POV Luisa
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"Entschuldigen Sie bitte".
Ich hebe meinen Kopf. Vor der Schwesternkanzel steht eine Frau mittleren Alters. Ihr braunes Haar verfärbt sich schon langsam grau.
Ich lächle.
"Was kann ich für Sie tun?".
"Nicole Becker mein Name. Ich suche die Frau Schneider".
"Ah, Sie sind die Nachbarin, oder? Wir hatten telefoniert. Schwester Luisa, hallo nochmal", ich reiche ihr meine rechte Hand.
"Wenn Sie möchten führe ich sie zu ihrem Zimmer. Ich muss sowieso nochmal Blutdruck und Temperatur messen".
Ich gehe um die Schwesternkanzel herum.
"Huch, wer seid ihr zwei denn? Ich hab euch ja gar nicht gesehen", sage ich lachend und betrachte die beiden braunhaarigen Jungs vor mir. "Kommt. Ich zeig euch, wo eure Mama liegt". Ich klopfe an die Tür von Zimmer elf, desinfiziere mir die Hände und trete dann durch die Tür. "Hallo, Frau Schneider. Ich bringe Besuch für Sie", sage ich lächelnd. "Jonas, Ben, meine zwei Jungs", sagt sie fröhlich.
"Hey, ihr zwei", sie wuschelt den beiden durch die Haare.
"Seid aber bitte noch nicht so wild mit eurer Mama. Sie muss sich noch ein wenig ausruhen, okay?".
Die beiden Jungs nicken artig.
"Darf ich ihnen nochmal Blutdruck und Temperatur messen? Dann lasse ich sie auch wieder alleine". "Natürlich". Sie nickt.
"Vielen Dank, Frau Becker, dass Sie sich die Zeit genommen habe, mich mit den Jungs zu besuchen".
Sie schaut ihre Nachbarin voller Dankbarkeit an.
"Nicole", sagt sie lächelnd.
"Heike. Wirklich. Vielen herzlichen Dank. Das bedeutet mir sehr viel". "Ihre Werte sind alle gut. Dann lasse ich sie mal alleine".
"Warten Sie", sie schlingt ihre Finger um mein Handgelenk.
"Danke, dass sie meiner Nachbarin Bescheid gesagt haben. Ich hätte das alleine nicht mehr geschafft".
Ich lächle.
"Das ist selbstverständlich, Frau Schneider. Wenn etwas ist, sagen Sie Bescheid, ja?".POV Frederik
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"Hey". Luisa steht an der Schwesternkanzel, mit dem Rücken zu mir gedreht.
"Was machst du denn hier?", fragt sie lächelnd, als sie sich umgedreht hat. "Ich habe kurzfristig den Dienst eines Kollegen übernommen und da dachte ich, ich besuche dich mal in deiner Mittagspause". Sie wendet sich lächelnd wieder der Patientenakte vor ihr zu und trägt Werte ein.
"Ich dachte, wir hätten gesagt, dass wir in der Klinik nicht als Paar auftreten". Ich seufze.
"Komm schon. Steffi würde dich auch mal gerne sehen. Nur ein kurzer Besuch auf der Chirurgie und dann kann ich dich auch wieder ziehen lassen". Ich schaue sie mit bettelnden Augen an, die ihr zeigen, dass ich sie danach nur sehr ungern wieder gehen lassen würde.
"Du machst mich schwach, Frederik", sie seufzt. "Ist ja gut. Ich komme mit". Ich atme erleichtert aus."Luuuuu!", ruft Steffi uns schon von weiten entgegen. Während die beiden Frauen sich umarmen, überlege ich schon, wie viele auf Station dank Steffi nun wissen, dass Luisa hier ist. "Möchtest du was essen? Wir könnten in die Mensa gehen?".
Luisa schaut mich prüfend an, dann nickt sie. Ich seufze.
"Du darfst auch mitkommen, Frederik", tröstet mich Steffi.
"Haha, sehr lustig"."Ich geh schonmal vor auf Station, Frederik. Wir sehen uns gleich", mit diesen Worten verschwindet Steffi in Richtung Chirurgie.
"Komm schon, Luisa. Nur ein paar Minuten. Wir können auch in mein Arztzimmer gehen, wenn dir das lieber ist". Sie nickt. Wenige Minuten später verschwinden wir beide hinter der Tür meines Arztzimmers.
"Hier kann man wenigstens mal unbeobachtet sprechen".
Sie nickt wieder, streicht sich mit der Hand über den Oberarm.
"Ist alles in Ordnung bei dir?", ich hebe ihr Kinn ganz leicht an.
Sie schaut mir in die Augen und sagt: "Ja".
"Gut". Sie lächelt, macht einen Schritt auf mich zu, stellt sich auf die Zehenspitzen und gibt mir einen Kuss. So überraschend er angefangen hat, hört er auch wieder auf.
"Das hast du dir doch schon den ganzen Tag gewünscht", sie dreht sich lachend um.
"Ich muss", sagt sie und verschwindet durch die Tür. Diese Frau macht mich verrückt.POV Luisa
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Zurück auf Station sehe ich, wie Frau Becker gerade mit den beiden Jungs aus Zimmer elf tritt.
"Tschüss Mama!". Die beiden winken ihrer Mutter noch einmal, dann schließt sich die Tür.
"Frau Schneider!". Sie kommt mit den Jungs an die Schwesternkanzel. "Ja". "Haben Sie noch einen Moment Zeit? Ich würde gerne nochmal mit ihnen sprechen".
"Ja natürlich". Sie schaut auf die beiden Jungs.
"Guckt mal, da hinten, wo die vielen Stühle stehen, gibt es eine Spieleecke. Wollt ihr da mal schauen?".
"Ja!". Und schon verschwinden die beiden hinter der nächsten Ecke."Also Frau Becker. Es geht mich ja eigentlich nichts an, aber ich habe das Gefühl, dass Frau Schneider sehr alleine ist. Sie versucht alles mögliche, dass sie die beiden Jungs alleine versorgen kann, aber sie kommt dabei selbst einfach zu kurz. Es hat sich herausgestellt, so viel darf ich ihnen sagen, dass sie von ihrer Erkrankung wusste, sie aber nicht auskurieren konnte, weil sie sich um ihre Söhne kümmern musste. Ich frage mich, ob sie beiden als Nachbarinnen vielleicht eine Übereinkunft treffen können, sodass Frau Schneider nicht ganz so alleine mit den Jungs da steht und im Notfall jemand für die beiden ersatzweise sorgen kann. Wissen Sie? Ich möchte Sie eigentlich auch nicht so damit überrumpeln. Schlafen Sie vielleicht mal eine Nacht drüber". Sie nickt.
"Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich da schon länger drüber nach gedacht, aber ich habe mich einfach nicht getraut zu fragen. Sie habe aber natürlich vollkommen Recht. Mein Mann und ich werden schauen, wie wir das regeln können". Ich nicke. "Super. Vielen lieben Dank. Da wäre glaube ich allen mit geholfen. So etwas kann nämlich auch mal schnell ins Auge gehen und ich könnte Frau Schneider auch nicht guten Gewissens entlassen, wenn das nicht geregelt wäre".
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Kann man lieben neu lernen? Fan Fiction Klinik am Südring
Fiksi PenggemarDie 22 jährige Luisa wurde lange Zeit von ihrem Freund misshandelt, doch sie schaffte es nach einiger Zeit sich aus seiner Umgebung zu befreien. Nach einem gerichtlichen Prozess ist der Alptraum zunächst vorüber. Doch nur für eine kurze Zeit bis Ale...