9. Kapitel

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POV Luisa
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Es ist halb sieben. Die Sonne ist schon aufgegangen. Eine Schwester kommt herein.
„Guten Morgen Luisa. Ich bin Schwester Leandra. Ich müsste ihnen einmal ihren Blutdruck und ihre Temperatur messen."
Ich nicke und die Schwester misst meinen Blutdruck und meine Temperatur und trägt alles auf einen Zettel ein. „Alles in Ordnung. Die Werte sind vollkommen im Normbereich. Wir sehen uns gleich wieder bei der Visite."
Mit einem Lächeln verschwindet sie aus der Tür.
Kurze Zeit später klopft es an meine Tür und danach treten die Ärzte und zwei Schwestern ein.
„Guten Morgen Luisa. Wie geht es ihnen"
„Es geht schon wieder". Ich bemühe mich zu einem Lächeln.
„Das ist sehr erfreulich. Das ist Dr. Lee Pham der Arzt, der sie gestern operiert hat". Er zeigt auf einen asiatisch aussehenden Arzt mit Brille.
Ich lächle und nicke ihm zu.
Jetzt wendet sich Dr. Lee Pham zu mir.
„Dr. Seehauser hat sie bestimmt schon darüber informiert, dass die OP gut verlaufen ist. Wir konnten das Holzstück aus ihrem Bein entfernen.
Der Augenspezialist konnte die Glasscherbe aus ihrem Auge entfernen, ohne daß es zu Schäden an ihrem Auge gekommen ist. Wir sind sehr froh darüber wie die OP verlaufen ist."
„Vielen Dank"
Nun wendet sich Dr.Seehauser wieder mir zu:„ Ich werde nachher ihre Verbände wechseln und dann schauen wir Mal wie ihre Narben heilen. Jetzt frühstücken sie erst einmal." Die Ärzte und Schwestern verabschieden sich und verlassen mein Zimmer.
Zwanzig Minuten später bringt Schwester Steffi mir mein Frühstück.
„Guten Morgen Luisa. Ich bringe dir dein Frühstück und diesmal mehr essen." Mit einem Zwinkern verlässt sie das Zimmer.
Obwohl ich keinen Hunger habe zwinge ich mich ein halbes Brötchen zu essen. Steffi ist, als sie mein Tablett abholt noch nicht ganz zufrieden. „Na ja, das wird mit jeden Tag wieder besser, glauben sie mir."

POV Frederik Seehauser
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Schwester Steffi kommt gerade aus Luisas Zimmer.
„Ist das ihr Tablett?" Ich zeige fragend auf das Tablett, das Steffi gerade in den Essenswagen stellt.
„Ja, sie ist noch immer sehr wenig."
„Ich frage mich wirklich was dieser jungen Frau zu gestoßen ist." Ich schaue hilfesuchend zu Steffi und hoffe auf eine Antwort.
„ Sie wäre nicht unsere erste Patientin, die... Du weißt ja was ich meine."
Ich nicke.
„Vielleicht erzählt sie es ja nachher den Polizisten. Mensch Frederik, das ist nicht deine erste Patientin."
„Ja ich weiß, aber zu Routine wird das niemals."
Ich drehe mich um und gehe, weil ich mich um einen anderen Neuzugang kümmern muss.

POV Luisa
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Nach dem Mittagessen klopft es an meine Tür.
„Herein". Zwei uniformierte Polizisten kommen herein, dahinter tritt Dr. Seehauser ins Zimmer.
„Guten Tag, Frau Schmidt. Mein Name ist Paul Richter und das mein Kollege Stephan Sindera".
Nun stehen zwei Polizisten am Fußende meines Bettes. Einer von beiden ist etwas kleiner und hat schwarze kurze Haare. Der andere ist größer als sein Kollege Richter und hat schwarze kurze Haare und einen Bart.
„Wir kommen wegen des Vorfalls in ihrer Wohnung."
Ich muss schlucken. Natürlich.
Dr. Seehauser hatte mir ja gestern schon berichtet, dass mich Polizisten dazu befragen würden. Trotzdem fühle ich mich unvorbereitet und überfordert.

„Ihre Wohnung sieht übel zugerichtet aus und sie scheinen auch etwas abbekommen zu haben".

Ach ja wirklich? Das hatte ich ja noch gar nicht bemerkt. Ich möchte mich nicht an das erinnern was in der Nacht passiert war. Ich wende den Kopf ab und schaue aus dem Fenster. Ich spüre den prüfenden Blick von Dr. Seehauser, doch ich ignoriere ihn. Von hier oben hat man einen schönen Blick über Köln. In einer anderen Situation hätte ich mich darüber gefreut.

