52. Kapitel

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POV Frederik
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Ich verlasse Luisas Zimmer und sehe das rege Treiben auf dem Flur. Natürlich heute ist ein besonderer Tag. Luisa wird entlassen, das beschäftigt einige der Kollegen auf Station. Ich sehe zwei meiner Kolleginnen den Flur entlang kommen. Sie hätten heute eigentlich frei, doch zu Luisas Abschieds Überraschung kommen sie in die Klinik.

„Hey", sage ich und winke den beiden zu. Paula und Charlotte kommen auf mich zu.
„Hallo. Können wir was helfen?".
„Ich glaube...", ich blicke in Richtung Pausenraum, in dem ich Steffi fluchen höre, „ich glaube schon", sage ich und zeige auf den Pausenraum.
„Ich muss leider noch an die Arbeit. Ich muss die Papiere für Luisa fertig machen, ansonsten kann sie nicht nach Hause. Ich beeil mich und helfe dann gleich auch mit".
„Alles klar. Bis gleich". Paula und Charlotte gehen in Richtung Pausenraum.

Ich gehe in mein Arztzimmer und mache mich daran, den Arztbrief zu schreiben. Immer wieder schweifen meine Gedanken ab. Auf der einen Seite freue ich mich, dass Luisa heute entlassen werden kann, andererseits habe ich ein wenig Angst. Ich weiß nicht, wie es weiter gehen wird. Wie sie die Geschehnisse verarbeiten wird und wie sich das zwischen uns entwickeln wird. Ich habe Angst, dass ich sie bedränge oder, dass sie sich von mir distanziert. Doch ich entscheide mich dazu, mich zunächst einmal darüber zu freuen, dass es Luisa medizinisch gesehen gut geht. Ich werde für sie da sein. Den Rest sehen wir dann.

Ich tippe die letzten Worte und drucke den Brief aus. Danach mache ich mich auf den Weg in den Pausenraum und staune nicht schlecht, als ich sehe, was die Mädels auf die Beine gestellt haben. Sie haben aus den Tischen eine kleine Tafel gestellt auf der verschiedene Kuchen stehen. Den Pausenraum haben sie mit Luftballons und Girlanden geschmückt. Auf einem der Tische steht ein großer Blumenstrauß in einer schönen Vase.
„Gefällt es dir?", Paula kommt an meine Seite. Ich nicke.
„Es ist großartig".
„Na komm", sie stößt mich leicht an, „Geh sie holen", sie lächelt mich an. Ich nicke, gehe aus dem Pausenraum und höre noch Paulas Stimme, die sagt: „Kommt Leute. Es geht los. Versteckt euch".

Bevor ich zu Luisas Zimmer gehe, gehe ich in mein Arztzimmer, ziehe meinen Kittel aus und nehme Luisas Entlassungspapiere in die Hand. Dann mache ich mich auf den Weg zu ihr.

Ich klopfe leise an und gehe herein. Als ich eintrete lächelt mich Luisa an. „Hier", ich gebe ihr den Arztbrief. Sie steckt ihn in ihre Handtasche, die schon auf ihrem Bett steht.
„Wollen wir?", frage ich. Luisa nickt. Ich nehme ihre Reisetasche, sie ihre Handtasche. Wir gehen aus dem Zimmer und bleiben vor der Schwesternkanzel stehen.
„Wo sind denn alle?", Luisa schaut ein wenig traurig.
„Weiß nicht", schwindle ich, „komm wir warten im Pausenraum".

Ich stelle ihre Tasche in der Schwesternkanzel ab und ziehe sie ein wenig am Ärmel ihres Shirts. „Komm". Sie läuft zögerlich hinter mir her. Ich drücke die Türklinke herunter und stoße die Tür auf.

„Überraschung!", rufen alle im Chor und kommen aus ihren Verstecken. Ich sehe von der Seite nur wie Luisa sich vor Überwältigung die Hände vor den Mund hält, dann laufen die ersten Tränen.

POV Luisa
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Vor Überwältigung fange ich sofort an zu weinen. Ich kann es kaum glauben. Vor mir stehen einige Schwestern und Ärzte, die sich in der Zeit, die ich hier war, um mich gekümmert haben. Ich kann mich kaum beruhigen, ich bin sprachlos. Was für eine Überraschung.

