gab keine Beweise aber auch keine Gegenbeweise. Edward beobachtete Anderson genau, lauschte jedem noch so unwichtigen Gedankengang. Es war niemals einfach, wirklich alles zu erfassen, aber er versuchte es.

„Bella, bitte", murmelte er seiner Frau ins Ohr, „Nutze dein Schuld ihm gegenüber." Bella hatte auf Carlisles Worte hin die Schilde fallen lassen. Carlisle war durch irgendwas eingelullt worden, etwas, was er nicht greifen konnte. Damit hatte sie Anderson den Weg bereitet, damit der sein Ziel erreichen konnte.

Das Ziel war, wenn er auch den Weg noch nicht gesehen hatte, aus purem Eigenspaß. Clans waren anspruchsvoll. Anderson wollte wirklich ihre Dynamik studieren, aber auch nur, um den besten Angriffspunkt zu erkennen. Fraglich war, ob Anderson soweit gehen konnte, und die Familie gegen ihn aufgehetzten konnte. Hier konnte er also auch keine Maßnahmen ergreifen.

„Lass das. Carlisle sagte, wir brauchen das nicht." Seine unentwegte Bemühung fand keinen Anklang. Schlechte Chancen für ihn.

Ich habe sie alle im Griff, nur Edward nicht. Was ist sein Geheimnis? Selbst das Schutzschild war einfacher.

Alices Gabe war blockiert, teils durch sie selbst, teils durch irgendeinen unbekannten Faktor. Selbst Jasper, der ihn anfänglich noch unterstützt hatte, war mittlerweile ruhig geworden.

„Ich kann kaum glauben, dass so viel Menschlichkeit in einem vampirischen Clan möglich ist. Wo hat das alles angefangen?"

Die Beziehungen habe ich noch nicht ganz entschlüsselt. Vorher kann ich nichts machen.

„Bei mir. Ich verwandelte Edward 1918, er litt unter der spanischen Grippe. Seine Eltern waren verstorben, das waren gute Umstände." Carlisle war viel zu offen für seinen Geschmack. Bisher waren keine Begabungen erfragt worden und er hoffte, es gäbe auch keine. Er kontrollierte jede seiner Bewegungen, um sich in keinster Weise zu verraten.

Die erste Schöpfung weist zumeist eine engere Bindung auf. Wenn ich die Verbindung zu Edward kappe muss ich vorsichtig oder einfallsreich sein. Ansonsten könnte doch Misstrauen aufkommen.

„Mein Mitgefühl. Der Verlust der Familie ist immer schmerzlich."

„Ich habe eine neue bekommen." Seine Stimme war ruhig und gesittet, wie man es von ihm erwartete. Aber seine Haltung, er konnte die Anspannung einfach nicht austreiben, sagte bereits alles.

Ob er begabt ist? Mir ist es noch nie begegnet, dass mir jemand widersteht.

„Sagt, gibt es Begabungen bei euch? Ein so großer Clan lässt sich nur selten ohne blicken." Sie waren sogar äußerst begabt.

„Bedauerlicherweise nicht. Andererseits, so kann auch kein Konflikt entstehen." Immerhin Jasper, der als Soldat trotz allen Einflusses auf Sicherheit bedacht war, sprach hier.

Sie belügen mich. Bella spüre ich schließlich und Alice ist auch schwierig greifbar.

„Ich habe was anderes gehört. Ihr seid doch der Clan, der die Volturi bezwungen hatte, oder?"

Ich habe keine Details, aber ich bekomme sie noch. Erst mit dieser Ansprache schlich sich so etwas wie Vorsicht in ihren Clanführer. War es genug, um Einflüsse zu brechen?

„Bezwungen", meinte Carlisle, „Ist der falsche Begriff. Es gab ein Missverständnis und wir haben sie zum Anhalten bewegt, um dieses Missverständnis zu klären. Die Vorbereitungszeit genügte dazu, einige Freunde hatten geholfen." Natürlich war es nicht genug.

Die Volturi kündigen sich aber nicht rechtzeitig an, damit man sich vorbereiten kann. Sie sind begabt, eindeutig. Ich kann von Hellsehern ausgehen, wenn sie rechtzeitig über einen Angriff informiert waren. Oder einen Informanten bei den Volturi. Aber das hätte Aro nicht ungestraft davonkommen lassen.

Opfer für die FamilieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt