Carlisle stand vor seinem Bücherregal und studierte die Titel. Etwas vollkommen menschliches, schließlich wusste er nur zu gut, was er hier angesammelt hat und was sonst wo verteilt war. Doch genoss er es stets, dieser menschlichen Gewohnheit nachzugehen und manchmal fand sich dann doch etwas im Regal wieder, dass nicht er dort platziert hatte. Dann, wenn Edward oder Esme unterwegs was gesehen und ihm mitgebracht hatten. Ab und zu, wenn auch sehr viel seltener, brachten sich seine Kinder ihm was mit.
Hier hatte er vor allem klassische und alte Literatur. Nichts, was aktuell seinen Reiz hätte und das meiste dürfte Edward auch selbst kennen. Romanzen dürften nicht gerade in dessen Interesse liegen zurzeit und er brauchte nicht noch in der Wunde bohren, die so offensichtlich in diesem klaffte. Vielleicht könnte er ja kurz in die Stadt und sich in einem Bücherladen umschauen. Auch wenn Psychothriller nicht gerade seinem persönlichen Geschmack entsprachen, war es oftmals eine Diskussionsgrundlage und würde Edward sicher freuen.
Ein Klopfen an der Tür ließ ihn sich anwenden und keine Sekunde später trat Esme ein. Besorgnis zierte ihr schönes Gesicht.
„Störe ich?"
„Natürlich nicht. Ich habe nur darüber nachgedacht, meine Sammlung etwas zu erweitern. Was gibt's?"
Er hätte sich nur kurz aus der allgemeinen Runde entschuldigt. Keiner war gewillt, Edward allzu lange allein zu lassen und er schätzte das dürfte auch noch länger der Fall sein. Es war nicht nur die Furcht, dass Edward ihnen ein weiteres Mal entglitt oder Marion – man sorgte sich um den großen Bruder und mochte es nicht, wenn der litt.
„Ich habe auch genug Bücher, die ihr noch nicht gelesen habt", merkte seine Frau an und trat neben ihn, „Ich bin recht sicher, solange du liest, ist er mit allen Inhalten recht glücklich."
„Ist mein Vorhaben so offensichtlich?"
Leise lachend schlang Esme ihre Arme um seinen Arm. „Mein Schatz, du bist ein offenes Buch für mich. Außerdem hätte ich dich ohnehin gebeten, ihn ein wenig zu beschäftigen. Die Kinder baten mich darum. Sie wollen Edward nicht vor den Kopf stoßen, sind aber wie immer spät dran mit Weihnachten."
Versuche menschlich zu sein und gleichzeitig von Unmenschlichkeit geprägt.
„Ich denke, ich kann ihn beschäftigen", murmelte er, „Das dürfte das kleinste Problem sein. Eine Jagd könnte er auch vertragen. Insofern man Renesmee von ihm loseisen kann." Seine Enkelin war nicht von Edwards Seite gewichen, seitdem sie wieder hier war und das nicht nur zu Jakobs Missfallen. Er kannte seine Wirkung auf Edward schließlich und genoss es stets, wenn er ihm nahe sein konnte. Aber Alice zu dessen Rechten und Renesmees zu dessen Linken machte ihm hatte es ihm recht schwierig gemacht.
„Sie wird froh sein, dass du dich seiner annimmst. Dann geht ihr mal schön jagen."
Edward zu beschäftigen war nicht schwer, jedenfalls wenn man wusste wie. Was er zu seinem großen Wissen über seinen Gefährten zählen konnte, ohne zu prahlen natürlich. Eine Jagd würde den nicht nur beschäftigen, sondern auch in einem recht positiven Rahmen ablenken. Die letzte gemeinsame Jagd war schmerzlich bittersüß gewesen.
„Wir werden rechtzeitig wieder da sein." Damit beugte er sich vor und küsste sie. Ein paar Tage abschalten und genießen hörte sich auch für ihn verlockend an, der Tag und die letzten Wochen waren auch für ihn nicht einfach gewesen, und für einen Moment war er seinem Abteilungsleiter doch dankbar. Ohne die Urlaubsorder hätte er nicht die Zeit dafür.
Esmes nachdenklicher Blick hingegen, als sie den Kuss dann doch bedauerlicherweise löste, ließ ihn stutzig werden.
„Was?" Sie leckte sich über die Lippen, ehe ein Grinsen wuchs.
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Opfer für die Familie
FanfictionAls sie sich fanden, fehlte es ihnen an Zeit. Als sie Zeit hatten, fehlte es ihnen an Freiraum. Carlisles und Edward Beziehung war schon immer besonders gewesen. Hundert Jahre nach Edwards Verwandlung, lassen sie Revue passieren, was ihre Beziehung...