Ein Schritt weiter

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Stille. Nichts außer das Rauschen des Wassers und das leise Plätschern, schwabbte doch etwas Wasser über den Boot Rand. An Carlisle gekuschelt, genoss Edward jede Sekunde dieser reinen, ruhigen Stille in seinem Kopf.

Am liebsten hätte er, dass dieser Moment nie endete.

„Edward?" Carlisle Stimme klang vorsichtig und sanft. Ganz sicher schien sich sein Schöpfer mit der Ansprache nicht zu sein. Er wollte nicht den Moment unterbrechen, aber Carlisle war unruhiger als normal. Die Stunden mit Esme schienen nicht nachgeholfen zu haben. Jedenfalls nicht gänzlich.

„Was liegt dir auf dem Herzen?", fragte er also nur und öffnete, trotz aller Wünsche, die Augen, um ihn anzusehen. Sorge spiegelte sich in den goldenen Augen wieder.

„Vieles, aber mich besorgt vor allem dein Ultimatum an Bella."

Eins dieser Themen, die er gerne für die nächsten zehn Stunden ignorieren würde.

„Muss das jetzt sein?"

„Ja. Denn das lasse ich nicht zu. Du trennst dich nicht von Bella." Eine klare Feststellung. Auch ein Fakt. Das ertrüge er auf Dauer nicht, konnte er nicht. Er brauchte sie dafür zu sehr. Bedauerlicherweise. Das gab ihm das Gefühl eigentlich keine Wahl zu haben.

„Wenn sie mich liebt, wirklich und wahrhaftig so liebt wie ich sie liebe, dann wird es nicht soweit kommen. In letzter Zeit läuft ziemlich viel zwischen uns nicht richtig."

Nachdenklich musterte Carlisle ihn. „Und wenn es doch so kommt? Wenn sie geht?"

Eine Option, die er sich selbst eingebrockt hatte. Irgendwann käme der Alltag wieder, in dem er Carlisle größtenteils des Tages gar nicht sah, Familienpflichten herrschten und die Ehe mit Esme im Vordergrund stand. Dann wären sie wieder dort, wo sie vorher waren. Sehnsuchtsvolles Warten auf ein wenig Zeit mit Carlisle und ansonsten ein öder Alltagstrott.

„Ich weiß es nicht. Ich... es war nur der einzige Weg, mit dem ich diese grausame Folter beenden konnte. Sie lässt nicht mit sich reden. Egal, wie es endet, es ist meine Ehe. Also mein Problem. Kann nicht jeder eine Esme haben."

„Wahrscheinlich werde ich dich nicht umstimmen können", seufzte Carlisle leise und drückte ihm einen Kuss aufs Haar, „Ich bin für dich da, was auch immer daraus resultiert." Einem Versprechen, dessen er sich schon seit Jahrzehnten sicher war und sich auch darauf verließ. Trotzdem tat es gut, dass wieder gesagt zu bekommen.

„Ich liebe dich."

„Lieb dich auch."

* * *

Alice saß auf dem Waldboden, verloren in der Zukunft, und versuchte aus den wenigen bekannten Variablen die Zukunft zu konstruieren. Zurzeit gab es nur zwei Alternativen. Eine Zukunft mit oder ohne Bella.

„Alice", murmelte ihr Gatte tadelnd, „Solange Bella sich nicht entscheidet, verschwendest du nur deine Zeit."

„Das sie überhaupt entscheiden muss, sagt eigentlich alles. Dann hat sie ihn nicht verdient. Überhaupt nicht."

„Wie würdest du damit umgehen?", fragte Jasper nur, „Es ist ein Ultimatum. So eine Entscheidung sollte gut abgewogen werden."

Soweit käme es bei ihr gar nicht. Keiner von ihnen könnte das alles in Gänze nachvollziehen, solange sie es nicht erlebten. Aber nach den letzten Wochen und Monaten hatten sie alle, einschließlich Halbwesen, was dazu gelernt – es gibt als Vampir keine Möglichkeit, Gefühlen zu entfliehen. Anfänglich war sie noch diejenige gewesen, die eine Trennung von Carlisle und Edward gefordert hatte, war aber heute um einiges klüger geworden.

Opfer für die FamilieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt