60. Kapitel

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POV Frederik
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Ich fahre mein Auto auf einen kleinen Feldweg, parke am Rand und schalte den Motor aus. Ich fühle mich leer und mein Herzschlag wird von einem stechenden Schmerz begleitet. Ich raufe mir die Haare und steige aus. Die kühle Luft fährt durch meine Haare und verursacht eine Gänsehaut an meinem ganzen Körper. Der Regen vermischt sich mit meinen Tränen. Nach nur wenigen Sekunden ist meine Kleidung komplett durchnässt. Mitten im Feld schreie ich mir die Kehle aus dem Hals. Ich weiß nicht wohin mit mir. Ich fühle mich in diesem Moment fehl am Platz auf dieser Welt. Ich möchte wieder zurück zu Luisa, um sie in meinen Armen wiegen zu können. Doch ich weiß, dass es sie innerlich zerreißt in meiner Gegenwart. Ich würde am liebsten vor mir selbst weg laufen. Ich hatte Luisas Vater versprochen auf sie auf zu passen und jetzt stehe ich alleine im Regen auf einem Feldweg, weil sie mich weggeschickt hat. Ich würde am liebsten mit dem Kopf gegen eine Wand rennen, damit meine Gedanken endlich Ruhe geben. Ich steige nass in mein Auto und fahre zu mir nach Hause. Mit neuen Klamotten setze ich mich an meinen Küchentisch und schaue raus auf die Straße, wo die Pfützen immer größer werden.

Ich verbringe die ganze Nacht an meinem Küchentisch in Gedanken bei Luisa, der Frau die ich liebe und der ich so nah und gleichzeitig doch so fern bin.

POV Luisa
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Ich muss es in der Nacht in mein Bett zurück geschafft haben, denn ich wache dort morgens auf. Ich fühle mich elend. Mein Kopf fühlt sich so an, als ob er jeden Moment in Tausend Teile zerspringt und mein restlicher Körper fühlt sich unendlich leer und taub an. Ich schaffe es nur aus dem Bett zu steigen, um auf die Toilette zu gehen. Als ich aufstehen möchte, fällt mir auf, dass meine Hand klebrig ist. Erst später realisiere ich, dass ich blutverschmiert bin. Doch da ich keine akut blutende Wunde mehr sehe, gehe ich auf die Toilette und lege mich so wie ich bin zurück ins Bett. Den Rest des Tages verbringe ich in meinem Bett angekuschelt an Frederiks Kissen, dessen Geruch mir immer wieder die Tränen in die Augen steigen lässt. Ich schaue nicht auf mein Handy und ignoriere das klingelnde Telefon und das Klingeln der Haustür.

POV Frederik
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„Wie siehst du denn aus?", begrüßt mich Dr. Heinemann. „Leg meine Ops bitte auf jemand anderen. Ich kann heute nicht operieren", ich schaue meinen Kollegen bittend an. Er nickt. „Ist was Schlimmes passiert?".
„Ich möchte momentan nicht drüber sprechen". Mit diesen Worten verlasse ich das Büro meines Kollegen und mache mich an die Arbeit. Immer in Gedanken bei Luisa, auch noch als ich nach meinem langen Dienst nach Hause fahre und mich erschöpft unter die Dusche stelle. Ich rufe sie dreimal an, doch sie geht nicht ran.

Am nächsten Morgen mache ich mich fertig für meinen Dienst. Ich fühle mich ausgelaugt. Auch diese Nacht habe ich kaum geschlafen.
„Du siehst schlecht aus", begrüßt mich Steffi.
„Vielen Dank für das Kompliment", entgegne ich. „Was ist los?". „Nichts", lüge ich und reibe mir mit einer Hand über das Gesicht und lasse mich auf einen der Stühle im Pausenraum fallen. „Raus mit der Sprache", Steffi schaut mich forschend an.
„Es ist wegen Luisa", beichte ich kleinlaut, „sie hat es nicht mehr ausgehalten und hat mich raus geschmissen. Sie muss immer wieder an Alex denken, nachts träumt sie von ihm. Steffi, ich hab sie im Stich gelassen", mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck blicke ich in das Gesicht meiner Kollegin.
„Ach Frederik! Bekommst du auch einmal etwas alleine hin? Vor wenigen Tagen war Luisa deine große Liebe und du wolltest mit ihr alles durchstehen und jetzt lässt du dich von ihr wegschicken, weil sie deine Gegenwart nicht ertragen kann, weil ihr Exfreund noch in ihren Gedanken herum geistert. Ist das dein Ernst? Ich bitte dich! Bring das wieder in Ordnung Frederik. Wenn du sie liebst, gehst du zu ihr. Ihr bekommt das schon hin, aber geh nicht einfach. Oh Gott wie sie sich jetzt fühlen muss. Sie ist ganz alleine, Frederik. Hast du daran nicht gedacht?".
„Doch habe ich. Mein Gott, ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen".
„Du bekommst jetzt kein Mitleid von mir. Wehe du gehst nicht zu ihr", sie verlässt den Pausenraum. Auch ich mache mich an meine Arbeit. Die Patienten lenken mich ab. Ich bin dankbar dafür, weil ich es kaum abwarten kann, endlich zu Luisa fahren zu können.

