Ein paar Stunden zuvor
Bella war sich nicht sonderlich sicher, wie sie die gesamte Situation fand. Schon bevor sie die Beziehung von Edward zu Carlisle in Frage gestellt und kritisierte hatte, war ihrem Mann recht unwohl bei dem Gedanken gewesen, wieder gemeinsam mit der Familie zu leben und hatte ausgehandelt, sich eine Arbeit zu suchen.
Was er, soweit sie zumindest wusste, jetzt nicht getan hatte und sich einfach in einer Wohnung am Stadtrand verschanzt hatte. Etwas, was ihr zwar bei Carlisle entgegenkam, ihr aber überaus kindisch und idiotisch vorkam. Was für ein Theater Edward wegen einer simplen Aufforderung ihrerseits machte! Er tat so, als müsste er sich von Carlisle trennen – wie von einem langjährigen Partner.
„Mum!" Renesmees genervtes Rufen riss sie aus ihrer Grübelei. Die Wälder hier waren nicht besonders vielfältig in ihrer Auswahl, aber zur Jagd genügte es vollauf. „Ich will noch bei Dad vorbei, also mach mal bitte ein wenig schneller."
Das Pendeln von ihrem Mann sollte in ihren Augen ein Ende finden. Nicht nur war sie genervt davon, Renesmee wollte ihren Dad über die Feiertage sicherlich auch mehr als nur ein paar Stunden sehen. Es sollte doch nicht so schwierig sein, unangebrachten Körperkontakt zum Vater sein zu lassen!
„Von mir aus könnt ihr als vorgehen." Sie würde Edward, vor allem in Anbetracht der Feiertage, darauf ansprechen und eben fordern, dass er das Theater wenigstens bei Renesmee sein ließ. „Ich beeile mich."
Erfreut wandte sich ihre Tochter ab, um sich auf den Weg zu machen. Die beiden waren erst vor wenigen Stunden gekommen und würden auch erst später nach Hause folgen, da Jakob noch irgendwas in der Stadt erledigen wollte. Trotzdem wollte Renesmee es sich nicht nehmen lassen, ihren Dad zu besuchen und vielleicht sogar zum Begleiten in die Stadt zu überreden.
Sie hoffte, Renesmee hatte mehr Erfolg als sie.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Eine Stunde später trudelte sie selbst bei Edwards Wohnung ein. Alices Geruch war noch recht präsent und sie hörte lediglich Jakob und Renesmee. Als sie eintrat, war sie überrascht, ihren Mann tatsächlich nicht vorzufinden.
Jakob hatte sich an das offene Fenster gelehnt und spielte gedankenverloren auf dem Handy rum, während Renesmee sichtlich begeistert durch die Unterlagen ihres Vaters stöberte.
„Wo ist Edward?"
„Keine Ahnung. Schätze mal, er ist mit Alice weg – Wir wollten nur auf dich warten, bevor wir gehen. Grandma hat nämlich geschrieben, es soll heute Abend ein Gewitter geben und sie fragt, ob wir mitkommen."
Gewitter bedeutete zu 95% der Zeit, dass ein kleines Baseballspiel stattfinden sollte. Was ziemlich gut war – ihr Mann würde sicher nicht verzichten, mitzuspielen und das täte dem sicher gut. Wenn sie sich hier so umschaute und überblickte, womit der sich beschäftigte, konnte eine sportliche Ablenkung sicher nicht schaden.
„Wird sicher spaßig", murmelte sie, als ihr das ledergebundene Buch auf dem Couchtisch auffiel. das Geheimnisbuch, wenn sie es recht in Erinnerung hatte, von Edward. Sie hatte schon damals, als Carlisle ihr den Sinn und Zweck des Buches eröffnet hatte, nicht ganz den Nutzen dahinter verstanden und hatte ihr eigenes bisher nie angerührt. Was sollte sie vor ihrem Ehemann auch verheimlichen wollen? Alice war auch niemand, der ununterbrochen in ihrer Zukunft herumschnüffelte (zumindest nicht mehr) und Geheimnisse hatte sie ohnehin keine. Dass sie für Edward nur dann lesbar war, wenn sie es wollte, machte dieses Buch für sie überflüssig und in ihren Augen auch für ihren Mann.
Trotz dieser Argumente hatte Edward ihr trotz allen Bittens keinen Einblick gewährt, als sie darum gebeten hatte. Mittlerweile konnte sie sich recht gut vorstellen wieso. Ihr Mann hatte Geheimnisse vor ihr und das konnte sie absolut nicht ausstehen. Carlisles und Edwards Geschichte und gemeinsame Zeit hatte nie etwas in die Richtung verlauten lassen, aber sie hatte viel (zu viel) darüber nachgedacht. Irgendwas muss doch da gewesen sein, tiefergehend und in romantische Richtungen, wenn das ungesunde bis heute bestanden hatte.
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Opfer für die Familie
أدب الهواةAls sie sich fanden, fehlte es ihnen an Zeit. Als sie Zeit hatten, fehlte es ihnen an Freiraum. Carlisles und Edward Beziehung war schon immer besonders gewesen. Hundert Jahre nach Edwards Verwandlung, lassen sie Revue passieren, was ihre Beziehung...