„Ihre Nachbarn sprachen von einem lauten aggressiven Mann. Ist der in ihre Wohnung eingedrungen?"
Ich nicke.
„Kennen sie den Mann?"
„Ja... leider". Ich schaue noch immer zum Fenster heraus. Meine Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern.
„In welcher Beziehung stehen sie zu ihm?"
„Er ist mein Exfreund". Nun schaue ich die beiden Polizisten wieder an.
Ich kann nicht länger zum Fenster reden. Herr Sindera, der größere von beiden, notiert sich etwas auf einen kleinen Block, den er in den Händen hält. Aus den Augenwinkeln sehe ich Dr. Seehausers erschrockenen Blick. Als er bemerkt, dass ich ihn beobachte, schaut er auf den Fußboden.

„Sicherlich können sie uns den Mann näher beschreiben", Herr Richter lächelt mir aufmunternd zu und wartet auf die Beschreibung.
„1,82m groß, sportlich, schlank, blonde kurze Haare, blaue Augen, Tattoo am Unterarm". Während ich meine Beschreibung herunter ratter schreibt Herr Sindera alles auf seinem Block mit.
„Nun, Frau Schmidt, können sie uns etwas mehr darüber erzählen was genau in der besagten Nacht passiert ist?"

Ich wusste, dass diese Frage irgendwann kommen würde. Die Bilder der Nacht tauchen wieder vor meinen Augen auf. Ich kneife meine Augen so fest wir möglich zusammen, um die Bilder zu vertreiben, doch sie bleiben. Schlagartig verkrampfe ich mich, meine Hände ballen sich zu Fäusten.
Die Bilder puzzeln sich wieder in eine sinnvolle Reihenfolge.
Laute Geräusche - ich werde wach - Alex vor der Tür - mein Zusammenbruch an der Tür - zerberstendes Holz - der Schmerz in meinem Bein - im Schlafzimmer liegt Alex auf mir - ich schubse ihn - er fällt vom Bett und verletzt sich - er tritt und schlägt auf mich ein - Stimmen der Nachbarn - Alex springt aus dem Fenster - ich werde wieder ohnmächtig

POV Frederik Seehauser
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Ich sehe wie sich Luisa immer mehr verkrampft. Sie schließt ihre Augen und nur wenige Sekunden danach fließen die ersten Tränen aus ihren Augenwinkeln. Sie fängt an sich im Bett zu winden, als ob sie mit jemanden kämpfen würde. Ich stehe auf und laufe zu ihrem Bett.
„Luisa! Beruhigen sie sich."
Ich halte ihre Arme mit meiner rechten Hand fest. Mit der anderen Hand drücke ich den Schwesternknopf. Ich sehe aus den Augenwinkeln, wie die beiden Polizisten unsicher vor ihrem Bett stehen und nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen. Ich lasse sie wortlos dort stehen und konzentriere mich weiter auf Luisa, die anfängt wild mit ihren Händen um sich zu schlagen.
„Luisa mach die Augen auf. Alles ist gut."
„Bitte Alex lass mich in Ruhe!"
Ihre Tränen fließen noch immer. Ich versuche ihre Arme mit beiden Händen zu fixieren. Gott sei Dank kommt in diesem Moment Schwester Steffi ins Zimmer.
Ich drehe mich zu ihr ohne Luisa los zu lassen.
„Einmal Diazepam". Sie nickt und verlässt eilig das Zimmer.
Kurz danach kommt sie mit dem Beruhigungsmittel.
Ich spritze es Luisa in den Zugang. Wenige Sekunden später geht ihre Atmung und ihr Puls wieder langsamer. Ihre Glieder entspannen sich wieder und sie öffnet die Augen.
„Frau Schmidt können sie..." fängt einer der beiden Polizisten seine Befragung wieder an, doch ich stoppe ihn mit einer Handbewegung und schüttele den Kopf. „Nicht jetzt. Sie müssen ein anderes Mal wieder kommen, um ihre Befragung fortzusetzen. Die Patientin muss sich ausruhen. Es war wohl zu viel für sie."
Ich schaue zu Luisa. Sie scheint langsam zu realisieren, was eben passiert ist.
Als die Polizisten auf dem Weg sind sich wortlos aus der Tür zu schleichen, gerät Luisa erneut in Panik.
„Nein, Stopp!" Die Polizisten drehen sich wieder zu ihr um und schauen verwirrt.
„Sie müssen ihn finden." Sie wendet den Blick wieder zum Fenster. Sie fängt erneut an, still zu weinen.
„Ja Frau Schmidt, das müssen wir. Wir werden unser Bestes geben".
Die Polizisten verlassen das Zimmer ohne weitere Fragen.
Ich bleibe noch einige Minuten neben Luisas Bett bis sie eingeschlafen ist. Dann verlasse ich leise das Zimmer, um mich um einen Patienten zu kümmern, der über Schwindel klagt.

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