„Überraschung", sagt Steffi noch einmal und kommt auf mich zu, um mich zu umarmen. Ich beruhige mich währenddessen ein wenig und löse mich aus Steffis Umarmung.
„Aber das... das hätte doch nicht sein gemusst. Ich bin sprachlos. Vielen Dank", stottere ich. Scheinbar habe ich meine Sprache noch nicht vollends gefunden. Ich streiche mir die Tränen aus dem Gesicht und lache unsicher. Von hinten stupst mich jemand sanft an. Frederik. Den hätte ich fast vergessen. Er legt mir den Arm um die Schulter, tritt neben mich und zieht mich sanft weiter in den Pausenraum.

„Eine besondere Patientin bekommt auch einen besonderen Abschied von uns", Dr. Martinson schaut mich lächelnd an. Ich lächle zurück.
„Das Buffet ist eröffnet", erst jetzt bemerke ich Dr. Pham, der mich aufmerksam mustert, während Frederik noch den Arm um meine Schulter gelegt hat. Einige der Schwestern und Ärzte gehen zu der kleinen errichteten Tafel, auf der Kuchen und Törtchen stehen. Frederik zieht mich noch ein wenig näher und gibt mir einen Kuss auf den Kopf. Der erste vor seinen Kollegen.

Dr. Martinson kommt lächelnd auf uns zu. „Ab heute Paula", sie reicht mir ihre rechte Hand. Ich muss über diese Geste lächeln. „Luisa, nicht mehr Frau Schmidt", sage ich ebenfalls lächelnd. Paula lächelt und zieht uns beide mit zu den Kuchen. Wieder kommt eine Ärztin auf uns zu. Dr. Engel. „Ich muss mich noch einmal bei ihnen bedanken, Dr. Engel". Dr. Engel schüttelt mit dem Kopf. „Nein, nein Luisa. Nenn mich Charlotte. Du gehörst jetzt zu uns", auch sie lächelt mich freundlich an. Ich nehme mir ein Stück Kuchen, schließlich ist jetzt Mittag.

Auf der anderen Seite des kleinen Raums entdecke ich den jungen Arzt, der meine Narbe abdecken sollte. Ich gebe Frederik ein Zeichen und gehe zu ihm. Er schaut mich verwundert an, als ich mich neben ihn stelle.

„Ich muss mich wohl bei ihnen entschuldigen. Es tut mir leid, dass ich ihnen ihre Arbeit so schwer gemacht habe. Sie können schließlich nichts dafür".
„Ich sollte mich wohl eher entschuldigen. Ich hätte es wissen müssen. Mir tut es leid".
„Kommen sie", ich ziehe ihn zurück zu Frederik und den anderen. Ich flüstere Frederik etwas ins Ohr, woraufhin er nickt und mit einer Gabel gegen eins der rumstehenden Gläser klirrt. „Alle mal herhören. Luisa möchte etwas sagen". Alle drehen sich verwundert um und schauen mich gespannt an.
„Ich muss mich bei euch allen bedanken. Das ist unglaublich und wunderschön. Vielen Dank. Weil ihr mich so überrascht habt, überrasche auch ich euch mit einer Neuigkeit. Ich fange in vier Wochen mit der Ausbildung zur Krankenschwester an. Ich denke es ist Zeit, meinem Leben einen neuen Sinn zu geben. Schließlich habe ich durch euch alle noch einmal die Chance dazu bekommen".
Schwester Birgit kommt auf mich zu und umarmt mich fröhlich. „Dann bist du eine von uns. Mensch Luisa, ich freue mich so für dich".

Es folgen noch einige Glückwünsche zu diesem neuen Schritt und die besten Wünsche für die Zukunft. Ich verspreche ihnen, dass ich sie schon bald besuchen werde. Dann verlassen Frederik und ich gemeinsam die Station. Wir laufen die vielen Flure entlang. Noch nicht so alte Erinnerungen werden wach und treten vor mein inneres Auge. Ich schiebe sie weiter nach hinten in meine Gedanken. Frederik öffnet die Eingangstür der Klinik. Ich spüre die kühle Luft auf meinem Gesicht. Noch einmal atme ich tief ein und trete dann über die Schwelle. Ab jetzt soll sich mein Leben wieder nach mir richten.

Kann man lieben neu lernen? Fan Fiction Klinik am SüdringWo Geschichten leben. Entdecke jetzt