68.Kapitel

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POV Luisa
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Frederik", rufe ich als ich gerade die Wohnungstür hinter mir schließe. „Frederik!", rufe ich ein zweites Mal. Ich wundere mich über die Stille in meiner Wohnung. Frederik hätte schon längst da sein müssen. Ich laufe den Flur entlang in Richtung Badezimmer. Vielleicht ist er dort und hat mich deshalb nicht gehört. Ein Geräusch aus dem Wohnzimmer lässt mich zusammen zucken. Ich drehe mich auf dem Absatz um und laufe ins Wohnzimmer.
„Luisa, da bist du ja endlich", begrüßt mich eine Stimme, doch es ist nicht Frederiks.
Alex?! Was machst du hier? Du dürftest gar nicht hier sein. Man hat dich festgenommen".
„Das spielt keine Rolle", er kommt einen Schritt auf mich zu, in der Hand hält er ein Wasserglas.
„Ich werde dich solange besuchen bis du es verstanden hast", ein Lächeln zuckt über sein Gesicht.
„Was soll ich verstehen?".
„Das wir zueinander gehören. Ich bin ein Teil von dir. Für immer, Luisa". „Nein! Du lügst!", schreie ich ihm entgegen. Meine Kehle brennt. Ich schmecke den eisigen Geschmack von Blut. Sobald mein Schrei das gesamte Zimmer erfüllt, höre ich wieder die Stimme von Alex durchdringen.
„Ich zeige es dir Luisa".
Kurz darauf höre ich auf dem Boden Scherben klirren. Scherben, die bis eben noch das Wasserglas von Alex gebildet haben. Wie in Trance schaue ich auf die kleine Pfütze und die darin schwimmenden kleinen, aber teilweise auch großen Scherben.
„Trau dich, Luisa", seine Stimme durchbricht meinen Nebelblick und ich schaue starr in sein Gesicht.
„Du willst es doch, oder? Du musst dich nur trauen, dann werde ich nie wieder ein Teil von dir sein".
Er kommt noch einen Schritt auf mich zu und seine kalten Hände umfassen meine Handgelenke. Mein Blick bleibt an seinem Griff kleben. Ich spüre keinen inneren Drang in mir, mich los zu machen. Ich fühle mich erschöpft, ausgelaugt und kann mich dem Wunsch dem ganzen zu entfliehen nicht standhalten. Wie von selbst lösen sich meine Hände aus seinem lockeren Griff. Es ist, als ob eine innere Stimme mich leiten würde. Ich bücke mich und greife nach einer der Scherben.
Tu es und erlöse dich endlich". Erlösung, dass war doch das was ich mir die ganze Zeit gewünscht habe, oder nicht? Mit einer Leichtigkeit durchschneidet das Glas die dünne Haut an meinem Handgelenk. Die ersten warmen Tropfen, die über meinen Unterarm fließen sind wie eine Erlösung für mich. Ich weiß, dass ich das alles nur noch wenige Minuten ertragen muss, dann werde ich nicht mehr sein. Ich setze die Scherbe noch einmal an, diesmal schneidet sie tiefer in meine Haut. Ich lasse mich am Schrank herunter gleiten und lehne meinen Kopf dagegen. Mit jedem Tropfen Blut verlässt immer mehr Kraft meinen Körper.
„So ist es gut, Luisa", Alex Stimme dringt nur noch gedämpft durch den Nebel in meinem Kopf. Meine Lider werden immer schwerer und ich gebe nach. Ich schließe meine Augen und weiß, dass es nun vorbei ist.

Schweißgebadet schrecke ich aus meinem Traum auf. Ich taumle ins Bad und stelle die Dusche an. Ohne mir die Mühe zu machen, meine Klamotten auszuziehen, steige ich in die Dusche. Das kalte Wasser prasselt von meinem Kopf auf meine Schulter und weiter herab. Schon nach wenigen Sekunden schmerzt meine gesamte Haut. Doch ich werde meine Gedanken nicht los, die Erinnerungen an den Traum treiben mir brennende Tränen in die Augen und mit ihnen steigt erneut die Verzweiflung meinen Rücken empor. Ich lasse mich an der Wand hinunter gleiten und halte mein Gesicht unter den Wasserstrahl. Mein Schluchzen und die leisen Schreie der Verzweiflung werden vom Prasseln des Wassers übertönt.

