Ein Zusammenleben auf einem Raum bedingte, dass Regeln herrschen mussten. Auch wenn man als Vampir keine Niederschrift dessen brauchte, existierten Regeln auch in ihrem Familienleben und es war für alle Beteiligten besser, wenn man sich an ebenjene hielt. Jasper waren alle bekannt, genauso wie jedem anderen der Familie. Manche waren von Beginn an festgelegt gewesen, nahezu selbstverständlich, manche hatten sich im Laufe der Jahre entwickelt.
Wenige aber waren nicht einmal ausgesprochen worden. Sie hatten sich unter ihm und seinen Geschwistern einfach ergeben, um den Familienfrieden zu wahren. So war es eine Regel, sich in genau zwei Beziehungen niemals einzumischen, unabhängig jeder Situation. Niemand sollte sich erdreisten und sich in die Ehe von Carlisle und Esme einmischen. Genauso galt es, Carlisle und Edward ihre Ruhe zu lassen. Nur selten fanden die beiden Männer wirklich zusammen, um einander ein wenig Ruhe zu schenken.
Wenn er die derzeitige Stimmung so betrachtete, wusste er sehr genau, warum Rosalie ihm einst eingebläut hatte, die enge Beziehung einfach zu akzeptieren. Seine Schwester kannte die beiden länger und diese Regel war auch nicht grundlos. Die Augenringe unter Edwards Augen zeugten nicht nur von seltener Jagd.
Alice, so sehr er sie auch liebte, war naiv in ihrem Handeln gewesen. Der Stolz darauf, dass sie eine verheerende Zukunft abgewandt hatte, war ihm unbegreiflich. Sie hatte diese ungeschriebene Regel gebrochen und nun hatten sie eine eisige Stimmung zwischen den beiden, geprägt von Unsicherheit. Etwas, was er schon erlebt hatte, aber selten so offensichtlich. Edward mied es, Carlisle anzusehen und ihr Vater wirkte auch nicht ganz anwesend.
„Kannst du nicht wenigstens so wirken, als tätest du was anderes, als zu analysieren?", zischte seine Frau ihm leise ins Ohr. Familientreffen wie diese, nach etwas längerer Zeit, bestanden immer aus leichten Gesprächen, bevor man sich an die ernsten Themen setzte. Aber nicht nur Carlisle und Edward waren nicht ganz da, auch Bella wirkte weniger motiviert als normal. Vor allem für das jüngste Mitglied ihrer Familie sollte das hier interessant sein – viele Anekdoten fanden ihren Weg in diese normal entspannten Stunden.
„Wenn du weniger glücklich wegen deiner Entscheidung bist", gab er nur zurück, „Sieh' dir das Chaos an, dass du angerichtet hast."
Sie beide waren auch nicht gerade in ihren Bestzeiten. Schon seitdem Alice ihm vor zwei Wochen offenbart hatte, wie sie sich in die Beziehung von Carlisle und Edward eingemischt hatte, lagen sie sich immer wieder in den Haaren.
„Besser als das, was entstanden wäre."
„Deine Gabe ist nicht unfehlbar."
Edward räusperte sich leise und unterbrach ihren gezischten Schlagabtausch damit. „In drei Monaten ist wieder der Kongress", sprach dieser ihn direkt an, „Lust, mich zu begleiten?"
Wie so oft sprang sein Bruder dazwischen und gab ihm die Chance, sich nicht in Dinge hineinzusteigern, die nicht jeder mitbekommen musste. Sicher hatte der mitbekommen, worum es genauer ging und wollte zusätzlich vermeiden, dass den Unwissenden hier etwas erklärt werden musste. Die leichte Schuld, die dieser empfand, war in Anbetracht des dunklen Gefühlschaos in dem zu vernachlässigen.
„Wo findet sie dieses Jahr statt?", fragte Carlisle sogleich, neugierig geworden, nach. Man sah Edward an, dass der um jede Ruhe kämpfte, die dieser ausstrahlte.
„Wien." Ein internationaler Kongress, den die beiden schon öfter besucht hatten. Alles, was Rang und Namen in der Medizin hatte, fand sich dort ein und diskutierten über zwei Wochen hinweg die neuesten Errungenschaften, Erkenntnisse oder die neuesten Problemstellungen. Das die Psychologie ebenfalls einen enorm großen Anteil daran hatte, hatte ihn schon so manche Male mitgehen lassen. Außerdem war es immer wieder ganz interessant, seinen Clanführer etwas lockerer zu sehen.
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Opfer für die Familie
FanfictionAls sie sich fanden, fehlte es ihnen an Zeit. Als sie Zeit hatten, fehlte es ihnen an Freiraum. Carlisles und Edward Beziehung war schon immer besonders gewesen. Hundert Jahre nach Edwards Verwandlung, lassen sie Revue passieren, was ihre Beziehung...