51. Kapitel

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POV Luisa
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Ich schaue noch einige Sekunden auf den kleinen Brief, den Lukas wortlos zurück gelassen hat, bis ich mich dazu entscheide ihn mir anzuschauen. Ich nehme den Brief von meiner Bettdecke und entfalte ihn.

Liebe Luisa, es gibt wohl einiges was ich dir noch nie gesagt habe. Ich bin mir nicht sicher, ob es jetzt der richtige Moment dafür ist, doch manche Dinge müssen einmal gesagt werden und das Schicksal hat uns aufeinander treffen lassen. Also bin ich wohl dazu verpflichtet, diese Chance zu nutzen. Ich hasse mich dafür, dass ich dir nach dem Prozess aus dem Weg gegangen bin. Ich habe dich im Stich gelassen und das werde ich nie wieder gut machen können. Es war ein furchtbarer Fehler von mir. Ich dachte, wenn ich dir danach aus dem Weg gehe, dann wäre es so, als wär all das nicht passiert. Heute weiß ich, dass das Unsinn ist. Ich werde nie vergessen, was Alex getan hat, was er dir angetan hat. Wie sollte ich auch? Solche Dinge kann man nicht vergessen. Ich bin zum Erinnern verdammt. Ich habe gelogen, als ich gesagt habe, dass ich früher nichts für dich empfunden habe. Ich habe dich geliebt Luisa. Hasse mich meinetwegen dafür, dass ich dir das jetzt schreibe. Es soll sich dadurch nichts verändern. Aber wie kann man dich auch nicht lieben? Du bist eine bezaubernde junge Frau mit viel Mut und Stärke, die jeden Menschen in ihrer Nähe in den Bann zieht. Du fesselst die Menschen und bist dir dessen nicht einmal bewusst. Ich habe nie verstanden, wieso du Alex so geliebt hast.. Ich war immer neidisch auf ihn, weil er mit dir zusammen war. Ich habe ihn gehasst, für das was er dir angetan hat. Luisa, es tut mir Leid, dass ich nicht früher gehandelt habe. Ich wollte das alles nicht wahr haben. Das war feige von mir. Ich habe gesehen, wie es dir geht und habe es hingenommen, weil ich nicht wollte, dass mein Bruder so etwas tut. Heute möchte ich ihn nicht mehr als meinen Bruder bezeichnen. Weißt du manchmal fühlt es sich so an, als ob ich all das getan hätte. Ich weiß es ist Unsinn, doch ich fühle mich schuldig für das was Alex getan hat. Wir werden beide ein neues Leben leben. Ohne Alex. Ich freue mich für dich und Frederik. Ich könnte mir keinen besseren Beschützer an deiner Seite vorstellen als Frederik und Frederik hat sehr viel Glück gehabt, einer so wunderbaren Frau begegnet zu sein. Ich wünsche euch beiden Alles Gute. Lukas

Ps: Das mit der Hochzeit ist abgemacht oder? Ich werde doch eingeladen, ja? Für den Fall der Fälle: ************

Einige meiner Tränen durchweichen schon das Papier. Ich wische sie schnell weg und blicke auf die Handynummer und muss ein wenig lächeln. Ja, Abschied mochte Lukas noch nie...
Ich falte den Brief wieder sorgfältig zusammen und stecke ihn vorsichtig in meine Tasche.

Gerade als ich den T-Shirt Stapel von meinem Bett in die Tasche hebe, klopft es wieder an die Tür.
„Hey", Frederik kommt lächelnd an mein Bett.
„Hey".
„Wie geht's dir?", er nimmt meine Hand in seine.
„Gut". Frederik nickt.
„Aufgeregt?".
„Vielleicht einbisschen", gebe ich zu.
„Ich...ich habe gestern nachgedacht", Gott wie sich das anhört. Schnell mache ich weiter. „Du hast Recht, ich brauche Hilfe. Ich weiß, dass du für mich da sein wirst, aber das möchte ich auch dir nicht allein zumuten".
"Aber...", unterbricht mich Frederik.
Ich schüttel mit dem Kopf.
"Kein aber. Ich habe jemanden in der Nähe gefunden. Dann werde ich weiter sehen. Ich möchte wieder Normalität in meinem Leben".
Frederik schaut mich lächelnd an.
"Ich bin so stolz auf dich, Luisa", er streicht sanft über den Handrücken meiner linken Hand.

Dann legt sich für einen Moment ein angenehmes Schweigen über uns.
"Wann kommen die Fäden raus?".
"Jetzt?", Frederik sieht mich lachend an. Ich nicke. "Ich bin gleich wieder da", er lässt meine Hand los, steht auf und verlässt mein Zimmer.

Wenige Minuten später kommt Frederik mit einigen Utensilien in einer Nierenschale zurück.
Dann wollen wir Mal die Fäden ziehen".
Ich lege mich gerade hin. Frederik zieht meine Decke weg. Er zieht sich Handschuhe an und krempelt dann meine Jogginghose ein wenig nach oben und fängt an, das Pflaster abzuziehen.
"Bereit?". Er schaut mich durch seine Brille mit gerunzelter Stirn an.
Er wirkt angespannt.
"Bereit".
Er nimmt ein Skalpell und fängt an die Fäden zu durch trennen. Er sammelt die Fäden in der Nierenschale.
Als er fertig ist, kommt er an meine linke Seite und zieht mein Oberteil vorsichtig nach oben.
Er streicht langsam über die Haut um die Narbe. Es fühlt sich ein wenig komisch an, weil er die Handschuhe an hat und somit das Gummi über meine Haut streicht. Er sieht aus, als sei er in Gedanken versunken.

POV Frederik
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Gedankenversunken berühre ich ihre Haut und starre die Narbe an, die die Milz OP hinterlassen hat. Ich verstehe nicht, wie jemand jemand anderen so etwas antun kann. Erneut packt mich die Wut über den Vorfall. Luisa ist so unschuldig und dann passiert ihr so etwas.

"Frederik...", Luisas sanfte Stimme holt mich zurück in die Realität. Ich spüre ihre rechte Hand an meinem Arm. Sie schaut mich besorgt an. "Entschuldige", sage ich schnell, um sie nicht weiter zu beunruhigen.
Ich nehme das Skalpell wieder in die Hand und durchtrenne die Fäden der restlichen Nähte an ihrem Bauch, ihrem Hals und die am Hinterkopf.

"Fertig", sage ich lächelnd als der letzte Faden durchtrennt ist und in der Nierenschale liegt.
"Danke".
"Ich denke, dass du sogar schon vor dem Mittagessen entlassen wirst. Ich muss noch die Papiere fertig machen und dann habe ich Schluss. Wenn du möchtest, fahre ich dich nach Hause".
Sie lächelt mich an.
"Darüber würde ich mich sehr freuen".
In meinem Inneren explodiert ein ganzes Feuerwerk. "Dann werde ich mich mal an die Arbeit machen, damit wir fahren können".

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