POV Frederik
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Ich werde mitten in der Nacht wach. Überraschenderweise höre ich, das Wasser in der Dusche laufen. Ich wundere mich darüber und beschließe dem Ganzen auf den Grund zu gehen. Wieso sollte Luisa zu dieser Zeit duschen? Oder hatte ich das Wasser nicht richtig abgestellt? Aber hätte ich das nicht schon früher bemerkt? Ich gehe bis zur Badezimmertür und klopfe an. Vielleicht war Luisa ja doch duschen? „Luisa? Bist du da drin?", rufe ich und klopfe noch einmal. Ich drücke die Türklinke herunter und stoße die Tür ein wenig auf.

„Luisa", rufe ich entsetzt und spurte zur Dusche. Ein eisiger Schauer durchfährt meinen Körper, als der kalte Strahl meine Haut berührt. Ich stelle das Wasser ab. Die traurigen und tränengefüllten Augen von Luisa treffen sich mit meinem Blick. Es versetzt mir einen Stich.
„Komm. Ich helfe dir daraus. Das ist doch viel zu kalt für dich". Widerwillig und teilnahmslos steigt sie mit meiner Hilfe aus der Dusche. „Was machst du nur für Sachen?". "Luisa, du musst die nassen Klamotten ausziehen".
Sie schüttelt kraftlos mit dem Kopf. „Nein. Ich...ich muss sterben".
„Du musst nicht sterben, Luisa. Du musst deine Klamotten jetzt aber ausziehen". Sie schaut mich mit einem leeren Blick an. Ihr Körper bebt durch das Zittern.
„Lass mich", bettelt sie. Ihre Stimme ist zitternd, kaum mehr als ein Flüstern.
„Nicht mehr lange...", stammelt sie weiter.
„Du musst deine  Klamotten ausziehen. Bitte", flehe ich sie an, doch sie scheint das alles nicht wirklich mit zu bekommen. Sie blickt die ganze Zeit auf ihr linkes Handgelenk.
„Komm, ich helfe dir". Ich packe den Saum ihres Shirts, doch sie starrt noch immer auf ihr Handgelenk. Ich ziehe ihr das Shirt über den Kopf, danach folgt der Rest ihrer durchnässten Kleidung. Ich wickel sie in ein frisches Handtuch und führe sie ins Schlafzimmer.

Während sie auf dem Bett sitzt, suche ich verzweifelt irgendwelche Klamotten aus ihrem Schrank und ihrer Kommode.
„Du musst dir andere Klamotten anziehen", sage ich und knie mich vor ihr hin, um ihr ins Gesicht schauen zu können. Ihre Augen sind rot vom Weinen. Einige Tränen ruhen noch bewegungslos auf ihren Wangen. „Luisa, verstehst du was ich sage?". Meine Stimme klingt immer verzweifelter. Ich warte nur noch wenige Sekunden auf eine Reaktion, bis ich sie mühevoll selbst umziehe, denn sie bewegt sich nicht.
„Ist gut, Luisa. Alles wird gut. Ich bin bei dir", sanft drücke ich sie in ihr Kissen und decke sie behutsam zu. Auch wenn das andere Bettzeug auf dem Sofa liegt, lege ich mich zu ihr. „Ich bin bei dir, okay?".
„Ich möchte nicht sterben", ihre Stimme ist nicht mehr als ein sehr leises Flüstern.
„Frederik. Wo war Frederik?".
„Ich bin hier, Luisa. Beruhige dich". „Ich will nicht sterben", ihre Fingernägel bohren sich in meinen Arm. „Ich...ich liebe ihn doch. Ich kann ihn nicht alleine lassen. Ich muss hier bleiben", stammelt sie. Ich kann ihren Worten nur mit Mühe folgen, doch dennoch verstehe ich nicht wirklich, was sie sagt.

Etwa eine Stunde stammelt sie immer wieder Sätze mit der selben Aussage. Es hört sich so an, als ob sie nicht wirklich hier ist. Irgendwann verlässt sie die Kraft und sie schläft ein. Wachsam halte ich sie in meinen Armen, bis auch ich der Müdigkeit nicht mehr stand halten kann.

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Danke dafür🙈

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