POV Luisa
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Auch diesen Tag verbringe ich im Bett. Ich höre das Telefon dreimal klingeln, doch ich ignoriere es und bleibe im Bett liegen. Das leere Gefühl in meinem Bauch habe ich noch immer. Meine Augen brennen vom Weinen und ich vermisse Frederik. Zweimal habe ich mein Handy in der Hand und bin kurz davor, ihn anzurufen, doch ich bleibe stark und widerstehe dem Drang. Beim vierten Klingeln des Telefons stehe ich doch auf, um zu schauen wer anruft, allerdings habe ich nicht die Absicht dran zu gehen. Der Anrufbeantworter ertönt.
Hallo Frau Schmidt. Sie haben ihren Termin um vierzehn Uhr nicht wahr genommen. Ich bitte Sie, mich zurück zu rufen, um einen neuen Termin zu vereinbaren.

Ich schlurfe kraftlos zurück in mein Schlafzimmer und lege mich wieder in mein Bett. Der Schmerz in meiner Brust nimmt einfach nicht ab und meine Gefühle tragen noch immer schmerzvolle Gefechte in meinem Inneren aus. Ich habe keine Kontrolle mehr über sie. Immer wieder steigen mir Tränen in die Augen. Wie gerne ich jetzt in den Armen des einen Menschen liegen würde. Ich möchte mich wieder so geborgen fühlen. Gleichzeitig möchte ich ihn vor mir schützen. Er hat eine bessere Frau verdient. Meine Tränen durchnässen den Stoff meines Kopfkissens. Ich liege zusammengerollt in meinem Bett, mein Körper wird von einem Schüttelfrost nach dem anderen überrollt.

POV Frederik
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Nach Dienstschluss mache ich mich schnell auf dem Weg zu Luisas Wohnung. Ich klingele dreimal hintereinander und warte einige Sekunden, doch Luisa öffnet nicht die Tür. Ich drücke wahllos irgendwelche andere Klingeln, ohne auf die Namen auf den Schildern zu achten. Irgendjemand drückt den Türsummer. Ich renne in den ersten Stock und klingele und klopfe an Luisas Wohnungstür. „Hallo? Wer ist denn da?", höre ich eine Stimme aus den oberen Stockwerken. „Entschuldigung. Es war ein Notfall. Ich muss gar nicht zu ihnen". Nachdem ich den Nachbarn abgewimmelt habe, konzentriere ich mich wieder auf Luisa. „Luisa!", wieder klopfe ich gegen ihre Wohnungstür. Ich höre wie einige Wohnungstüren im Haus nacheinander geöffnet werden, doch das ist mir egal. Ich werde um Luisa kämpfen.

POV Luisa
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Gegen frühen Abend klingelt es bei mir. Ich ziehe mir die Decke über den Kopf, damit ich es nicht weiter hören muss, doch der leichte Stoff der Decke schirmt mich nicht von den Geräuschen ab und ich höre wie kurz darauf bei meinen Nachbarn die Klingeln ertönen. Dann klingelt es wieder an meiner Tür. Jemand klopft gegen die Tür, kurz darauf höre ich seine Stimme. Sie lockt mich an die Tür. Durch den Spion sehe ich, wie er sich verzweifelt mit seiner rechten Hand durch die Haare fährt. Bei seinem Anblick brennt es sehnsüchtig in meinem Inneren.
„Luisa, bitte mach die Tür auf!", seine Stimme ist so sanft, wie er mich anfleht. Ich lasse mich auf meiner Seite die Tür hinunter gleiten, sodass ich an der Tür gelehnt auf dem Fußboden sitze. Ich spüre seine Präsenz durch die Tür. Wie gerne ich jetzt die Tür öffnen und ihn umarmen würde. Doch ich muss stark sein, wenn er mir etwas bedeutet, muss ich ihn gehen lassen. Ich höre wie sich meine Nachbarn in das Geschehen einmischen. „Ich rufe gleich die Polizei!", höre ich einen meiner Nachbarn durch den Hausflur brüllen, doch Frederik lässt sich davon nicht beirren.
„Egal was passiert, Luisa, wir schaffen das. Gemeinsam. Ich verspreche dir, dass ich dir helfe. Aber du musst mich dir auch helfen lassen. Ich liebe dich doch". Das letzte flüstert er so leise, dass ich es kaum verstehe. Tränen der Verzweiflung rinnen in einem traurigen Rinnsal meine Wangen hinab. Wenn ich mein Ohr gegen die Tür presse, höre ich seine tiefen Atemzüge. Ich kann mich nicht mehr von der Tür weg bewegen. Ich möchte dort sitzen bleiben, in der Hoffnung, dass Frederik noch da ist, auch wenn ich irgendwann nichts mehr höre. Der Gedanke tröstet mich, andererseits zerreißt es mein Herz.

Ich hoffe ihr seid nicht enttäuscht theri3 MichelleD05 , aber ich habe mich für einen anderen Verlauf der Geschichte entschieden.

Ich habe mich sehr über die letzten Kommentare gefreut. Vielen Dank dafür😍😊💕

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