„Du hattest recht." Carlisle hasste es, dass seinem Freund gegenüber zugeben zu müssen, aber er konnte die Wahrheit nicht verschleiern. Der Rückzug in den Wald, als Edward ihm die Zweisamkeit aus gutem Grund verwehrt hatte, war ihm richtig erschienen. In die entgegengesetzte Richtung zu seinem Gefährten verhinderte, dass er seinem Lauschwunsch erlag.
„Womit?"
„Edward."
Für einen Moment wirkte Eleazar nachdenklich, aber es brauchte nicht lange, bis der wusste, was er meinte. Die zahlreichen Momente, in denen der Denali ihm Probleme wegen seiner Beziehung zu Edward prophezeit hatte. Zwar entsprach es nicht ganz dem, was dieser ihm gesagt hatte, aber Probleme waren ja offensichtlich da. War ja nicht so, als hätten sie mit einem mordlustigen, anscheinend auch noch sehr organisierten, Vampir zu tun, der eventuell im Auftrag der Volturi agierte.
Im Gegensatz dazu sollten ja seine familieninternen Probleme verblassen, aber die erachtete er persönlich als schlimmer.
„Ich habe mir den Moment sehr oft vorgestellt und dabei eine Menge Genugtuung verspürt. Nur tut es fast weh zu sagen, ‚Ich hab's dir doch gesagt'. Wie schlimm ist es?"
„Die Ausmaße zeigen sich noch, sicherlich ist dir Bellas Verhalten aufgefallen, aber es ist jetzt schon katastrophal."
„Hast du deine Entscheidung bezüglich des Vorgehens bereits getroffen?" Eigentlich hatte er ja ein Kommentar bezüglich seines Dilemmas, und Eleazars richtiger Prognose erwartet. Aber vielleicht wollte Eleazar sich in dem Thema nicht offen zur Diskussion zeigen – verübeln konnte er es ihm ja nicht. Sie hatten sich zu oft in den Haaren gelegen deswegen.
„Da ich Edward sicherlich nicht alleine nach Spanien lasse, ja. Er hat gerade genug Traumatisches erlebt und eine Wiederholung dessen ist sinnlos."
Er hatte ja den Ansatz von Mordlust schon verspürt. James war noch lapidar dagegen gewesen, wenn er seine Angriffslust bei Aro bedachte. Als er die Narben gesehen hatte, die ihm viel zu lange verborgen gewesen waren, hatte er kurz den Wunsch verspürt, die Verursacher aus der Hölle zurückzuholen, um sie persönlich wieder dorthin zu verfrachten. Aber als Anderson es tatsächlich gewagt hatte, seine Frau zu thematisieren, hatte er Rot gesehen. Er fühlte sich etwas schlecht, weil er den Kopf mit einer sehr großen Portion Befriedigung mehrere Meter tief in der Erde vergraben hatte, aber es hatte außergewöhnlich gut getan.
„Mir war nie bewusst, mit welcher Stärke er gesegnet ist", merkte auch Eleazar anerkennend an, „Erinnert mich stark an dich. Auch wenn du an deiner Geduld in solchen Situationen arbeiten kannst."
„Kannst du es mir verübeln?"
„Nein. Ich sagte auch nicht, dass ich besser reagiert hätte." Sie wechselten ein Lächeln. „Was wird dein Vorschlag sein?"
„Die Begabten. Auch wenn ich es hasse, auch nur einen nach Spanien zu schicken, werden wir alle zusammen noch schneller auffallen. Aber ohne Schutz lasse ich Edward dort nicht hin und hier nutzt uns Alice nichts. Einen Angriff überleben sie mit Jasper am ehesten."
„Dann stimmen wir dort wenigstens ohne große Diskussion überein. Ich habe das Bild an meine Familie geschickt, sie haben ihn nicht wiedererkannt. Es ist unglaublich, wie viele uns immer noch unbekannt sein."
„Eine Volkszählung wäre manchmal verlockend, meinst du nicht?"
„Es hätte euch heute vielleicht ein Drama erspart. Ich möchte mir nicht ausmalen, welche Grauen sich Edward da hat antun müssen."
Anderson war die eine Sache, er hatte sie noch verschlimmert, in dem sie diesen einen Tag zum Gesprächsthema gemacht hatten.
„Was verheimlichst du mir? Ich sehe doch deutlich, dass du an etwas denkst, dass dich schier in den Wahnsinn zu treiben scheint." Er schluckte gegen den Klumpen in seinem Hals an. Seine eigene Frau wusste von dem Tag nichts, da sie da recht einvernehmlich entschieden hatten, ihn zu verheimlichen. Die Erinnerung an die Freude, die Liebe und das Glück war noch so deutlich in seinem Denken verankert.
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Opfer für die Familie
FanfictionAls sie sich fanden, fehlte es ihnen an Zeit. Als sie Zeit hatten, fehlte es ihnen an Freiraum. Carlisles und Edward Beziehung war schon immer besonders gewesen. Hundert Jahre nach Edwards Verwandlung, lassen sie Revue passieren, was ihre Beziehung...